Die Gilde der Diebe
bemerkte er, dass Carnegie neben ihm stand.
»Ich hab dir doch gesagt, dass du draußen warten sollst«, erinnerte ihn der Wermensch belustigt. Er stupste Correllis leblosen Köper mit dem Fuß an. »Wenigstens haben wir bekommen, was wir wollten.«
»Super«, erwiderte Jonathan verbittert. »Nur wird er uns so nicht viel bringen, oder?«
Carnegie runzelte die Stirn.
»Dann sollten wir ihn wohl aufwecken, oder?«
Correlli wachte genau zwei Sekunden, nachdem ihn Carnegie von der Landungsbrücke am »Teufels-Kai« geworfen hatte, auf. Da der Wermensch den bewusstlosen Feuerschlucker den ganzen Weg vom »Tintenfisch-Club« bis zum Kai geschleift hatte, war dieser nicht gerade in der Stimmung, um Höflichkeiten auszutauschen. Correllis entsetztem Aufschrei folgte ein gewaltiger Platscher, als er die Wasseroberfläche durchschlug.Jonathan beobachtete beunruhigt, wie er in die Tiefe sank.
»Du glaubst nicht, dass er ertrinken wird, oder?«
»Wäre möglich«, brummte Carnegie. »Aber Correlli ist ein Überlebenskünstler. Ein kleines Bad sollte ihm nicht schaden.«
»Es sei denn, er kann nicht schwimmen«, gab Raquella zu bedenken.
Der Wermensch kaute gedankenverloren auf seiner Unterlippe.
»Der Gedanke kam mir noch nicht«, gestand er.
Jonathan spähte über die Kante der Landungsbrücke und suchte das trübe Wasser nach einem Zeichen von Correlli ab. Er litt immer noch unter den Folgeerscheinungen seines Aufenthaltes im »Tintenfisch-Club« und beim Anblick der rollenden und schäumenden Wellen drehte sich ihm wieder der Magen um. Zur allgemeinen Beunruhigung war von dem Söldner nichts zu sehen.
Raquella warf Carnegie einen verärgerten Blick zu, der sich verlegen räusperte.
»Schau mich nicht so an. Ich werde nicht hinterher springen.«
Mit einem weiteren lauten Platscher schoss Correlli an die Oberfläche und ruderte panisch mit den Armen, während er Luft holte.
»Hab euch ja gesagt, ihm geht’s gut«, bemerkte der Wermensch trotzig.
Er griff nach einem Rettungsring, der an der Landungsbrücke hing, und ließ ihn am Seil hinunter zuCorrelli. Der Überlebenstrieb des Feuerschluckers gewann die Oberhand, er kraulte durch die Wellen und packte den Rettungsring. Oben auf der Landungsbrücke schlang sich Carnegie das Seil um die Hüften und nahm einen festen Stand ein.
»Geht zur Seite«, presste er zwischen den Zähnen hervor.
Dann begann er, den Söldner Stück für Stück aus dem Wasser nach oben zu ziehen. Als Correlli die obere Kante erreichte, halfen ihm Jonathan und Raquella, seinen nassen und geschundenen Körper auf die Plattform zu hieven, wo er schnaufend liegen blieb. Seine nassen Haare klebten an seiner Stirn. Schließlich blickte er auf und warf dem Wermenschen einen mordlustigen Blick zu.
»Ich … werde dich … für das hier umbringen«, keuchte er.
»Ich muss mit dir reden«, erwiderte Carnegie mit wehendem Mantel. »Ich wollte nur sicher sein, dass ich deine volle Aufmerksamkeit habe.«
»Was um Darksides willen sollten wir zu besprechen haben?«
»Wir müssen etwas in die Finger bekommen. Wir haben gehört, dass du der richtige Mann dafür bist.«
Correlli lachte verbittert. »Was du nicht sagst. Seit der Junge mich ausgetrickst hat, bin ich eine Lachnummer. Nicht einmal mehr die Taschendiebe haben Respekt vor mir. Nach so vielen Jahren, so vielen Verbrechen, bin ich eine Lachnummer.«
Raquella kniete sich neben dem Söldner nieder.
»Wir geben Ihnen die Chance, das zu ändern. Wenn Sie uns helfen, wird niemand mehr über Sie lachen.«
Correlli verengte die Augen.
»Was schwebt euch genau vor?«
»Der Coup des Jahrhunderts«, flüsterte sie mit einem schelmischen Grinsen. »Ein Coup, von dem man noch in vielen Jahren sprechen wird. Ein Coup, neben dem die Sache mit dem Baskerville-Smaragd wie ein Kinderspiel aussehen wird.«
»Das sind große Worte«, murmelte der Söldner wehmütig. »Der Baskerville-Smaragd war das perfekte Verbrechen.«
»Wir wissen, dass es Ihr Plan war«, unterbrach ihn Jonathan. »Deswegen sind wir hier. Wir wollen Sie aus dem Ruhestand zurückholen und die Gilde wieder zusammenbringen.«
Correlli machte eine abwehrende Handbewegung.
»Die Gilde ist Geschichte. Wenn es das war, worüber ihr mit mir sprechen wolltet, dann habt ihr eure Zeit verschwendet. Ich werde nie wieder mit denen zusammenarbeiten.«
»Aber Sie verstehen das nicht«, rief Jonathan verzweifelt. »Sie müssen uns helfen. Das Leben einer Freundin steht auf dem
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