Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
ihrem Spiel verloren und sie in Ruhe ließen.
Es war weit nach Mitternacht, als Lorlen mit dem letzten Brief fertig wurde. Er stand auf, streckte sich und ging zur Tür, wobei er seine Umgebung kaum wahrnahm, während er automatisch das magische Schloss vorlegte. Als er sich umdrehte, um den Flur hinunterzugehen, hörte er ein Geräusch aus der Eingangshalle der Universität.
Er blieb kurz stehen und überlegte, ob er der Sache auf den Grund gehen sollte oder nicht. Es war ein leises Geräusch gewesen, vielleicht ein Blatt, das durch die Tür hereingeweht worden war. Er hatte sich gerade dazu entschieden, es zu ignorieren, als er das Geräusch von neuem hörte.
Stirnrunzelnd trat er in die Eingangshalle. Eine Bewegung lenkte seinen Blick auf eine der gewaltigen Türen. Irgendetwas glitt an dem alten Holz entlang. Er machte einen Schritt nach vorn, dann sog er scharf die Luft ein.
Sonea lehnte an der Tür, als würde sie ohne deren Halt in sich zusammensinken. Sie machte einen zaghaften Schritt, dann blieb sie taumelnd am oberen Ende der Treppe stehen. Lorlen lief auf sie zu und griff nach ihrem Arm, um sie zu stützen. Sie sah ihn an, überrascht und offensichtlich zutiefst entsetzt.
»Was ist mit dir passiert?«, fragte er.
»Nichts, Mylord«, sagte sie.
»Nichts? Du bist vollkommen erschöpft.«
Sie zuckte die Achseln, und es war unübersehbar, dass selbst diese kleine Bewegung sie große Anstrengung kostete. Sie hatte all ihre Kraft verloren. Als hätte... als hätte man ihre Magie aus ihr herausgezogen...
»Was hat er dir angetan?«, stieß Lorlen heiser hervor.
Sie runzelte die Stirn, dann schüttelte sie den Kopf. Plötzlich gaben die Knie unter ihr nach und sie sank auf die Treppenstufen. Lorlen setzte sich neben sie und ließ ihren Arm los.
»Es ist nicht das, was Ihr denkt«, erklärte sie, dann ließ sie den Oberkörper sinken und legte den Kopf auf die Knie. »Nicht, wer Ihr denkt. Nicht er .« Sie seufzte und rieb sich das Gesicht. »Ich war noch nie so müde.«
»Aber was hat dich dann in diesen Zustand versetzt?«
Sonea ließ die Schultern sinken, aber sie antwortete nicht.
»War es eine Aufgabe, die ein Lehrer dir gegeben hat?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Hast du etwas versucht, das mehr Kraft gekostet hat, als du erwartet hattest?«
Wieder schüttelte sie den Kopf.
Lorlen dachte darüber nach, auf welche andere Weise ihre Kräfte derart erschöpft worden sein könnten. Er erinnerte sich an die wenigen Gelegenheiten, bei denen er seine gesamte Kraft verbraucht hatte. Er musste viele Jahre zurückdenken, zurück zu seiner Zeit an der Universität. An die Kämpfe mit Akkarin in der Arena. Aber sie hatte gesagt, es sei nicht Akkarin gewesen.
Dann fiel es ihm wieder ein. Während seiner Ausbildung hatte der Lehrer einmal mehrere Novizen gegen jeden einzelnen Schüler der Klasse antreten lassen. Dies war eine der wenigen Gelegenheiten gewesen, bei denen er besiegt worden war.
Aber es war zu spät für Unterrichtsstunden. Warum sollte sie gegen andere Novizen kämpfen? Lorlens Miene verdüsterte sich, als plötzlich ein Name in seinen Gedanken auftauchte. Regin. Der Junge hatte wahrscheinlich seine Anhänger um sich geschart und Sonea irgendwo aufgelauert. Es war verwegen und riskant. Wenn Sonea Akkarin davon erzählte …
Aber sie würde es nicht tun. Lorlen sah Sonea an, und das Herz tat ihm weh. Gleichzeitig stieg ein unerwarteter Stolz in ihm auf.
»Es war Regin, nicht wahr?«
Ihre Lider öffneten sich flatternd. Als er die Wachsamkeit in ihren Augen sah, nickte er.
»Keine Angst, ich werde es niemandem erzählen, es sei denn, du willst es so. Wenn es dir recht ist, werde ich Akkarin wissen lassen, was hier vorgeht.« Falls er nicht gerade lauscht und es ohnehin schon weiß. Er blickte auf den Ring hinab, dann sah er hastig wieder weg.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht. Bitte.«
Natürlich. Sie würde nicht wollen, dass Akkarin davon erfuhr.
»Ich habe nicht damit gerechnet«, fügte sie hinzu. »Ich werde mich in Zukunft von ihnen fern halten.«
Lorlen nickte langsam. »Nun, wenn es dir nicht gelingt, dann wisse, dass du mich jederzeit rufen kannst.«
Ein schiefes Lächeln spielte um ihre Mundwinkel, dann holte sie tief Luft und machte Anstalten, sich zu erheben.
»Warte.« Er griff nach ihrer Hand. »Hier«, sagte er. »Das wird dir helfen.«
Er sandte einen sanften Strom heilender Energie durch seine Hand in ihren Körper. Ihre Augen weiteten sich, als sie die
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