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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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dich so schnell eingefangen hat. Du scheinst Fehler zu machen«, meinte Ennas leise und verzog das Gesicht zu einem spöttischen Lächeln.
    »Lass das! Ich bin an der Nase herumgeführt worden, seit ich durch die Stadttore gekommen bin. Ich werde es dir zu gegebener Zeit erzählen«, stieß Femke hervor. Schnell schlüpfte sie aus ihrer Tunika und warf sie Ennas zu. »Tut mir leid, dass es so stinkt«, grinste sie, als er das ungewaschene Kleidungsstück auffing. »Aber die Thrandorianer halten nichts davon, ihren Gefangenen so etwas wie Körperpflege zu gestatten.«
    Ennas rümpfte die Nase, zuckte mit den Achseln und warf sich dann die lange Tunika über. Genauso schnell hatte Femke die Robe des Priesters übergestreift. Befriedigt zog sie die Kapuze über den Kopf und ließ sie tief über ihr Gesicht fallen. Ennas nahm die Decke, wickelte sich hinein und legte sich mit dem Gesicht zur Wand auf das Bett.
    »Fertig?«, fragte Danar.
    Die anderen nickten, also klopfte Danar mit der flachen Hand an die Zellentür. »Öffnet bitte!«, rief er der Wache zu. Kurz darauf hörten sie, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte und die Riegel zurückgeschoben wurden. Als sich die Tür öffnete, blickten ihnen der Hauptmann und der Wächter mit gespannten Gesichtern entgegen.
    »Ist alles in Ordnung?«, erkundigte sich der Hauptmann misstrauisch. »Ihr wart nicht lange drinnen.«
    »Mir scheint, die Botschafterin teilt unseren ›heidnischen Glauben‹ an Ishell nicht. Die Dame hat uns erklärt, sie würde nur die Segnungen eines Priesters von Shand akzeptieren, daher hat es keinen Sinn, länger zu bleiben. Wir haben unsere Gebete angeboten, aber ohne ihren Beistand können wir nicht mehr für sie tun«, erklärte Danar traurig.
    Der Hauptmann blickte an den Priestern vorbei und sah im Halbdunkel der Zelle, dass sich die Botschafterin wieder unter die Decke auf ihrem Bett zurückgezogen hatte. Der Tür hatte sie offenbar beleidigt den Rücken gekehrt.
    »Jedem das seine«, meinte er achselzuckend, und das Misstrauen verschwand. »Folgt mir. Ich geleite Euch zum Tor.«
    »Vielen Dank, Hauptmann. Wir wissen es zu schätzen, dass Ihr uns diesen Besuch ermöglicht habt. Wenn wir wieder im Tempel sind, werden wir für Euch und Eure Familie beten.«
    Femke lächelte im Schatten ihrer Kapuze. Wenn Danar noch dicker aufträgt, werden wir Mühe haben, dem Hauptmann die Treppe hinaufzufolgen, ohne auf der Schleimspur auszugleiten, dachte sie innerlich kichernd. Dann jedoch griff der Zweifel mit kalten Fingern nach ihrem Herzen, als sie daran dachte, dass Danar in dieser Art von Betrug sehr unerfahren war. Übertreib es nicht, warnte sie im Stillen und hoffte von ganzem Herzen, dass der junge Lord nichts Unüberlegtes tat. Bis jetzt hatte er es so gut gemacht. Es wäre schrecklich, wenn es in letzter Sekunde noch schiefgehen würde.
    Doch Femke hätte sich keine Sorgen machen müssen. Ohne Zwischenfall gelangten sie durch den Palast und schritten kurz darauf durch das Tor und liefen die Straßen zum Tempel von Ishell hinunter. Sobald sie die unmittelbare Umgebung des Palastes hinter sich gelassen hatten, wandte sich Danar zu Femke um, doch sie wies ihn leise zurück.
    »Verhaltet Euch Eurer Rolle gemäß, bis wir aus diesen Roben heraus sind«, befahl sie ihm streng. »Wir können später noch reden. Gehen wir wirklich zum Tempel?«
    »Ja«, entgegnete Danar. »Hinter dem Tempel ist ein Umkleidesaal, in dem wir die Gewänder lassen können. Und in einem Schrank liegen auch passende Kleider für Euch und für uns.«
    »Gut«, erwiderte Femke kurz und schlurfte dann mit gesenktem Haupt weiter.
    Niemand nahm auch nur die geringste Notiz von den drei Priestern, die langsam durch die Straßen gingen. Es war fast, als seien sie unsichtbar, dachte Femke beiläufig. In Shandar fanden Priester mehr Beachtung, da sich die hochrangigen Geistlichen von Shand gerne in die Politik einmischten. Hier kümmerten sie sich fast ausschließlich um die Armen und Kranken. Die Reichen und diejenigen, die der Meinung waren, dass sie die Chance hätten, in der Gesellschaft aufzusteigen, hatten gar keinen Kontakt zu den Tempeln. Wenn man den Augen des Adels entgehen wollte, dann gab es keine bessere Verkleidung als die von Leuten, die sie aus Prinzip ignorierten. Femke bewahrte die Information sorgfältig in ihrem Kopf und wünschte sich, dass sie selbst darauf gekommen wäre.
    Als sie den Tempel erreichten, war sie auch erstaunt darüber, dass er bei Weitem

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