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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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geöffnet hatten. Correlli blieb vor einem riesigen orientalischen Bogen stehen. Der Bogen überspannte eine breite Fußgängerzone, die mit Menschen überfüllt war. Einige Rikschas standen unter dem Bogen am Straßenrand, daneben redete und lachte eine Gruppe Männer. Leicht schnaufend näherte sich der Feuerschlucker und rief:
    »Rufus?«
    Ein großer, muskulöser Mann trat vor und nickte Correlli zu.
    »Hallo, Antonio. Lange nicht gesehen. Bist du in Eile?«
    »Keine Zeit für Erklärungen. Zum Marmorbogen, so schnell du kannst.«
    Rufus nickte und schob sie zu seiner Rikscha. Mit seinen mächtigen Armen hob er das Gefährt, als wäre es ein Spielzeug, und mit einem sanften Ruck begann er, es vorwärtszuziehen. Schrittweise legte die Rikscha an Tempo zu, bis sie schließlich mit den Autos auf der Straße mithalten konnte. Fasziniert von der Geschwindigkeit, blickte Jonathan auf Rufus’ Beine hinunter. Er galoppierte wie ein Rennpferd. Durch die Bewegungsunschärfe sah es für den Rest der Welt so aus, als habe er mehr als zwei Beine.
    Jonathan sah Correlli fragend an.
    »Rufus ist ein alter Freund von zu Hause«, erklärte der Feuerschlucker. »Er ist das schnellste Wesen auf drei Beinen. Verv fährt unglaublich schnell, aber die Zwillinge wohnen meilenweit entfernt. Wenn wir das mit dem Regent’s Park vergessen und eine Abkürzung nehmen, schaffen wir es vielleicht, vor ihm am Marmorbogen zu sein. Und nur darum geht es.«
    Während der Rikschafahrt zogen Gesichter an ihnen vorbei, entsetzte Rufe von Passanten ertönten und grelle Schaufenster und Neonlichter blendeten sie. Jonathan wurde auf seinem Sitz hin und her geschleudert, spürte jeden Stock und jeden Stein auf der Straße, doch er konnte nur bewundern, mit welcher Geschwindigkeit sich Rufus durch den Verkehr schlängelte. Als sie die gewundenen Straßen von Soho verließen undauf die breitere Oxford Street einbogen, wurde die Rikscha sogar noch schneller. Rufus stellte sich taub, als die Hupen der wütenden Busfahrer ertönten, und raste nach Westen.
    Schließlich machte die Straße eine Kurve. Vor ihnen lag inmitten einer belebten Straßenkreuzung eine Verkehrsinsel. Auf der Verkehrsinsel blickte ein gedrungenes weißes Gebilde feierlich auf die Autos herab, die um seine Füße schwirrten: der Marmorbogen. Zu Jonathans Erleichterung war Verv nirgendwo zu sehen. Er stupste Correlli an.
    »Das glaube ich nicht! Wir werden gewinnen!«
    Hinter ihnen ertönte ein bekanntes tiefes Brummen. Jonathan drehte sich um und erblickte ein Taxi mit Flammenmuster, das die Oxford Street entlang auf sie zuraste, die Scheinwerfer voll aufgeblendet.
    »Zu früh gefreut! Er kommt! Rufus!«
    Rufus senkte den Kopf, strengte sich noch mehr an und beschleunigte die Rikscha abermals, aber das Taxi kam noch näher. Die Hupe ertönte lautstark, als würde es zur Jagd blasen. Verv stieß mit seiner Stoßstange gegen die Rikscha, sodass Rufus ins Stolpern kam. Jonathan konnte durch die Windschutzscheibe sehen, wie der Fahrer irre grinste und auf das Lenkrad trommelte. Als sie die Ampel an der Kreuzung erreichten, zog Verv nach rechts rüber, bereit, sie zu überholen.
    Allerdings, wie sich herausstellte, nicht rechtzeitig.
    Mit einem letzten halsbrecherischen Manöver galoppierte Rufus über die rote Ampel, durchbrach den Strom der entgegenkommenden Autos, vollführte einewilde Linksdrehung und schoss auf den Platz unter dem Marmorbogen. Verv preschte durch den Verkehr und rutschte Millimeter hinter ihnen durch den Bogen hindurch und kam erst auf der breiten Promenade dahinter zum Stehen.
    Plötzlich war es sehr still. Correlli atmete erleichtert durch und klopfte dem erschöpften Rufus auf die Schulter. Jonathan schälte sich aus dem Sitz, kletterte aus der Rikscha und war froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Über ihm wehten die Nationalflaggen, die die Promenade flankierten, sanft in der nächtlichen Brise. Jonathan marschierte langsam zum Taxi hinüber. Zu seinem Erstaunen summte Verv fröhlich vor sich hin und trommelte immer noch auf das Lenkrad. Auf dem Rücksitz saßen Fray und Nettle, die mit verschränkten Armen demonstrativ in entgegengesetzte Richtungen aus dem Fenster starrten. Als er Jonathan erblickte, kicherte Verv und flüsterte ihm ins Ohr.
    »Der Boss wird alt. Musste zwanzig Minuten warten, bis ihr aufgetaucht seid.«
    Jonathan starrte ihn entgeistert an.
    »Du hast absichtlich verloren? Warum – was soll das …?«
    Verv jauchzte nur,

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