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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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trommelte gegen das Dach und ließ den Motor nochmals aufheulen.

14
    Raquella rutschte einen schmalen Schacht hinunter. Ihre Arme und Beine schlugen gegen die Seiten. Irgendwo über ihrem Kopf hörte sie einen lauten Knall und sie landete mit einem dumpfen Schlag auf etwas Weichem, dann wirbelte eine Wolke aus Federn auf. Das Dienstmädchen war eine Sekunde benommen und musste dann heftig niesen.
    Behutsam erhob sie sich und erforschte ihre Umgebung. Sie war in einen schmalen Raum unter der Bühne gefallen. Auf dem Boden lag eine alte Matratze, die ihren Sturz abgefedert hatte. Am oberen Ende des Schachts schien die Unterseite des Stahltisches genauso solide und unbeweglich wie zuvor, aber die Lederriemen, mit denen sie gefesselt war, baumelten nun nutzlos an ihren Handgelenken und Knöcheln, und ein begeisterter Applaus drang aus dem Zuschauerraum herab.
    »Danke schön! Vielen Dank!«, hörte sie Mountebank rufen. »Es ist tatsächlich die Schwert-Königin! Meine Maschine hat immer recht! Dann bis zum nächsten Mal …«
    Der Knall einer Explosion ertönte, gefolgt von einem erstaunten Aufschrei des Publikums.
    »Dämlicher Magier«, murmelte Raquella vor sich hin, während sie die Riemen von ihren Handgelenken band. »Das nächste Mal lasse ich dich verschwinden.«
    »Ähm … Verzeihung, Miss?«
    Sie blickte auf. Eine Tür hatte sich geöffnet und ein Junge in Raquellas Alter spähte in den Raum. Er hatte eine Schiebermütze auf und sein Gesicht war mit etwas verschmiert, das wie Ruß aussah.
    »Was ist?«, schnauzte sie ihn an.
    »Ist alles in Ordnung? Weiche Landung?«
    »Mir ging es nie besser. Wer bist du?«
    »Samuel Northwich. Sie können Sam zu mir sagen.«
    Er blickte sie erwartungsvoll an.
    »Raquella Joubert«, sagte sie schließlich. »Du kannst Miss Joubert zu mir sagen.«
    »Oh, in Ordnung. Nun, ich bin Mister Mountebanks Lehrling. Ich soll Sie in seine Garderobe bringen. Er möchte immer persönlich den Leuten danken, die ihm bei seinem Trick geholfen haben.«
    »Wie großzügig von ihm. Zeig mir den Weg. Es gibt ein paar Dinge, die ich ihm gerne sagen würde.«
    Raquella zupfte ihre Haare zurecht und folgte dem Jungen mit so viel Würde, wie sie nur aufbringen konnte. Er flitzte durch die Gänge, die unterhalb des Theaters verliefen, und lüftete jedes Mal respektvoll die Mütze, wenn sie an einer Tür vorbeikamen, auf der ein Pentagramm und das Wort »Star« standen. Hinter der Bühne hatte man den Eindruck, als würden alle Theaterstücke gleichzeitig aufgeführt: Raquella duckte sich, als eine Gruppe Jongleure sich quer durch den KorridorMesser zuwarfen, wich aus, als ein Clown einen flüchtenden Hasen verfolgte, und stieg über den Körper eines Mannes hinweg, der auf einem Nagelbett lag und eine Ausgabe des »Darkside-Kuriers« las.
    Weiter hinten im Korridor wurde es leiser und schmuddeliger und der Geräuschpegel der Proben verebbte. Sie blieben vor zwei gegenüberliegenden Türen am Ende des Korridors stehen. Unter einer Tür quoll eine bräunliche Lache hervor. Der Junge öffnete die andere und bedeutete Raquella einzutreten.
    » Das soll die Garderobe von Mountebank dem Mächtigen sein?«, fragte das Dienstmädchen mit einem ironischen Unterton.
    »Ist gar nicht so schlecht«, erwiderte der Junge loyal. »Wenn er auf die Toilette will, muss er nur über den Gang gehen.«
    »Ich bin mir sicher, dass das ein unschätzbarer Vorteil ist«, murmelte sie.
    Im Gegensatz zum Korridor war Mountebanks Garderobe erstaunlich gemütlich und einladend. Sie platzte aus allen Nähten vor lauter Requisiten und Apparaturen: bunte Tücher, Zauberlaternen, Zylinderhüte und riesige Spielkarten. Eine Sammlung von Schwertern lehnte an einer mit Sternen verzierten Kiste. Neben der Tür hing ein sauberer Spiegel über einem mit Schminke verschmierten Tisch.
    »Er hat eine Menge Zeug hier drinnen, nicht wahr?«
    »Dies hier ist eine wahre Fundgrube, Miss«, erwiderte Sam ehrfürchtig. »Hier gibt es genügend Tricks für zehn Magier. Aber Mister Mountebank benutzt nurdie besten. Das unterscheidet ihn von allen anderen. Die würden jeden billigen Trick vorführen, um ihr Publikum zu halten. Mein Meister respektiert die Magie.«
    In Anbetracht der Größe von Mountebanks Publikum kam Raquella nicht umhin, sich zu fragen, ob die anderen Magier nicht vielleicht recht hatten, aber sie war von der Leidenschaft in Sams Stimme gerührt.
    »Wenn Sie bitte hier warten würden, Miss. Mister Mountebank kommt gleich.«
    Er

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