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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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als ein Wunder erweisen würde, wenn er ausgewachsen war.
    Es war am Nachmittag des fünfzehnten Tages nach Femkes Rechnung, als sie plötzlich hörte, wie die Schritte mehrerer Menschen die Treppe hinunterkamen. Waren es die Männer, die sie zum Prozess abholen sollten? Hatte der König beschlossen, das Verfahren zu eröffnen, ohne ihr einen unabhängigen Fürsprecher zuzugestehen?
    Der junge Wachmann war kurz zuvor abgelöst worden. Femke wusste, dass es sinnlos war, den jetzigen Wächter zu fragen, doch sie musste nicht lange auf eine Antwort warten.
    »Öffne die Tür! Lass die Priester ein!«, verlangte eine Stimme von der Wache.
    »Jawohl«, erwiderte der, und das Klappern von Schlüsseln im Schloss und die zurückgezogenen Riegel erhöhten Femkes Spannung.
    Sollte die Anwesenheit von Priestern vielleicht bedeuten, dass sie den Segen empfangen sollte, um danach hingerichtet zu werden? Hatte man den Prozess ohne sie geführt? Ihr Herz klopfte heftig, und sie setzte sich, fest in ihre Decke gewickelt, auf das Bett, um das nervöse Zittern ihrer Arme und Beine zu verbergen. Die Tür wurde weit aufgerissen. Drei Gestalten in dunkelbraunen Roben betraten die kleine Zelle mit der Wache.
    »Lasst uns mit der Gefangenen allein«, verlangte einer der Priester mit ernster Stimme. »Ich bin sicher, dass uns das junge Mädchen in den paar Minuten, die wir hier sind, nichts anhaben kann.«
    »Sehr wohl, Priester, aber Ihr wisst doch, was ihr vorgeworfen wird, oder? Mord. Das Mädchen ist eine Mörderin, Priester, also werdet nicht unvorsichtig.«
    »Wir werden uns vorsehen, Hauptmann. Vielen Dank für Eure Sorge. Bitte lasst uns eine der Fackeln hier, damit wir sehen können, wen wir segnen. Dann werden wir die Aufgabe erfüllen, die uns unsere Göttin auferlegt hat«, intonierte der Priester ruhig. »Nun, meine Tochter, wir sind die Priester von Ishell, und wir sind hier, um …«, begann der Priester, wobei er immer leiser wurde, bis sich Femke anstrengen musste zu hören, was er zu ihr sagte.
    Die Tür schloss sich, aber da einer der Priester immer noch eine Fackel hielt, war es in der Zelle heller, als Femkes Augen es vertrugen. Sie schützte sie mit der Hand vor der Helligkeit und blinzelte heftig, um den Mann, der leise zu ihr sprach, ansehen zu können.
    Sobald sich die Tür geschlossen hatte, blickte sich der vorderste Priester noch einmal um, ob das Sichtfenster auch fest geschlossen war, und schob dann seine Kapuze zurück. Femke blinzelte erstaunt, als sie erkannte, wer vor ihr stand.
    »Lor…«
    Er hielt ihr die Hand vor den Mund und grinste. »Überraschung!«, flüsterte er. »Kommt, lasst uns von hier verschwinden.«
    Währenddessen begannen die beiden anderen Männer, gebetsartige Lieder zu singen, um ihre Unterhaltung zu übertönen. Die feierlichen Töne klangen in der kleinen Kammer irgendwie gleichzeitig passend und fehl am Platze.
    »Aber wie?«, flüsterte Femke zurück, vor Aufregung leicht zitternd. Der trübsinnige Gesang verstärkte das unangenehme Gefühl noch. »Selbst wenn wir die Wache überwältigen, müssen wir uns im Palast mit noch weiteren herumschlagen.«
    »Keine Sorge, Botschafterin, wir haben alles bedacht«, flüsterte eine bekannte Stimme. Reynik zog die Kapuze zurück und grinste sie schelmisch an, während er weitersang. Seine Lippe war an der rechten Seite aufgeplatzt und geschwollen, aber sonst sah er gut aus. Femke war so erfreut, ihn zu sehen, dass sie ihn impulsiv umarmte. Tausend Fragen kamen ihr in den Sinn, aber sie wusste, dass es nicht der Ort und die Zeit dafür war.
    »Wir brauchen keine Gewalt anzuwenden«, erklärte ihr Danar mit einem Anflug von Eifersucht, als er sah, wie herzlich sie Reynik begrüßte. »Ennas hier hat sich dazu bereit erklärt, Euren Platz eine Weile einzunehmen. Hoffentlich kann er die Wachen hinhalten, bevor sie feststellen, dass Ihr weg seid.«
    »Ennas? Dir ist doch hoffentlich klar, dass du dann Beihilfe zur Flucht leistest und man dich dafür verantwortlich machen wird?«, fragte Femke, die ihn nicht gerne in Gefahr bringen wollte.
    »Mach dir keine Sorgen, Femke, ich werde verschwinden, wenn es so weit ist«, erwiderte Ennas, zog sich sein Gewand über den Kopf und warf es ihr zu.
    »Du! Ich nehme an, dass dich der Kaiser geschickt hat, um mich zu holen?«, vermutete Femke, da sie einen der besten Spione des Kaiserreiches erkannte.
    »Ehrlich gesagt ging der Kaiser davon aus, dass du noch frei herumläufst. Es überrascht mich, dass man

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