Die Gilde der Diebe
kratzbürstige.«
»Ich versuche, es mir zu merken.«
Der Feuerschlucker warf ihm einen belustigten Blick zu, sagte aber nichts. Die Zwillinge hatten inzwischen das Nachbargebäude erreicht, das ein drei Meter breiter Abgrund von dem Unterschlupf trennte. Jonathan wollte gerade den Feuerschlucker fragen, wie sie ihn überwinden würden, als die beiden Frauen aus vollem Lauf absprangen. Jonathan hielt den Atem an. Sie flogen in einem weiten Bogen unglaublich hoch durch die Luft, bevor sie dem rettenden Gebäude entgegenstürzten. Bei der Landung wirbelten sie wenige Meter von Jonathan und Correlli entfernt eine große Staubwolke auf und rollten sich sanft ab, um dem Aufprall die Energie zu nehmen. Die linke von ihnen sprang sofort wieder auf und pikte ihre Zwillingsschwester mit dem Finger in die Seite.
»Das nennst du einen Sprung? Du hättest mich beinahe mit heruntergerissen, du dickes Schwein!«
»Pik mich noch einmal und du verlierst deinen Finger!«
»Was willst du machen? Ihn aufessen?«
Correlli räusperte sich. Die Zwillinge wirbelten herum. Auf ihren Lippen zeigte sich ein listiges Lächeln und ihr Streit war sofort vergessen. Geschmeidig bewegten sie sich auf den Feuerschlucker zu.
»Sieh an …«
»… sieh an. Antonio Correlli. Ist eine Weile her.«
»Eine ziemliche Weile«, stimmte ihre Schwester ihr zu. »Zu lange her, Fray?«
Fray runzelte die Stirn und dachte über die Frage nach.
»Nein«, erwiderte sie bedächtig. »Ganz so würde ich das nicht sagen.«
Correlli vollführte eine tiefe Verbeugung.
»Meine Damen. Es ist schön, euch beide wieder zu sehen. Die vergangenen Jahre waren trostlos ohne eure Gesellschaft.«
Nettle warf ihm einen misstrauischen Blick zu.
»Spar dir diesen Mist für deine billigen Flittchen, Correlli. Oder für Fray.«
Ihre Schwester zog sie grob an den Haaren.
»AUTSCH!«
»Du bist hier das einzige Flittchen, Nettle!«
Sie ballten die Fäuste und traten sich gegenüber. Correlli hob beschwichtigend die Hände.
»Beruhigt euch … alle beide. Ihr könnt das später ausdiskutieren. Wir wollen euch einen interessanten Vorschlag unterbreiten und haben nicht viel Zeit.«
»Wir?«, entgegneten sie im Chor. Zum ersten Mal bemerkten die Zwillinge Jonathans Gegenwart. Beide machten ein verächtliches Gesicht.
»Wer ist …«
»… das?«
»Ich bin Jonathan«, antwortete er ruhig.
Fray schlug sich mit gespieltem Entsetzen die Hand vor den Mund.
»Pass auf, Correlli. Wir haben gehört, dass Kinder schlecht für die Gesundheit sind.«
»Besonders für deine Gesundheit«, ergänzte ihre Schwester.
Die Zwillinge brachen in Gelächter aus, und ihr schrilles Gekicher hallte von den Dächern wider.
»Wahnsinnig komisch«, knurrte Correlli trocken, als ihr Lachen abebbte. »Es freut mich zu hören, dass sich die Kunde meiner Demütigung bis nach Lightside herumgesprochen hat. Aber viel wichtiger ist die Frage, ob ihr auch von dem Purpur-Stein gehört habt?«
Die Gesichter der Zwillinge wurden schlagartig ernst.
»So eine Verschwendung«, murmelte Fray traurig. »So ein bezaubernder Stein …«
»… landet bei so einem schrumpeligen alten Mann«, fuhr ihre Zwillingsschwester fort.
»Gut, dann könnte euch Folgendes vielleicht interessieren.« Correlli richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Ich werde dem Jungen helfen, ihn zu klauen, und ich brauche dafür eure Unterstützung.«
Die beiden Mädchen blickten sich in die Augen, ohne zu sprechen. Dann bauten sie sich links und rechts von dem Feuerschlucker auf und flüsterten ihm abwechselnd ins Ohr.
»Du weißt doch, …«
»… dass man nicht stehlen darf, oder?«
»Was ist dabei …«
»… für uns drin?«
»Der Junge kriegt den Purpur-Stein«, erwiderte Correlli gelassen. »Wir kriegen den Rest. Xavier ist ein Sammler und ein reicher noch dazu. Was auch immer es dort zu holen gibt, es wird eine Menge wert sein.«
Die Wangen beider Zwillinge röteten sich.
»Gibt es dort Diamanten …«
»… und Rubine? Ich liebe Rubine.«
»Ausgehend von Xaviers Ruf könnte ich mir vorstellen, dass er jede Art von Stein hat, die es auf der Welt gibt. Klingt das nicht verlockend?«
Die Zwillinge stürmten zum Rand des Dachs und steckten die Köpfe zusammen. Ihr Flüstern wurde lauter und lauter, bis schließlich eine von ihnen, Jonathan hatte keine Ahnung welche, verärgert kreischte.
»Nimm das zurück!«
Correlli verdrehte die Augen.
»Das könnte eine Weile dauern«, stieß er zwischen den Zähnen
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