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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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erstarrte sie erneut. An der Tür des Haupthauses wurde angeklopft und dann näherten sich Stiefeltritte auf dem Weg vor dem Schuppen.
    »Hallo? Was kann ich für Euch tun?«, hörte Femke leise jemanden sagen.
    »Guten Tag, Mylord, wir sind auf der Suche nach einer Frau, die hier entlanggekommen sein muss. Sie ist schlank und dunkelhaarig …«
    Femke hielt den Atem an. Während sie lauschte, wie die Wache mit dem Hausbesitzer sprach, rüttelte jemand an der Tür der Werkstatt. Ein lauter Schlag erklang, als er sich entschloss, sich mit der Schulter heftig gegen die Tür zu werfen, um zu probieren, ob sie tatsächlich verschlossen war oder vielleicht nur klemmte oder von innen verbarrikadiert war.
    Femke bückte sich, hob leise den Saum des Tuchs vor ihr an und blinzelte in die Dunkelheit. Es verhüllte einen Stapel Brennholz. Zu ihrer Freude war auf der linken Seite gerade genug Platz, dass sie sich unter dem Stoff verstecken und so einer flüchtigen Durchsuchung entgehen konnte. Sie wagte kaum zu atmen, als sie ihren Körper in die schmale Lücke zwängte. Kaum war sie in ihrem Versteck, als es laut krachte und ein Lichtstrahl durch das Seitenfenster fiel. Der Mann, der es an der Tür versucht hatte, war misstrauisch genug, um die äußeren Holzläden der Fenster im Werkstattschuppen aufzureißen. Hätte Femke sich nicht versteckt, hätte er sie gefangen wie eine Schlange in der Grube.
    »Hey! Seid vorsichtig! Die Läden muss man nicht aufbrechen, sie haben Haken oben und unten. Ich hoffe, Ihr habt sie nicht kaputt gemacht.«
    »Es tut mir leid, Mylord«, entschuldigte sich der Mann, obwohl sein Tonfall nicht danach klang. »Der Anbau ist sauber, Sergeant«, erklärte er. Das Geräusch sich entfernender Schritte entlockte Femke einen Seufzer der Erleichterung.
    »Nun, Mylord, falls Ihr die Botschafterin seht, alarmiert bitte sofort die Wachen. Ich rate Euch dringend, sich ihr nicht zu nähern oder sie festzuhalten, denn sie könnte gefährlich sein«, sagte der Offizier respektvoll.
    »Ja, natürlich. Das werde ich, sicher. Viel Glück bei Eurer Suche.«
    Femke lächelte und suchte eine Stellung, in der sie so bequem wie möglich in dem engen Raum sitzen konnte. Ihr zerschlagener Körper schmerzte an vielen Stellen, aber als sich die Geräusche der Suche schnell entfernten, versuchte sie nach Möglichkeit, die Schmerzen zu ignorieren und sich stattdessen darauf zu konzentrieren, ihre nächsten Schritte zu planen. Der Instinkt riet ihr, auf die Dunkelheit zu warten. Bis dahin waren die Wachen von der erfolglosen Suche wahrscheinlich enttäuscht und wurden nachlässig. Doch wohin sie dann gehen sollte, konnte sie noch nicht entscheiden. Sie erwog die verschiedenen Möglichkeiten und ging eine Idee nach der anderen durch.
    Langsam und still glitten die Minuten vorüber, und Femke spürte, wie sie eine schläfrige Mattigkeit übermannte. Die abgestandene Luft und die Dunkelheit unter dem Tuch taten langsam ihre ermüdende Wirkung, und ihr Bewusstsein trübte sich, bis sie plötzlich ein Geräusch aufschrecken ließ. Es war das Geräusch eines Schlüssels, der in der Tür zur Werkstatt herumgedreht wurde.
    Femke verharrte vollkommen still und betete, dass, wer auch immer gerade die Werkstatt betrat, sie nicht entdecken würde. Mit leichtem Knarren öffnete sich die Tür und es fiel mehr Licht in den Raum. Kurz darauf sagte der Lord, der mit den Wachen gesprochen hatte, leise, aber deutlich:
    »Gut, Botschafterin, Ihr könnt jetzt herauskommen.«

KAPITEL FÜNF
     

     
    »Ich sagte, Ihr könnt jetzt herauskommen, Botschafterin«, wiederholte die Stimme ruhig. »Versucht keine Dummheiten. Ich bin bewaffnet und habe keinerlei Bedenken, eine Frau niederzustrecken. Kommt unter der Abdeckung hervor und lasst uns ins Haus gehen, wo wir uns besser unterhalten können.«
    Femkes Gedanken rasten, aber sie konnte kaum etwas anderes tun, als zu gehorchen. Der Lord hatte sie in der Falle. Vielleicht konnte sie ihn unschädlich machen oder töten und wieder entkommen, aber das würde nur noch mehr Schwierigkeiten bedeuten. Einen Lord von Thrandor zu töten, würde ihr wenig helfen, ihre Unschuld am Mord von Baron Anton zu beweisen. Der Mann hatte gewusst, dass sie da war, aber er hatte die Wachen nicht alarmiert. Warum? Es war für sie bestimmt von Interesse, das herauszufinden. Sollte er sich vielleicht als ein unvermuteter Verbündeter herausstellen? Die Erfahrung sagte ihr, dass das unwahrscheinlich war. Es war eher möglich,

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