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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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dass ihre Ahnung drohender Gefahr, als sie vom Palast weglief, sich bewahrheitete, sie war ihr nicht entkommen, sondern geradewegs in den Rachen gesprungen.
    »Nun gut, Mylord, ich bin klar im Nachteil«, sagte Femke ebenfalls leise. »Ich nehme daher Eure Einladung an. Habt Ihr zufällig Dahl aufgesetzt? Ich habe den Palast heute Morgen ziemlich in Eile verlassen müssen und hatte keine Zeit, meine Tasse auszutrinken. Das war sehr unangenehm.«
    »Ich bin sicher, wir werden eine Tasse Dahl finden«, meinte der Mann gedehnt und offenbar leicht amüsiert von ihrer Bitte.
    Femke zog die Abdeckung zurück und blinzelte zu der dunklen Silhouette in der Tür hinüber. Der Mann war mittelgroß und seine Gestalt wirkte übergewichtig. Sie sah, dass er die Hand am Schwertgriff hatte, das um seine breite Taille gegürtet war. Lords trugen normalerweise keine Schwerter zu ihrer normalen Kleidung, also musste er es umgelegt haben, nachdem die Wachen gegangen waren. Sollte sie das nur einschüchtern oder konnte er tatsächlich damit umgehen? Seine Figur ließ Ersteres vermuten, doch ihre Intuition machte sie glauben, dass eher Letzteres der Fall war. Auf den ersten Blick wirkte er nicht sehr agil, aber wer weiß, vielleicht war er in seiner Jugend einmal ein ausgezeichneter Schwertkämpfer gewesen.
    Als Femke aus ihrer dunklen Ecke hervorkroch, hörte sie ein feines Knistern, das sie sofort als das Reißen von Spinnweben erkannte. Obwohl sie Spinnen nicht besonders störten, schüttelte sie sich unwillkürlich. Trotz der Schmerzen, die es verursachte, klopfte sie sich heftig ab. Mehrmals fuhr sie sich mit den Fingern durch die Haare, doch immer noch konnte sie es auf ihrer Kopfhaut kribbeln spüren.
    »Ein Bad wäre jetzt auch sehr angenehm«, meinte sie und versuchte, möglichst normal zu klingen.
    Der Lord ignorierte sie und blickte sich stattdessen vorsichtig draußen um, während er Femke ständig im Auge behielt, um zu sehen, ob sie irgendwelche plötzlichen Bewegungen machte. Doch sie tat nichts, was die Lage noch verschlimmern konnte. Die Schmerzen von den vielen blauen Flecken und Schnitten machten es sowieso schon schwierig, überhaut zu stehen. In dem engen Versteck hatte sie sich sehr verkrampft, und im Moment wollte sie alles andere, als wieder rennen müssen.
    »Kommt schnell. Geht ins Haus, bevor Euch jemand sieht.« Er bewegte sich rückwärts aus der Tür und winkte sie mit seiner freien Hand zu sich, doch er sah sich immer noch wachsam nach den königlichen Wachen um.
    Femke gehorchte, so gut sie konnte, und stolperte ins Tageslicht. Ihrer Schätzung nach hatte sie kaum eine Stunde in ihrem Versteck gesessen, doch ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Ihr rechtes Auge war besonders empfindlich. Der Splitter, der sich darin festgesetzt hatte, als sie der Schuss mit der Armbrust nur knapp verfehlte, ließ es im hellen Tageslicht heftig tränen. Obwohl sie kaum klar sehen konnte, war es doch schwer, das viele Blut an ihren Händen und Kleidern zu übersehen.
    »Was zum …?«, rief sie aus.
    »Dafür ist jetzt keine Zeit, Botschafterin – geht hinein! Schnell!«
    Ein fester Stoß zwischen die Schulterblätter ließ sie fast stolpern, als sie den kurzen Weg zu einer Seitentür des großen Hauses entlanghumpelte. Die Tropfen, die Femke zuvor für Schweiß gehalten hatte, als sie mit dem Schloss des Schuppens gekämpft hatte, und die sie auch in der Wärme unter der Abdeckung des Holzes gespürt hatte, waren hauptsächlich Blutrinnsale aus einer oder mehreren Kopfwunden gewesen. Sie konnte sich zwar nicht daran erinnern, aber sie nahm an, dass sie mehrere Steinsplitter getroffen hatten, die der Bolzen in der Mauer losgeschlagen hatte. Kopfwunden bluteten immer furchtbar. Femke hatte genug davon gesehen, um zu wissen, dass schon kleinste Kratzer beeindruckend bluten konnten, wenn sie sich an der richtigen Stelle befanden.
    »Verdammt!«, fluchte sie leise. Es würde schwierig werden, irgendwo hinzugehen, wenn sie so aussah. Ihr Scherz über das Bad war passender, als sie gedacht hatte.
    Femke stolperte durch die Tür, die der Lord leise hinter ihnen schloss. Sie befanden sich in einer Küche, obwohl keinerlei Küchengerätschaften zu sehen waren. Sie drehte sich um, um ihren Entführer genauer zu betrachten. Er kam ihr bekannt vor, auch wenn er, als Femke ihn im Palast gesehen hatte, nicht dieses hämische Grinsen im Gesicht gehabt hatte.
    Während der kurzen Zeit, die sie im Palast verbracht hatte, war

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