Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
vergessen.
»Der Ausguck. Ja, natürlich«, hatte Sarrin geistesabwesend gesagt. »Das wird uns allen ein wenig zu tun geben, es sei denn... aber dann wird es keine Rolle mehr spielen. Ja«, hatte er in entschiedenerem Tonfall wiederholt. »Ihr könnt Lord Davin fragen, ob Ihr mithelfen könnt.«
Beim Verlassen der Universität hatte Dannyl Lord Balkan aus dem Büro des Administrators kommen sehen. Der Krieger hatte einen besorgten Eindruck gemacht. Das war zu erwarten, aber Balkans Miene hatte den Verdacht nahe gelegt, dass es Neuigkeiten gab.
Ich wünschte, ich wüsste, was da vorgeht, dachte Dannyl. Er schaute sich um und bemerkte die angespannten Gesichter einer Gruppe von Novizen, die ganz in der Nähe stand. Und offenkundig bin ich nicht allein mit diesem Wunsch.
Er bog um eine Ecke und sah einen Novizen allein auf einer Gartenbank sitzen. Der Junge war älter, wahrscheinlich ein Schüler des fünften Jahres, und er wirkte sehr mager und kränklich. Außerdem kam er Dannyl seltsam bekannt vor.
Als er näher kam, wurde ihm klar, dass er keinen Jungen vor sich hatte. Es war Farand. Dannyl ging auf die Gartenbank zu.
»Farand.«
Der junge Mann blickte auf und lächelte verlegen. »Botschafter.«
Dannyl setzte sich. »Wie ich sehe, habt Ihr Roben bekommen. Habt Ihr schon mit der Ausbildung begonnen?«
Farand nickte. »Im Moment bekomme ich Privatunterricht. Ich hoffe, sie werden mir die Demütigung ersparen, mich den jüngeren Novizen anschließen zu müssen.«
Dannyl kicherte. »Ihr wollt Euch doch nicht etwa den ganzen Spaß entgehen lassen?«
»Nach allem, was ich gehört habe, hattet Ihr es als Novize auch nicht leicht.«
»Nein.« Dannyl wurde wieder ernst. »Jedenfalls nicht in den ersten Jahren. Aber lasst Euch nicht von meinen Erfahrungen abschrecken. Manche Magier behaupten, ihre Jahre an der Universität wären die vergnüglichsten in ihrem Leben gewesen.«
Der junge Mann runzelte die Stirn. »Ich hatte gehofft, dass von jetzt an alles einfacher werden würde, aber langsam kommen mir Zweifel. Ich habe gehört, dass der Gilde ein Krieg droht. Wir werden entweder gegen Akkarin oder gegen sachakanische Magier kämpfen müssen. So oder so, niemand ist sicher, dass wir gewinnen werden.«
Dannyl nickte. »Ihr habt Euch vielleicht zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt der Gilde angeschlossen, Farand. Aber wenn Ihr das nicht getan hättet, wärt Ihr auch nicht lange von den Kämpfen verschont geblieben. Ganz gleich, wer unser Feind ist, wenn Kyralia fällt, wird Elyne kurz darauf ebenfalls fallen.«
»Dann ist es besser, wenn ich hier bin. Ich möchte lieber helfen, als zu Hause noch einige Monate in Sicherheit leben können.« Farand hielt inne, dann seufzte er. »Es gibt nur eins, was mir wehtut.«
»Dem Marane.«
»Ja.«
»Mir ergeht es nicht anders«, gestand Dannyl. »Ich hatte gehofft, die Gilde würde nachsichtiger sein.«
»Ich denke, dass diese Auseinandersetzung mit Eurem Hohen Lord die Entscheidung vielleicht beeinflusst haben könnte. Die Gilde hätte bemerken müssen, dass ihr Anführer schwarze Magie erlernt hatte. Sie hat es jedoch übersehen und wollte deshalb nicht den gleichen Fehler zweimal machen. Außerdem hätte man Akkarin hinrichten müssen, aber das war nicht möglich. Also hat die Gilde dem Nächsten, der das Gesetz brach, das volle Strafmaß zuteil werden lassen, um sich selbst und der Welt zu beweisen, dass sie solche Verbrechen nicht billigt.« Farand schwieg kurz. »Ich will damit nicht sagen, dass jeder einzelne Magier sich dessen bewusst war, nur dass die Situation ihr Denken beeinflusst haben könnte.«
Dannyl sah Farand an. Die Scharfsichtigkeit des jungen Mannes überraschte ihn. »Also müssen wir Akkarin die Schuld daran geben.«
Farand schüttelte den Kopf. »Ich habe lange genug anderen die Schuld gegeben. Ich bin hier, wo ich die ganze Zeit über hingehört hätte. Man erwartet von mir, dass ich alle politischen Angelegenheiten hinter mir lasse, und genau das werde ich tun.« Er zögerte. »Obwohl ich mir nicht sicher bin, dass ich dazu in der Lage gewesen wäre, hätte man meiner Schwester keinen Straferlass gewährt.«
Dannyl nickte. »Habt Ihr sie noch einmal gesehen, bevor sie abgereist ist?«
»Ja.«
»Wie geht es ihr?«
»Sie trauert, aber die Kinder werden ihr Halt geben. Ich vermisse sie alle.« Als der Gong das Ende der Mittagspause ankündigte, blickte Farand auf. »Ich muss gehen. Danke, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, mit mir zu
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