Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
Wozu manche Menschen doch imstande sind!«
Lorlen, der an Akkarin dachte, nickte. »Ich wüsste gern mehr über diese Angelegenheit. Würdet Ihr mich auf dem Laufenden halten, wenn Euch etwas Neues zu Ohren kommen sollte?«
Derril grinste. »Ich habe Euer Interesse geweckt, nicht wahr? Ihr sollt Eure Informationen haben!«
6. Ein unerwarteter Vorschlag
R othen blickte überrascht auf, als Sonea den Raum betrat.
»Schon zurück?« Er besah sich ihre Robe. »Oh. Was ist passiert?«
»Regin.«
»Wieder einmal?«
»Andauernd.« Sonea warf ihr Notizbuch auf den Tisch. Sofort bildete sich eine kleine Wasserpfütze um das Buch herum. Sie schlug es auf und stellte fest, dass all ihre Aufzeichnungen durchweicht waren und die Tinte verlief. Stöhnend machte sie sich klar, dass sie alles noch einmal würde abschreiben müssen. Mutlos drehte sie sich um und ging in ihr Zimmer, um sich umzuziehen.
Am Eingang der Universität war Kano ihr plötzlich in den Weg gesprungen und hatte ihr eine Hand voll Essen ins Gesicht gedrückt. Daraufhin war sie zu dem Springbrunnen in der Mitte des Innenhofs gegangen, um sich zu waschen, aber als sie sich über das Becken gebeugt hatte, war ihr das Wasser entgegengeflutet und hatte sie bis auf die Haut durchnässt.
Seufzend öffnete sie ihren Kleiderschrank, nahm ein altes Hemd und eine Hose heraus und zog sie an. Dann las sie die durchweichte Robe vom Boden auf und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
»Lord Elben hat gestern etwas Interessantes gesagt.«
Rothen runzelte die Stirn. »Was denn?«
»Er meinte, ich sei der Klasse um mehrere Monate voraus - fast so gut wie die Novizen des Winterhalbjahres.«
Er lächelte. »Du hattest vor Beginn des Unterrichts etliche Monate Zeit zum Üben.« Sein Lächeln verblasste, als er ihre Kleider sah. »Es ist Vorschrift, dass Novizen zu jeder Zeit Roben tragen, Sonea. So kannst du unmöglich zum Unterricht gehen.«
»Ich weiß, aber ich habe keine sauberen Roben mehr. Tania wird mir heute Abend einige gewaschene Gewänder zurückbringen.« Sie hielt die tropfende Robe ein Stück von sich weg. »Es sei denn, Ihr könntet die hier für mich trocknen?«
»Das solltest du mittlerweile eigentlich selbst können.«
»Das kann ich auch, aber ich darf Magie nur dann benutzen, wenn...«
»…wenn ein Magier dich unterweist«, beendete Rothen den Satz. Er kicherte. »Diese Regel ist recht biegsam, Sonea. Im Allgemeinen gilt darüber hinaus Folgendes: Wenn ein Lehrer dich dazu anhält, das Gelernte zu üben, steht es dir frei, das auch außerhalb des Unterrichts zu tun, es sei denn, der Lehrer hätte es ausdrücklich verboten.«
Sie grinste und besah sich die Robe. Weißer Dunst stieg aus dem Stoff auf, während sie ihn erwärmte. Als die Robe trocken war, legte sie sie beiseite und nahm sich ein Kuchenstück, das von der Morgenmahlzeit übrig geblieben war.
»Ihr habt einmal gesagt, dass ein außergewöhnlich begabter Novize in eine höhere Klasse aufrücken dürfe. Was müsste ich tun, um das zu erreichen?«
Rothen zog die Augenbrauen hoch. »Du müsstest sehr viel arbeiten. Du magst in der Anwendung von Magie recht fortgeschritten sein, aber deine Kenntnisse und dein Verständnis der Dinge müssten sich deutlich verbessern.«
»Es wäre also möglich?«
»Ja«, sagte er langsam. »Wenn wir jeden Abend und auch an den Freitagen arbeiten, könntest du ungefähr in einem Monat die Halbjahresprüfungen bestehen, aber damit würde die harte Arbeit keineswegs enden. Sobald du in die nächste Klasse aufgerückt wärst, müsstest du den Stoff nachholen, den die Winternovizen bereits durchgenommen haben. Wenn du bei der Jahresprüfung für Erstklässler scheiterst, würdest du wieder in die Sommerklasse zurückversetzt werden. Das bedeutet, dass du in jedem Fall zwei oder drei Monate lang sehr hart würdest arbeiten müssen.«
»Ich verstehe.« Sonea biss sich auf die Unterlippe. »Ich möchte es versuchen.«
Rothen musterte sie eingehend, dann nahm er in einem der Sessel Platz. »Du hast deine Meinung also geändert.«
Sonea runzelte verwirrt die Stirn. »Meine Meinung geändert?«
»Ursprünglich wolltest du warten, bis die anderen dich eingeholt hätten.«
Sie machte eine abschätzige Handbewegung. »Vergesst die anderen. Sie sind es nicht wert. Habt Ihr die Zeit, um mich zu unterrichten? Ich möchte Euch nicht von Euren anderen Verpflichtungen abhalten.«
»Das wird kein Problem sein. Ich kann meine Vorbereitungen erledigen, während du lernst.«
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