Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
vernachlässigen.
Administrator Lorlen blieb vor der Universität am Fuß der Außentreppe stehen und betrachtete die im Dunkel verschwimmenden Bauten der Gilde. Zu seiner Rechten lagen die Heilerquartiere, ein zweistöckiger Rundbau, der hinter den hohen Bäumen im Garten aufragte. Davor verlief die Straße, die zu den Dienstbotenquartieren führte und sich im Wald verlor, der sich über das gesamte Gelände der Gilde erstreckte. Direkt vor ihm befand sich die breite, kreisförmige Auffahrt. Sie führte in einem Halbkreis von den Toren zur Universität und in einem zweiten Halbkreis wieder zurück zu den Toren des Gildeviertels. Links davon lagen Stallungen, hinter denen ebenfalls Wald aufragte.
Zwischen dem Waldrand und den Gärten residierte der Hohe Lord. Im Gegensatz zu den anderen, weißen Gebäuden der Gilde schimmerten die grauen Mauern seiner Residenz nicht im Mondlicht, sondern zeichneten sich nur geisterhaft vor dem Wald ab. Akkarins Quartier war abgesehen von der Gildehalle das einzige Gebäude, das noch aus der Zeit stammte, da die Gilde sich formiert hatte. Seit mehr als sieben Jahrhunderten beherbergte es nun den mächtigsten Magier einer jeden Generation. Lorlen zweifelte nicht daran, dass der Mann, der jetzt dort lebte, einer der stärksten Magier war, der je dort residiert hatte.
Er holte tief Luft und ging langsam auf die Tür des Gebäudes zu.
Für den Augenblick musst du all diese Dinge vergessen, sagte er sich. Er ist ein alter Freund, der Akkarin, den du so gut kennst. Wir werden über Politik reden, über unsere Familien und über Angelegenheiten der Gilde. Du wirst versuchen, ihn zu einem Besuch im Abendsaal zu überreden, und er wird ablehnen.
Als Lorlen die Residenz erreichte, drückte er die Schultern durch. Wie immer öffnete sich die Tür, kaum dass er angeklopft hatte. Er verspürte eine gewisse Erleichterung darüber, dass weder Akkarin noch sein Diener erschienen, um ihn zu begrüßen.
Er nahm im Empfangszimmer Platz und sah sich um. Ursprünglich war dieser Raum eine Eingangshalle mit einer abgetretenen Treppe zu beiden Seiten gewesen. Akkarin hatte die Halle modernisiert, indem er die rückwärtig gelegenen Treppen durch Wände verblendet und den Raum mit dicken Teppichen und bequemen Möbeln ausgestattet hatte. So war ein sehr ansprechender, aber nicht mehr so großer Empfangsraum daraus geworden.
»Was haben wir denn da?«, erklang eine vertraute Stimme. »Ein unerwarteter Besucher.«
Lorlen drehte sich um und brachte ein Lächeln zustande, als er den schwarz gewandeten Mann begrüßte, der in der Tür zur Treppe stand.
»Guten Abend, Akkarin.«
Der Hohe Lord lächelte, und nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, ging er zu einem schmalen Schrank, in dem sich ein Vorrat an Weinflaschen, eine Sammlung von Gläsern und silbernes Besteck befanden. Er wählte eine Flasche von ebendem Wein aus, den nicht mehr zu kaufen Lorlen am vergangenen Tag beschlossen hatte.
»Ich hätte dich um ein Haar nicht wiedererkannt, Lorlen. Du warst schon ziemlich lange nicht mehr hier.«
Lorlen hob die Schultern. »Unsere kleine Familie war in letzter Zeit recht anstrengend.«
Akkarin kicherte über Lorlens Verwendung ihres gemeinsamen Kosenamens für die Gilde. Er reichte Lorlen ein Weinglas, dann nahm er ebenfalls Platz. »Ah, sie sorgen dafür, dass du beschäftigt bist, und ab und zu darfst du sie für ihr gutes Benehmen belohnen. Lord Dannyl war eine interessante Wahl für den zweiten Botschafter in Elyne.«
Lorlens Herz setzte einen Schlag aus. Er verbarg sein Erschrecken hinter einem besorgten Stirnrunzeln. »Eine Wahl, die du nicht getroffen hättest?«
»Er ist wie geschaffen für diese Rolle. In seinen Verhandlungen mit den Dieben hat er sowohl Initiative als auch Kühnheit bewiesen.«
Lorlen zog eine Augenbraue in die Höhe. »Er hätte sich allerdings zuerst mit uns absprechen sollen.«
Akkarin machte eine wegwerfende Handbewegung. »Die Höheren Magier hätten nur wochenlang darüber debattiert und dann die sicherste Entscheidung getroffen - und es wäre die falsche Entscheidung gewesen. Dannyl hat das vorausgesehen und die Missbilligung seiner Kollegen riskiert, um das Mädchen zu finden, was zeigt, dass er sich nicht von Autoritäten einschüchtern lässt, wenn deren Vorstellungen nicht zum Wohle anderer sind. Dieses Selbstbewusstsein wird er am Hof von Elyne dringend benötigen. Ich war überrascht, dass du mich nicht nach meiner Meinung gefragt hast, aber
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