Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
führte jetzt ein klaffendes Loch auf die Straße hinaus. In der Mitte der Durchgangsstraße lagen die Überreste von zwei Karren.
Sie sind fort.
Drei Leichen lagen zwischen den Trümmern. Rothen besah sich die Häuser zu beiden Seiten, dann setzte er sich vorsichtig in Bewegung.
»Magier!«
Er wirbelte herum und entspannte sich dann, als ein Junge auf ihn zugelaufen kam. Rothen erinnerte sich an ihn; er war unter den Menschen gewesen, die sie aus dem Dorf weggeschickt hatten. Es hatte einiger energischer Worte von Yikmo bedurft, um den Jungen davon abzuhalten, dazubleiben und den Kampf zu beobachten.
»Was machst du hier?«, fragte Rothen.
Der Junge blieb stehen, und die ungelenke Verneigung, mit der er Rothen begrüßte, war beinahe komisch. »Ich bin zurückgekommen, um zu sehen, was passiert ist, Mylord«, antwortete er. Sein Blick wanderte zu den Karren. »Sind das die Feinde?«
Rothen trat auf die Leichen zu und untersuchte sie. Es waren allesamt Sachakaner. Er bemerkte die zahlreichen Narben auf ihren Armen. »Sklaven«, sagte er. Dann schaute er genauer hin. »Anscheinend sind sie verletzt worden, als wir die Karren gesprengt haben. Sie haben üble Wunden davongetragen, aber nichts, was man nicht hätte heilen können, und nichts, was sie so schnell getötet hätte.«
»Ihr glaubt, die Sachakaner töten ihre eigenen Leute?«
»Möglicherweise.« Rothen straffte sich und betrachtete einen toten Sachakaner nach dem anderen. »Ja. Diese Schnittwunden an ihren Handgelenken stammen nicht von Holzsplittern.«
»Wahrscheinlich wollten sie nicht, dass ihre Sklaven ihr Fortkommen behindern«, sagte der Junge.
»Hast du dich im Dorf umgesehen?«, erkundigte sich Rothen.
Der Junge nickte.
»Hast du noch andere Magier der Gilde gefunden?«
Der Junge nickte abermals, dann senkte er den Blick. »Sie waren jedoch alle tot.«
Rothen seufzte. »Gibt es noch irgendwo Pferde?«
Der Junge grinste. »Nicht hier, aber ich kann Euch eins besorgen. Mein Pa bildet Rennpferde für das Haus Arran aus. Der Besitz liegt ganz in der Nähe. Ich kann dort hinlaufen und in einer halben Stunde zurück sein.«
»Dann geh und hol mir ein Pferd.« Rothen betrachtete seine Umgebung. »Und bring auch ein paar Männer mit, die sich um die Leichen kümmern.«
»Wo sollen die Leichen hin? Auf den Friedhof von Calia?«
Ein Friedhof. Rothen dachte an den rätselhaften Friedhof in dem Wald hinter der Gilde, dann fielen ihm Akkarins Behauptungen wieder ein, dass schwarze Magie vor ihrer Ächtung allgemein gebräuchlich gewesen sei. Plötzlich war ihm der Grund für die Existenz dieser Gräber nur allzu klar.
»Ja, schaff die Leichen fürs Erste zum Friedhof«, antwortete Rothen. »Ich werde bleiben, um sie zu identifizieren, und dann in die Stadt reiten.«
Wie so viele der Menschen vor ihr zögerte die Frau, die in den Raum trat, als sie Sonea sah.
»Ich weiß, der Schleier ist ein wenig dick aufgetragen«, sagte Sonea mit dem schweren Akzent, der in den Hüttenvierteln allgemein verbreitet war. »Ich soll ihn tragen, damit niemand erfährt, wer die Magier der Diebe sind.« Der Schleier war Takans Idee gewesen. Auf diese Weise würden nicht einmal die etwa hundert potenziellen Magier, von denen sie Kraft nahm, sie sehen. Akkarin, der im Nebenzimmer ebenfalls Hüttenleute empfing, trug eine Maske.
»Sonea?«, flüsterte die Frau.
Sonea fuhr erschrocken auf. Sie sah genauer hin, und als sie die Frau erkannte, nahm sie den Schleier ab.
»Jonna!«
Sonea lief um den Tisch herum und drückte ihre Tante fest an sich.
»Du bist es wirklich«, sagte Jonna, die einen Schritt zurückgetreten war, um Sonea anzuschauen. »Ich dachte, die Gilde hätte dich weggeschickt?«
»Das hat sie auch getan.« Sonea grinste. »Ich bin zurückgekommen. Wir können schließlich nicht zulassen, dass die Sachakaner unsere Stadt in Unordnung bringen, nicht wahr?«
Verschiedene Gefühle spiegelten sich auf den Zügen der Frau. Angst und Sorge machten schließlich einem schiefen Lächeln Platz. »Du verstehst dich wahrhaftig darauf, dich immer wieder in die Klemme zu bringen.« Sie sah sich im Raum um. »Sie haben mich stundenlang warten lassen. Ich dachte, ich sollte vielleicht kochen oder etwas Ähnliches tun, aber dann haben sie mir erzählt, ich hätte irgendeine magische Fähigkeit und solle ihren Magiern helfen.«
»Wirklich?« Sonea führte ihre Tante zu einem Stuhl und kehrte anschließend zu ihrem eigenen Platz auf der anderen Seite des
Weitere Kostenlose Bücher