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Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice

Titel: Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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müde, Menschen und Häuser zu betrachten, die alle gleich aussahen. Er lehnte sich an die Seitenwand der Kutsche und döste ein.
    Plötzlich veränderte sich das Geräusch, das die Hufe der Pferde auf dem Boden machten; die Straße hier war offensichtlich mit anderen Steinen gepflastert. Als er aus dem Fenster blickte, sah er glatte Mauern zu beiden Seiten. Nach etwa hundert Schritten endete der Tunnel, die Kutsche fuhr in einen breiten Innenhof, und der Prächtige Tempel kam in Sicht.
    Wie alle lonmarischen Gebäude war auch dieses einstöckig und vollkommen schmucklos. Die Mauern waren jedoch aus Marmor und so geschickt zusammengesetzt, dass man kaum erkennen konnte, wo ein Stein zu Ende war und der nächste anfing. In regelmäßigen Abständen waren Obelisken in das Gemäuer eingelassen, ein jeder am Sockel so breit, wie das Gebäude hoch war.
    Die Kutsche hielt an, und Dannyl stieg aus, begierig darauf, aus der drückenden Hitze des Wagens herauszukommen. Er legte den Kopf in den Nacken und sog scharf die Luft ein, als er sah, wie hoch die Obelisken aufragten. In einer Entfernung von jeweils etwa fünfzig Schritten aufgestellt, schienen sie den ganzen Himmel auszufüllen.
    »Seht Euch das an«, sagte Dannyl leise zu Tayend. »Wie ein Wald aus riesenhaften Bäumen.«
    »Oder aus tausend Schwertern.«
    »Oder den Masten von Schiffen, die darauf warten, Seelen fortzubringen.«
    »Oder einem gewaltigen Nagelbett.«
    »Ihr seid heute ja in guter Stimmung«, bemerkte Dannyl trocken.
    Tayend lächelte schief. »Das kann man wohl sagen, wie?«
    Als sie sich den Toren des Tempels näherten, kam ihnen ein Mann in einer schlichten weißen Robe entgegen. Sein Haar war weiß und bildete einen deutlichen Kontrast zu dem tiefen Schwarz seiner Haut. Nach einer kaum mehr als angedeuteten Verbeugung verschränkte er die Hände und öffnete sie dann wieder, eine rituelle Geste der Anhänger des Mahga.
    »Willkommen, Botschafter Dannyl. Ich bin der Hohe Priester Kassyk.«
    »Ich danke Euch, dass Ihr uns diesen Besuch gestattet habt«, erwiderte Dannyl. »Dies ist mein Assistent und Freund, Tayend von Tremmelin, Gelehrter der Großen Bibliothek von Capia.«
    Der Hohe Priester wiederholte seine Geste. »Willkommen, Tayend von Tremmelin. Wollt ihr euch vielleicht den Prächtigen Tempel ansehen, bevor ihr euch den Schriftrollen zuwendet?«
    »Es wäre uns eine Ehre«, antwortete Dannyl.
    »Dann folgt mir.«
    Der Hohe Priester machte auf dem Absatz kehrt und führte sie in das kühle Tempelgebäude. Sie gingen durch einen langen Flur, und der Priester erklärte ihnen unterwegs die historische oder religiöse Bedeutung einzelner Gegenstände. Der Gang, dem sie folgten, wurde von vielen weiteren gekreuzt, und durch kleine, schmale Fenster, die direkt unterhalb des gewölbten Daches eingelassen waren, fiel Licht. Gelegentlich kamen sie durch winzige Innenhöfe, in denen überraschend üppige Pflanzen gediehen. Ab und zu blieben sie an in die Wand eingebauten Springbrunnen stehen, um eine Hand voll Wasser zu trinken.
    Schließlich erreichten sie die kleinen Räume, in denen die Priester lebten, studierten oder meditierten. Der Hohe Priester führte sie durch große, höhlenartige Hallen, in denen täglich Gebete und Rituale abgehalten wurden. Zu guter Letzt kamen sie in einen Komplex kleiner Räume, in denen Schriftrollen und Bücher ausgestellt waren.
    »Welche Texte interessieren euch besonders?«, fragte Kassyk.
    »Ich würde gern die dorgonischen Schriftrollen sehen.«
    Der Priester musterte Dannyl schweigend, bevor er antwortete: »Wir gestatten Ungläubigen nicht, diese Texte zu lesen.«
    »Oh.« Dannyl runzelte enttäuscht die Stirn. »Das sind aber schlechte Nachrichten. Man hat mich glauben gemacht, diese Schriftrollen seien frei zugänglich, und ich habe eine weite Reise auf mich genommen, um sie zu sehen.«
    »Das ist in der Tat bedauerlich.« Der Hohe Priester betrachtete ihn mit aufrichtigem Mitgefühl.
    »Verzeiht mir, wenn ich mich irre, aber Ihr habt schon in der Vergangenheit einmal einem Ungläubigen gestattet, sie zu lesen, nicht wahr?«
    Kassyk blinzelte überrascht, dann nickte er langsam. »Als Euer Hoher Lord vor zehn Jahren hier war, hat er mich dazu überredet, ihm das Studium der Schriftrollen zu gestatten. Er hat mir versichert, dass mich nach ihm niemand mehr um diese Information bitten würde.«
    Dannyl tauschte einen Blick mit Tayend. »Akkarin war damals noch nicht Hoher Lord, aber selbst wenn er es gewesen

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