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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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willst du die benutzen.«
    »Äh, ja. Danke.«
    Jonathan kletterte auf eine eher konventionelle Weise zurück ins Sonnenlicht und war froh, der muffigen Finsternis im Inneren entkommen zu sein. Der Feuerschlucker stand mit dem Rücken zu ihm und suchte den Horizont ab. Jonathan setzte sich am Rand des Dachs hin und schnippte Kieselsteine auf die Straße hinunter.
    »Also, wie haben Sie diese Leute kennengelernt?«, fragte er.
    Correlli drehte sich nicht um.
    »Das geht dich nichts an.«
    »Entschuldigung«, erwiderte Jonathan verärgert. »Ich dachte nur, es könnte hilfreich sein, die Gilde etwas besser zu kennen, wenn man bedenkt, dass wir zusammenarbeiten werden.«
    Der Feuerschlucker seufzte, drehte sich um und setzte sich neben Jonathan. Er sprach in einem tiefen Bariton.
    »Alles fing mit einem missglückten Banküberfall an«, erklärte er. »Ich habe damals in der Klemme gesteckt und musste eine Zeit lang den Ball flach halten. Ich ging zu Spinozas Jahrmarkt am Stadtrand. Auf einem Jahrmarkt gibt es immer Arbeit für einen Feuerschlucker. An meinem ersten Arbeitstag beobachtete ich die Trapezgruppe: die Zwillinge Fray und Nettle. Als ich die beiden Mädchen durch die Luft fliegen sah, war der erste Gedanke, der mir kam, dass sie das Unglaublichste waren, was ich je gesehen hatte. Der zweite Gedankewar, dass sie hervorragende Diebe abgeben würden. Und ich sollte recht behalten. Sollte es ein Gebäude geben, an dem sie nicht hochklettern und einsteigen können, dann kenne ich es nicht. Wie dem auch sei, plötzlich kam mir eine Idee: Ich könnte eine Gruppe von Einbrechern aus dem Zirkus zusammenstellen und dabei auf die speziellen Fähigkeiten der verschiedenen Artisten zurückgreifen. Die Zwillinge musste ich nicht lange überreden und der Rest war dann ziemlich einfach.«
    »Wen haben Sie noch gefragt?«
    »Nun, ich dachte mir, wenn wir Dinge stehlen, dann brauchen wir auch einen Fluchtfahrer, und dafür kam nur ein Mann infrage. Verv war der schnellste und verrückteste Reiter auf dem gesamten Jahrmarkt. Niemand konnte mit einem Pferd umgehen wie er. Die Tatsache, dass er verrückt war, half natürlich. Das Einzige, was für ihn wichtig war, war Geschwindigkeit. Und seine Sache gut zu machen. Ohne ihn hätte man uns einige Male geschnappt. Und dann …«
    Correlli schloss die Augen.
    »… war da noch Mountebank. Das Schwein. Ein drittklassiger Taschenspieler, der sich als Magier ausgibt. Damals bei Spinoza wusste ich das nicht. Damals hielt ich ihn für das fehlende Puzzlestück. Er konnte mit verbundenen Augen ein Schloss knacken. Türen, Tresore … nichts war vor ihm sicher. Erst viel später lernte ich ihn von einer anderen Seite kennen …«
    Die Stimme versagte ihm und er kickte einen Stein vom Rand des Dachs.
    »Wir machten uns sofort an die Arbeit. Und wir waren gut. Ich wählte das Ziel aus, die Zwillinge brachten uns rein, Mountebank beschaffte uns das Diebesgut und Verv holte uns wieder raus. Manche Einbrüche waren so leicht, als würden uns die Opfer helfen. Der Baskerville-Smaragd ist das beste Beispiel dafür. Er befand sich in einem Panzerschrank in einem verschlossenen Tresorraum, umgeben von Leibwächtern. Wie konnten wir ihn unbemerkt stehlen? Selbst ich weiß es nicht genau und ich habe die Aktion geplant. Am Ende stellte sich heraus, dass dies unser letzter Einbruch war. Verv und die Zwillinge gingen nach Lightside, Mountebank gab wieder Vorstellungen in Darkside und ich … nun ja, du weißt ja, wo ich gelandet bin.«
    »Aber warum?«, fragte Jonathan mit wachsender Neugier. »Sie hatten gerade ihren größten Coup gelandet. Warum haben Sie sich getrennt?«
    Eine flinke Bewegung auf einem der Dächer ein paar Straßen weiter ersparte ihm die Antwort. Der Feuerschlucker stand auf und klopfte seine Hose ab.
    »Da kommen sie. Auf die Minute pünktlich.«
    Jonathan kniff die Augen zusammen und konnte mit Mühe zwei Gestalten entdecken, die über ein Dach flitzten. Sie rannten mit Höchstgeschwindigkeit über den Dachfirst. Ihre Füße flogen über die schmale Kante. Die eine schwang sich um eine Antenne herum, während die andere einen perfekten Rückwartssalto über einen Schornstein vollführte. Die beiden Frauen glichen einander wie ein Ei dem anderen. Sie trugen moderne Kleidung, dreiviertellange Sporthosen undärmellose Tops, und ihr blondes Haar war jungenhaft geschnitten.
    »Denk dran«, ergänzte Correlli, »falls du sie nicht unterscheiden kannst, Nettle ist die

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