Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
aufbewahren mochte. Obwohl sie gelernt hatte, die Kraft anderer Novizen anzunehmen, hatte sie sie doch stets in Angriffe fließen lassen oder sie ihrem Schild hinzugefügt.
»Bewahre dir ein wenig Energie für den Unterricht«, murmelte er.
Sie zuckte die Achseln. »Ich verbrauche kaum Energie. Nicht einmal in den Kriegskünsten.«
»Das wird sich bald ändern.« Akkarins Griff lockerte sich. »Das genügt.«
Sonea hörte auf, ihre Kraft auszusenden. Als er ihre Hände losließ, trat sie einen Schritt zurück. Er sah Takan an, dann nickte er ihr zu.
»Ich danke dir, Sonea. Und jetzt ruh dich ein wenig aus. Gib Takan morgen früh eine Kopie deines Stundenplans, so dass wir dich für deinen Unterricht in den Kriegskünsten nicht allzu sehr schwächen. Wenn du bei deinem Entschluss bleibst, werden wir morgen Abend weitermachen.«
Sonea nickte. Sie durchquerte den Raum und blieb an der Tür noch einmal kurz stehen, um sich zu verneigen.
»Gute Nacht, Hoher Lord.«
Akkarin blickte sie ungerührt an. »Gute Nacht, Sonea.«
Ihr Herz hatte von Neuem zu hämmern begonnen - aber diesmal nicht aus Angst, sondern aus Erregung.
Ich helfe ihm vielleicht nicht so, wie ich es erwartet hatte, dachte sie, aber ich helfe ihm.
Dann stieß sie ein klägliches Lachen aus. Ich werde vielleicht nicht mehr gar so glücklich darüber sein, wenn er erst anfängt, mich persönlich in den Kriegskünsten zu unterrichten!
10. Ein unerwarteter Gegner
W ährend Rothen auf die Ankunft seiner letzten Schüler wartete, blickte er aus dem Fenster. Längere, wärmere Tage verwandelten die Gärten in ein grünes Labyrinth. Selbst die graue Residenz des Hohen Lords wirkte freundlich in dem hellen Morgenlicht.
Jetzt sah er, wie deren Tür geöffnet wurde, und sein Herz setzte einen Schlag aus, als Sonea aus dem Gebäude kam. Es war spät für ihre Verhältnisse, stellte er fest. Tania zufolge stand sie noch immer bei Morgengrauen auf.
Dann wurde eine größere Gestalt sichtbar, und Rothens ganzer Körper verkrampfte sich. Akkarins schwarze Roben wirkten beinahe grau in dem hellen Sonnenlicht. Der Hohe Lord drehte sich zu Sonea um und sagte etwas. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Dann machten die beiden sich auf den Weg zur Universität, und ihre Gesichter wurden wieder ernst. Rothen beobachtete sie, bis sie sich seinem Blick entzogen.
Schließlich wandte er sich schaudernd vom Fenster ab. Das Frösteln, das ihn beschlichen hatte, wollte nicht mehr weichen.
Sie hatte Akkarin angelächelt.
Es war kein höfliches, gezwungenes Lächeln gewesen, sondern ein offenes, vorbehaltloses. Außerdem war dieses Lächeln heimlichtuerisch und beinahe verschlagen gewesen.
Nein, sagte er sich. Ich sehe nur das, wovor ich mich am meisten fürchte, weil es das ist, wonach ich schon immer Ausschau gehalten habe. Sie hatte wahrscheinlich nur gelächelt, um Akkarin zu täuschen oder ihn zu besänftigen. Oder aber er hatte eine Bemerkung gemacht, die sie erheitert hatte, und sie hatte sich auf seine Kosten amüsiert…
Aber wenn es nicht so gewesen war? Was, wenn es einen anderen Grund gab?
»Lord Rothen?«
Als er sich umdrehte, sah er, dass seine Klasse vollzählig war und die Schüler geduldig auf den Anfang des Unterrichts warteten. Er brachte ein klägliches Lächeln zustande, dann kehrte er zu seinem Pult zurück.
Er konnte unmöglich aus dem Klassenzimmer stürzen und eine Erklärung von Sonea verlangen. Nein, fürs Erste musste er sie aus seinen Gedanken verbannen und sich auf den Unterricht konzentrieren. Später jedoch würde er noch einmal gründlich darüber nachdenken, was er gesehen hatte.
Und er würde sie genauer beobachten.
Während die Kutsche wieder abfuhr, ging Dannyl mit langen Schritten auf die Tür von Dem Maranes Haus zu und zog an der Glockenschnur.
Er gähnte, dann beschwor er ein wenig Magie herauf, um seine Erschöpfung zu vertreiben. Eine Woche war vergangen, seit Tayend ihm das Buch gezeigt hatte, und es hatte viele geheime Treffen mit Botschafter Errend und anderen elynischen Magiern gegeben, um diesen Abend vorzubereiten. Jetzt würden sie erfahren, ob ihre Pläne Erfolg zeigten.
Schritte näherten sich der Tür, dann wurde sie geöffnet, und der Herr des Hauses verneigte sich anmutig.
»Botschafter Dannyl. Es ist mir ein Vergnügen, Euch wiederzusehen. Bitte, tretet ein.«
»Vielen Dank.« Dannyl folgte der Einladung.
»Wo ist der junge Tremmelin?«, erkundigte sich der Dem.
»Bei seinem Vater«,
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