Die Gilde von Shandar: Die Spionin
wie viel Geld du mitgenommen hast.«
»Geld?«, fragte Danar erstaunt und ehrlich überrascht. »Mehr als genug, um eine Weile anständig zu leben, schätze ich. Warum fragst du?«
»Hättest du genug Geld, um einen Auftragsmörder anzuheuern?«, erkundigte sie sich, obwohl sie wusste, wie die Antwort lauten musste.
»Einen Auftragsmörder anheuern? Mit Sicherheit nicht! Zumindest bezweifle ich es. Ich schätze, die sind nicht gerade billig. Was hast du vor, Femke?«, fragte Danar kopfschüttelnd.
»In dem Fall werden wir noch eine Menge mehr Geld brauchen«, erklärte Femke, seine Frage ignorierend.
»Und natürlich weißt du auch genau, wo wir es herbekommen«, vermutete Reynik grinsend.
»Aber selbstverständlich«, erwiderte Femke. »Aus dem königlichen Thronschatz natürlich, woher sonst?«
»Euer Kaiserliche Majestät, es ist ein weiterer Bote aus Thrandor angekommen. Er sagt, er habe schlechte Nachrichten, die er Euch sofort überbringen muss.«
»Noch einer? Bring ihn lieber gleich herein und lass uns sehen, was für eine Katastrophe jetzt schon wieder passiert ist«, sagte Surabar mit einem Seufzer, der seine Müdigkeit und seine Anspannung erkennen ließ.
»Jawohl, Euer Majestät.«
Mit einer kurzen Verbeugung verschwand der Diener und Surabar sah ihm müde und amüsiert zugleich nach. Geduldig wartete er hinter seinem Schreibtisch und starrte auf den neuesten Stapel von Berichten, ohne auch nur den Versuch zu machen, sie zu lesen. Jeden Tag musste er so viele Informationen sichten, doch mittlerweile hatte er gelernt zu erkennen, welche Berichte man sorgfältig studieren musste und welche man überfliegen konnte. Die Nachrichten von den Grenzen zu Thrandor hatten keine besonderen Vorkommnisse gemeldet. Wenn König Malo kriegerische Aktivitäten im Sinn hatte, dann hatte er bis jetzt noch nicht viel unternommen.
Wieder klopfte es an der Tür und Surabar hieß die Person davor eintreten. Es war derselbe Diener, der mit leicht errötetem Gesicht, aber mit ruhiger Stimme den Boten von König Malo vorstellte.
»Willkommen«, begrüßte ihn Surabar herzlich. »Bitte tretet ein. Ich höre, Ihr bringt dringende Nachrichten von König Malo. Ich möchte sie gerne hören. Die letzten Berichte vom König von Thrandor waren sehr ernst. Ich hoffe, dass Eure Botschaft besser ist.«
Der Bote machte ein betretenes Gesicht und hob etwas hilflos die Schultern, bevor er antwortete:
»Nun, Euer Kaiserliche Majestät, König Malo möchte Euch davon unterrichten, dass Botschafterin Femke gefunden und festgenommen wurde. Es sind außerdem weitere Beweise für ihre Schuld am Tod von Baron Anton und Graf Dreban zutage getreten. Es gibt Zeugen, die sie als Auftragsmörderin bezeichnen, was einen tiefen Schatten auf die zukünftigen Beziehungen zwischen Thrandor und Shandar wirft. Botschafterin Femke hat um einen Fürsprecher aus Eurem Reich gebeten, der sie beim Prozess vertritt, der am königlichen Hof von Mantor abgehalten werden wird. Der König bittet Euch um eine schnelle Antwort. Er möchte mit dem Prozess bald beginnen, um der Gerechtigkeit Genüge zu tun.«
Die Nachricht schockierte Surabar sichtlich. Die Femke, die er kannte, war umsichtig, klug und konnte sich so perfekt an ihre Umgebung anpassen, dass er seinen halben Staatsschatz darauf verwettet hätte, dass die Thrandorianer sie nicht einfangen konnten. Die Lage in Mantor war tatsächlich sehr ernst.
»Einen Fürsprecher? Hat der König gesagt, was für eine Art von Fürsprecher sie braucht?«, fragte er.
»Nein, Euer Majestät. König Malo sagte nur, dass Botschafterin Femke wünschte, dass bei ihrem Prozess ein Fürsprecher anwesend sei, der sich die Beweise ansieht und eine Verteidigung aufbaut. Der König hat keinen besonderen Rang oder Beruf angegeben.«
Kaiser Surabar stand langsam auf und rieb sich mit der Rechten nachdenklich das Kinn. Kurze Zeit wirkte er abwesend, dann sah er den Boten wieder durchdringend an.
»Nun gut«, sagte er fest. »Botschafterin Femke soll ihren Fürsprecher haben. Ich hatte zwar nicht beabsichtigt, Thrandor jetzt schon zu besuchen, aber das Ergebnis dieses Prozesses ist von solcher Bedeutung für die Zukunft unserer beiden Länder, dass ich glaube, es wäre am besten, wenn ich persönlich komme und dafür sorge, dass ihre Interessen angemessen vertreten werden.«
Der Bote schluckte und alle Farbe wich aus seinem Gesicht.
»Ich nehme doch an, dass Ihr nicht alleine kommen werdet?«, krächzte er heiser, als er
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