Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
sollte, jedenfalls solange ich nicht auf die Idee kam, eine niedrig geborene Dienstmagd zur Frau zu nehmen.«
Tayend seufzte. »Du bist zu beneiden. Mein Vater hat meine Partner nie akzeptiert. Zum Teil deshalb, weil ich sein einziger Sohn bin und er sich Sorgen macht, dass es nach mir keinen Erben geben wird. Aber vor allem missbilligt er meine … nun ja … meine Neigungen.«
Eine Weile saßen sie schweigend da und blickten auf die mondbeschienenen Felder. Plötzlich sog Tayend scharf die Luft ein. Er sprang von seinem Stuhl auf und lief ins Haus. Dannyl sah seinem Freund verwundert nach, entschied sich aber dagegen, ihm zu folgen.
Als er sich gerade noch ein Glas Wein einschenkte, kehrte Tayend zurück.
»Schau dir das an.«
Der Gelehrte legte Dannyl die Zeichnungen des Grabes auf den Schoß und hielt ihm dann ein großes Buch hin. Auf den Seiten des Buches war eine Karte der Verbündeten Länder und der angrenzenden Staaten zu sehen.
»Was ist daran so interessant?«, fragte Dannyl.
Tayend zeigte auf eine Reihe von Glyphen am oberen Rand der Zeichnung, die er im Grab der Weißen Tränen angefertigt hatte. »Hier steht etwas über einen Ort - den Ort, von dem die Frau kam.«
Er tippte mit dem Finger auf eine Glyphe: einen Halbmond und eine Hand, umgeben von einem Quadrat mit geschwungenen Ecken. »Ich wusste nicht, was das bedeuten sollte, aber es kam mir bekannt vor. Es hat eine Weile gedauert, bis mir wieder eingefallen ist, woran es mich erinnert. In der Großen Bibliothek haben wir ein Buch, das so alt ist, dass die Seiten zerfallen, wenn man nicht sehr vorsichtig damit umgeht. Das Buch hat vor vielen Jahrhunderten einem Magier namens Ralend von Kemori gehört, der vor der Einigung Elynes über einen Teil des Landes herrschte. Besucher verzeichneten Namen und Titel und den Zweck ihres Besuches in diesem Buch - obwohl die meisten Einträge von derselben Hand stammen, was den Verdacht nahe legt, dass ein Schreiber die Namen derer festgehalten hat, die selbst des Schreibens nicht mächtig waren. Auf einer Seite befindet sich ein Symbol, das diesem gleicht. Ich erinnere mich deshalb daran, weil es nicht von einer Feder stammt, sondern von einem Stempel. Und es war rot - verblasst, aber dennoch deutlich erkennbar. Daneben hatte der Schreiber die Worte: ›König von Charkan‹ notiert. Also ist es nicht unvernünftig zu denken, dass die Frau in dem Grab von demselben Ort stammte - die Glyphe hat große Ähnlichkeit mit dem Stempelabdruck. Aber wo liegt dieses Charkan?« Tayend lächelte breit und tippte auf die Karte. »Das ist ein alter Atlas, der Orrends Urgroßvater gehört hat. Sieh einmal genau hin.«
Dannyl nahm Tayend das Buch aus der Hand und beleuchtete es mit seiner Lichtkugel. Er brauchte nicht lange, um ein winziges Wort und eine Zeichnung direkt neben Tayends Finger zu entdecken.
»Shakan Dra«, las Dannyl laut vor.
»Wären dieser kleine Halbmond und die Hand nicht gewesen, wäre es mir vielleicht entgangen.«
Als Dannyl nun den Rest der Karte betrachtete, blinzelte er überrascht. »Das ist eine Karte von Sachaka.«
»Ja. Die Berge. Man kann es auf dieser Zeichnung nur schwer erkennen, aber ich würde zwanzig Goldmünzen darauf setzen, dass Shakan Dra in der Nähe der Grenze liegt. Dabei fällt mir unwillkürlich eine gewisse, nicht näher genannte Person ein, die vor einigen Jahren eine Reise in die Berge unternommen hat. Denkst du das Gleiche, was ich denke?«
Dannyl nickte. »Ja.«
»Ich vermute, dass wir ein neues Reiseziel haben.«
»Wir müssen trotzdem unserer geplanten Route folgen«, rief Dannyl ihm ins Gedächtnis. Der Gedanke, sich nach Sachaka zu begeben, behagte ihm nicht besonders. Eingedenk der Geschichte des Landes war durchaus zweifelhaft, ob die Einheimischen ihn willkommen heißen würden. »Außerdem gehört Sachaka nicht zu den Verbündeten Ländern.«
»Dieser Ort ist nicht weit von der Grenze entfernt. Nicht mehr als eine Tagesreise.«
»Ich weiß nicht, ob wir die Zeit erübrigen können.«
»Wir könnten unsere Rückkehr nach Capia ein klein wenig hinauszögern. Ich bezweifle, dass uns irgendjemand deswegen Fragen stellen würde.« Tayend ließ sich auf seinen Stuhl fallen.
»Einige Tage könnten wir vielleicht herausschinden.« Dannyl musterte seinen Freund eingehend. »Aber würde dir eine solche Verzögerung wirklich nichts ausmachen?«
Tayend zuckte die Achseln. »Nein. Warum auch?«
»Gibt es niemanden, der auf deine Rückkehr wartet?«
»Nein. Es
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