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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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Auto machte einen Satz nach vorne.
    »Pflasterstraßen sind doof. Hier kann ich superschnell fahren, megaschnell.«
    »Und das ist nicht übertrieben«, murmelte Jonathan bedeutungsvoll.
    »Bin das schnellste Taxi der ganzen Stadt«, erklärte Verv stolz. »Und umsonst.«
    »Die müssen dich hier ja lieben«, rief Correlli vom Rücksitz.
    Verv machte ein trauriges Gesicht.
    »Lightsider sind unfreundlich«, erwiderte er. »Zu beschäftigt mit Schreien und Übelkeit, um mir zu danken.«

    »Also, was steht an, Boss?«
    Verv öffnete seinen vierten Ketchupbeutel und entleerte ihn über seinen Pommes. Mit dem rechten Fuß trommelte er einen schnellen Rhythmus auf dem gefliesten Boden. Sie saßen in einem Fastfoodrestaurant im Neonlicht, während der Wagen draußen auf dem Parkplatz abkühlte. Zu so später Stunde war der Laden ziemlich leer, abgesehen von ein paar gelangweilten Angestellten, einem streitenden Pärchen und einem Mann, der schnarchend über einem Tisch hing. Nachdem er dem Mann an der Ausgabe seine Bestellung heruntergeleiert hatte, versuchte Verv, vier Burger, drei Tüten Pommes und einen großen Milchshake auf seinem Tablett unterzubringen. Jonathan wurde schon vom Anblick dieser Mengen schlecht.
    Correlli wirkte angespannt und zwängte sich in einen viel zu kleinen Plastikstuhl.
    »Ein Einbruch. Eine Nacht. Unvorstellbar scharfe Sicherheitsvorkehrungen. Unwahrscheinlich, dass alle lebend herauskommen.«
    Vervs Pupillen weiteten sich. Er biss ein riesiges Stück von seinem Burger ab.
    »Cool!«, rief er und ließ Fleischstückchen auf Jonathan regnen. »Wie in alten Zeiten. Wie beim Baskerville-Bruch.« Er stopfte sich eine Handvoll Pommes in den Mund und kaute nachdenklich. »Bin so schnell gefahren, damals …«
    Correllis Miene verfinsterte sich, als er den Baskerville-Raub erwähnte.
    »Du bist also dabei?«, fragte er schroff.
    Verv kicherte. »Bin dabei …«
    Jonathan atmete erleichtert auf.
    »… unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    Verv nahm einen tiefen Schluck von seinem Milchshake und seine Augen leuchteten vor Aufregung.
    »Vorher Wettrennen gegen dich, Boss.«

    Zurück am Steuer seines Taxis, klopfte sich Verv die Hände ab und schluckte seinen letzten Bissen hinunter. Sein Mund war mit Ketchup verschmiert, was im Dunkeln wie Blut aussah. Instinktiv musste Jonathan an Vendetta denken und erschauderte. Verv kurbelte das Fenster runter.
    »Bereit?«
    Der Feuerschlucker seufzte. »Denke schon. Das Rennen geht die Euston Road runter, eine Runde um den Regent’s Park, und wer zuerst durch den Marmorbogen kommt, hat gewonnen, richtig?«
    »Aber das ist nicht fair!«, protestierte Jonathan. »Wir gehen zu Fuß und du fährst mit der Kiste!«
    »Ja, aber ich hole noch die Zwillinge ab. Die wohnen weit außerhalb der Stadt. Ihr habt viel Zeit, eine Mitfahrgelegenheit aufzutreiben. Gibt ’ne Menge Autos in London. Müsst nur fragen!«
    »Muss aber nicht klappen, Verv«, erwiderte Correlli müde. »Das ist immer noch ein ungleiches Rennen.«
    »Sei kein Spielverderber, Boss. So ist’s doch viel lustiger!«
    Er drückte einen Knopf und das Taxischild auf dem Dach leuchtete. Der Fahrer zwinkerte Jonathan zu.
    »Vielleicht nehm ich unterwegs noch jemanden mit. Ciao!«
    Das Taxi raste mit qualmenden Reifen davon und erfüllte die Luft mit dem Geruch von verbranntem Gummi. Correlli rührte sich nicht, als der Wagen mit einem solchen Tempo den Parkplatz verließ, dass die Vorderreifen beinahe abhoben.
    »Worauf warten wir?«, rief Jonathan. »Er haut ab!«
    Der Feuerschlucker winkte ab. »Sei still. Ich denke nach. Wir werden Verv nie regelgerecht schlagen. Wir müssen ihn überlisten.«
    Er schlug sich mit der Faust auf die Handfläche. »Richtig. Ich hab’s. Komm.«
    Correlli rannte los.

    Zunächst war Jonathan überrascht, wie schnell der bullige Feuerschlucker die Straßen entlanglief, aber bald fand er seinen natürlichen Laufrhythmus und holte Correlli Schritt für Schritt ein. Er genoss es fast, die Bürgersteige im Stadtzentrum entlangzupreschen. Im Schatten der verlassenen Bürogebäude hallten ihre Schritte im Takt. Jonathan stellte sich vor, wie Verv mit hundert Sachen auf die Ziellinie zuraste, und fragte sich, wie sie auch nur hoffen konnten, ihn zu schlagen. Während sie nach Westen rannten, wurden die Lichter heller und die Straßen belebter. Sie erreichten Soho, den Stadtteil im Zentrum des Nachtlebens, in dem die Bars und Restaurants bis in die frühen Morgenstunden

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