Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
schärfer.
»Hast du noch mehr von diesem Wein, den wir gerade trinken?«
»Das ist die letzte Flasche.«
»Oje.« Lorlen schüttelte den Kopf. »Dann ist die Situation schlimmer, als ich gedacht hatte. Ich fürchte, das war der letzte Rest. Ich habe beschlossen, keine neuen Vorräte anzuschaffen. Nach dem heutigen Tag wird es keinen anurenischen Dunkelwein für den Hohen Lord mehr geben.«
»Das sind deine Neuigkeiten?«
»Schrecklich, nicht wahr?« Lorlen beugte sich vor. »Bist du sehr ungehalten darüber?«
Akkarin schnaubte. »Natürlich! Warum hast du keinen Nachschub bestellt?«
»Sie wollten zwanzig Goldmünzen pro Flasche.«
»Pro Flasche! « Akkarin stieß einen Pfiff aus. »Eine weitere gute Entscheidung, obwohl du in dieser Angelegenheit wirklich zuerst mit mir hättest sprechen müssen. Ich hätte bei Hofe hier und da ein paar Worte fallen lassen können... nun, ich kann es immer noch.«
»Dann denkst du also, dass in einigen Wochen ein vernünftigeres Angebot auf meinem Schreibtisch liegen wird?«
Akkarin lächelte. »Ich werde sehen, was sich machen lässt.«
Einen Moment lang schwiegen sie beide, dann leerte Lorlen sein Glas und erhob sich. »Ich sollte mich wohl langsam auf den Weg zum Abendsaal machen. Kommst du mit?«
Akkarins Miene verdüsterte sich. »Nein, ich habe noch eine Verabredung in der Stadt.« Er blickte zu Lorlen auf. »Es war schön, dich wiederzusehen. Du solltest öfter herkommen. Ich möchte keine Zusammenkünfte mit dir vereinbaren, nur um herauszufinden, was in der Gilde gerade geredet wird.«
»Ich werde es versuchen.« Lorlen brachte ein Lächeln zustande. »Vielleicht solltest du häufiger einmal in den Abendsaal kommen. Dann würdest du selbst das eine oder andere Gerücht hören.«
Der Hohe Lord schüttelte den Kopf. »Wenn ich in der Nähe bin, sind alle immer so vorsichtig. Außerdem liegen meine Interessen außerhalb der Grenzen der Gilde. Unsere Familienskandale überlasse ich lieber dir.«
Lorlen stellte sein Weinglas auf den Tisch und ging zur Tür, die sich lautlos öffnete. Als er sich noch einmal zu Akkarin umdrehte, nippte dieser zufrieden an seinem Wein.
»Gute Nacht«, sagte er.
Akkarin hob zur Antwort sein Glas. »Viel Vergnügen.«
Als sich die Tür hinter ihm schloss, holte Lorlen tief Luft und verließ das Gebäude. Er dachte noch einmal darüber nach, was besprochen worden war. Akkarin hatte sich zustimmend über Dannyls Ernennung geäußert - was in Anbetracht der Umstände recht ironisch war. Der Rest des Gesprächs war entspannt und unbefangen gewesen; bei solchen Gelegenheiten konnte man die Wahrheit leicht vergessen. Aber Lorlen hatte schon oft darüber gestaunt, wie gut Akkarin sich darauf verstand, bei ihren Gesprächen Andeutungen über seine geheimen Aktivitäten zu machen. »Meine Interessen liegen außerhalb der Grenzen der Gilde.« Das dürfte, gelinde gesagt, der Wahrheit entsprechen.
Lorlen schnaubte leise. Zweifellos hatte Akkarin von seinen Besuchen bei Hofe und beim König gesprochen. Ich kann nicht umhin, seine Worte im Lichte dessen zu deuten, was ich weiß.
Die Besuche bei Akkarin hatten ihn vor Soneas Anhörung niemals so viel Kraft gekostet. Als er jetzt die Residenz des Hohen Lords verließ, war er müde und erleichtert, dass er es für diesmal geschafft hatte. Er dachte an sein Bett und schüttelte den Kopf. Er würde im Abendsaal noch endlose Fragen über sich ergehen lassen müssen, bevor er sich in sein Quartier davonstehlen konnte. Seufzend beschleunigte er seine Schritte.
5. Nützliche Fähigkeiten
W ährend Sonea darauf wartete, dass der Unterricht begann, schlug sie ihr Notizbuch auf, um darin zu lesen. Ein Schatten fiel über ihr Pult, und sie zuckte zusammen, als jemand sich plötzlich vorbeugte und nach einem ihrer Papiere griff. Sie versuchte verzweifelt, das Papier festzuhalten, aber sie war zu langsam.
»Nun, was haben wir denn da?« Regin schlenderte durch den Raum und lehnte sich an das Schreibpult des Lehrers. »Soneas Notizen.«
Sonea sah ihn kalt an. Die anderen Novizen beobachteten ihn voller Interesse. Regin überflog die Seite und lachte begeistert auf.
»Sehr euch nur diese Handschrift an!«, rief er und hielt das Blatt in die Höhe. »Sie schreibt wie ein Kind. Oh, und erst die Rechtschreibfehler!«
Sonea unterdrückte ein Stöhnen, als er zu lesen begann und dabei so tat, als hätte er größte Mühe, die Worte zu entziffern. Nach einigen Sätzen brach er ab und sinnierte laut über
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