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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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Spiel!«
    »Tatsächlich«, fauchte Correlli. »Und warum sollte mich das Leben deiner Freundin interessieren? Ich wünschte nur, es ginge um dein Leben.«
    »Soll ich ihn wieder ins Wasser werfen?«, fragte Carnegie. Er packte Correlli, der sofort abwehrend die Hände hochhielt.
    »Wartet einen Moment. Dieser Coup des Jahrhunderts … worum geht es genau?«
    Raquella legte die Hände um den Mund und flüsterte ihm ins Ohr. Correllis überraschter Gesichtsausdruck wich bald einem breiten Grinsen.
    »Wirklich?«, fragte er. »Warum habt ihr das nicht gleich gesagt?«

11
    Von einem Aussichtspunkt hoch über den Dächern aus sah die Skyline Londons ganz eigen aus. In der näheren Umgebung durchkreuzten Fernsehantennen und gedrungene Schornsteine die Silhouetten der steil aufsteigenden Dächer der viktorianischen Reihenhäuser. Weiter entfernt wetteiferten Hochhäuser und Wolkenkratzer um die Herrschaft am Himmel. Am Horizont hatte sich das Hitzeflimmern wie ein Schweißfilm über die Kuppel der St.-Paul’s-Kathedrale gelegt, und es spiegelte sich in der Glasfassade eines Gebäudes wider, das die Londoner nur »die Gurke« nannten.
    Jonathan Starling schirmte mit der Hand seine Augen vor der Sonne ab und ließ seinen Blick ängstlich über die Skyline schweifen.
    »Sind Sie sicher, dass sie kommen werden?«, fragte er.
    Correlli kaute Kaugummi.
    »Ja, sie werden kommen. Ob sie Ja oder Nein sagen, ist wieder eine andere Sache.«
    Seit er zugestimmt hatte, ihnen zu helfen, war der Feuerschlucker beinahe wieder der alte. Er hatte umgehend Boten zu den ehemaligen Mitgliedern der Gildeentsandt, um noch am selben Tag ein Treffen zu arrangieren. Es war auch seine Idee gewesen, sich aufzuteilen.
    »Es ist am besten so«, hatte er argumentiert, als sie vom Teufels-Kai zurückgeeilt waren. »Wenn Xaviers Anwesen so stark bewacht ist, wie ihr sagt, werden wir viel Zeit benötigen, um es auszuspähen. Deswegen ist es am besten, wenn Jonathan und ich nach Lightside zurückkehren und du und das Mädchen die Dinge hier regelt. So sparen wir fast einen Tag Zeit.«
    »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist«, erwiderte Carnegie vorsichtig. Correlli hielt ruckartig an und ignorierte dabei die empörten Ausrufe der Leute um ihn herum.
    »Du hast mich um Hilfe gebeten«, sagte er schließlich. »Ich habe gesagt, dass ich dabei bin. Aber wenn du das hier durchziehen willst, dann musst du mir vertrauen. Einverstanden?«
    Obwohl sie widerwillig seinem Plan zugestimmt hatten, konnte Jonathan nicht gerade behaupten, dass er dem Feuerschlucker vertraute. Es fiel ihm schwer, sich in der Gegenwart eines Menschen wohlzufühlen, der erst vor Kurzem versucht hatte, ihn umzubringen. Im Laufe der Zeit hatte er sich an Carnegies Launen gewöhnt. Er wusste, wann es Zeit war, zurückzustecken oder sich in ein anderes Zimmer zu verziehen. Aber Correlli war wesentlich undurchsichtiger. Es war unmöglich, zu erkennen, was er dachte. Eine misstrauische Stimme in Jonathan fragte sich, ob dies alles vielleicht nur Teil einer ausgeklügelten List war, um ihn alleine zu stellen und sich an ihm zu rächen.
    Unter diesen Umständen war es nicht verwunderlich, dass sie die Rückreise nach Lightside schweigend verbrachten. Jonathan gewöhnte sich immer mehr an das unangenehme Gefühl beim Durchqueren des Übergangs, und obwohl sein Puls sich beschleunigte und er Herzklopfen bekam, fühlte er sich nicht mehr so elend wie in der Vergangenheit. Es überraschte ihn, dass Correlli die Reise augenscheinlich ebenfalls nichts ausmachte. Als er seinen verwunderten Blick bemerkte, zuckte der Feuerschlucker mit den Schultern.
    »Es gibt in London mehr als einen Halbdarksider, Jonathan.«
    Das hatte er nicht erwartet. Jonathan verkniff sich allerhand Fragen und ließ sich zu einem Reihenhaus im Osten Londons führen, das der Gilde bereits in der Vergangenheit als sicherer Unterschlupf gedient hatte. Innen war es dunkel und kühl, und der muffige Geruch deutete darauf hin, dass es seit einigen Jahren leer stand. In der Küche fand Jonathan auf einer Anrichte eine Tasse mit verschimmeltem Inhalt.
    »Sehr heimelig.«
    Der Feuerschlucker warf ihm einen warnenden Blick zu.
    »Wir treffen die Zwillinge auf dem Dach. Komm mit.«
    Über dem Treppenabsatz im ersten Stock befand sich ein Dachfenster. Correlli sprang hoch und knallte die Luke auf, bevor er sich athletisch durch den Spalt auf das Dach schwang.
    »In einem der Zimmer ist eine Leiter«, rief er von oben. »Vielleicht

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