Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
zitterten. »Ihr habt geträumt. Ein Albtraum...«
»Ich bin an diese Träume gewöhnt, Sonea«, sagte er leise, und seine Stimme klang beherrscht und ruhig. »Es gibt keinen Grund, mich zu wecken.«
»Ihr habt eine Menge Lärm gemacht.«
Er stutzte kurz, dann richtete er sich auf.
»Schlaf jetzt, Sonea«, murmelte er. »Ich werde Wache halten.«
»Nein«, entgegnete sie gereizt. »Ihr habt kaum geschlafen - und ich weiß, dass Ihr mich nicht wecken werdet, wenn ich an der Reihe bin, Wache zu halten.«
»Ich werde dich wecken. Ich gebe dir mein Wort darauf.«
Er beugte sich vor und hielt ihr die Hand hin. Sie ergriff sie und ließ sich von ihm auf die Füße ziehen. Ein strahlendes Licht blendete sie; die aufgehende Sonne stieg soeben über die Felswand und sandte ihre Strahlen bis in den Grund des Tals.
Akkarin stand plötzlich vollkommen reglos da. Sonea spürte, dass irgendetwas seine Aufmerksamkeit erregt hatte, und sie betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen, aber er war nur ein dunkler Schemen vor dem hellen Licht. Instinktiv suchte sie stattdessen mit ihrem Geist nach ihm. Sofort flammte ein Bild auf.
Ein Gesicht, das von im Morgenlicht leuchtendem Haar umrahmt war.
Diese dunklen Augen… und die helle, makellose Haut…
Es war ihr eigenes Gesicht, aber es war ganz anders als die Bilder, die sie in einem Spiegel gesehen hatte. In ihren Augen lag ein rätselhafter Glanz, ihr Haar umspielte ihren Kopf, als bewege es sich in einer leichten Brise, und ihre Lippen waren gewiss nicht so einladend geschwungen...
Er entriss ihr seine Hand und machte einen Schritt zurück.
So sieht er mich also, dachte sie plötzlich. An dem Verlangen, das sie wahrgenommen hatte, gab es keinen Zweifel. Ihr Herz begann zu rasen. All diese Zeit habe ich mich dagegen aufgelehnt, weil ich dachte, ich sei allein mit meinen Gefühlen, dachte sie. Und er hat das Gleiche getan.
Sie machte einen Schritt auf ihn zu, dann noch einen. Er beobachtete sie eindringlich. Sie streckte ihren Willen nach ihm aus, um ihn in ihre eigenen Gedanken blicken zu lassen, um ihn wissen zu lassen, dass sie ihm gehörte. Als sie unmittelbar vor ihm stand, weiteten sich seine Augen vor Überraschung. Seine Hände glitten über ihre Arme, und als sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn küsste, verstärkte sich sein Griff.
Plötzlich stand er sehr reglos da. Sonea, die sich an ihn lehnte, konnte das schnelle Schlagen seines Herzens hören. Er schloss die Augen und löste sich von ihr.
»Hör auf. Hör sofort auf«, flüsterte er. Dann öffnete er die Augen wieder und sah sie durchdringend an.
Trotz seiner Worte hielt er ihre Arme noch immer fest, als widerstrebe es ihm, sie loszulassen. Sonea blickte ihm forschend ins Gesicht. Hatte sie sich geirrt, was seine Gefühle betraf? Nein, sie wusste genau, was sie bei ihm gespürt hatte.
»Warum?«
Er runzelte die Stirn. »Es ist falsch.«
»Falsch?«, hörte sie sich fragen. »Inwiefern? Wir beide empfinden... empfinden...«
»Ja«, sagte er leise. Er wandte den Blick ab. »Aber es gibt noch andere Dinge zu bedenken.«
»Was zum Beispiel?«
Akkarin ließ ihre Arme los und machte einen Schritt zurück. »Es wäre nicht anständig - dir gegenüber.«
Sonea musterte ihn forschend. »Mir gegenüber? Aber -«
»Du bist jung. Ich bin zwölf - nein, dreizehn - Jahre älter als du.«
Plötzlich ergab sein Zögern einen Sinn. »Das ist wahr«, antwortete sie bedächtig. »Aber in den Häusern werden Frauen ständig mit älteren Männern verheiratet. Mit viel älteren Männern. Einige dieser Frauen werden schon mit sechzehn Jahren verheiratet. Ich bin fast zwanzig.«
Akkarin schien mit sich zu ringen. »Ich bin dein Mentor«, rief er ihr streng ins Gedächtnis.
Sie konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. »Nicht mehr.«
»Aber wenn wir in die Gilde zurückkehren -«
»Werden wir einen Skandal verursachen?« Sie kicherte. »Ich denke, daran haben sie sich inzwischen gewöhnt.« Sie hoffte, dass er diese Bemerkung mit einem Lächeln beantworten würde, aber er runzelte nur die Stirn. Sie wurde ebenfalls wieder ernst. Außerdem beschloss sie, dass es an der Zeit sei, die Förmlichkeit zwischen ihnen fallen zu lassen. »Du redest so, als würden wir zurückkehren und alles würde wieder so sein wie zuvor. Selbst wenn wir zurückkehren, wird es für uns niemals mehr so werden, wie es einmal war. Ich bin ein schwarzer Magier. Genau wie du.«
Er zuckte zusammen. »Es tut mir leid. Ich hätte
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