Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin
langen Leinen zwischen seinen Fäusten, prüfte ihre Stärke, während er sich wieder seinem Lehnsherrn zuwandte.
Bashis Augen glitzerten im letzten Sonnenlicht. »Ich will es nicht tun, Ranita. Ich will nicht befehlen, dich zu töten, aber ich werde es tun, wenn es sein muss.« Das Mädchen bezweifelte nicht, dass er seine Drohung tatsächlich wahr machen würde. »Steig jetzt auf. Wir haben einen langen Ritt vor uns.«
Rani wandte sich, mit einem warnenden Blick zu Mair, wieder ihrem Hengst zu. Sie stöhnte, während sie sich auf den hohen Sattel zog, bemüht, den karmesinroten Fleck zu ignorieren, der das Leder verunzierte, als die Wunde an ihrer Hand erneut aufbrach. Während des Kampfes hatte sie ihren provisorischen Verband verloren.
Bashi deutete mit dem Kinn auf Rani, und der Soldat spannte die langen Leinen erneut an. »Bindet sie an die Steigbügel.«
Rani reagierte sofort, bereit, das Pferd anzutreiben und nach Moren zurückzufliehen. Bevor sie jedoch handeln konnte, brüllte Bashi dem Soldaten, der Mair festhielt, einen Befehl zu. Der Mann festigte seinen Griff um Mairs Arm und drehte ihn auf dem Rücken des Unberührbaren-Mädchens heftig und weit nach oben. Das Krachen splitternder Knochen war über das Rascheln des hohen Grases hinweg deutlich hörbar, und Mair schrie durch zusammengebissene Zähne auf. »Denk nicht einmal daran davonzureiten, Ranita. Ich werde sie töten, noch bevor du außer Hörweite bist.«
Bashi war gewiss zu noch mehr Gewalt bereit, um seinen Willen durchzusetzen. Das Gesicht des Prinzen war mit einem Schweißfilm bedeckt, und er ballte und streckte im Dämmerlicht wiederholt die Fäuste. Mair stöhnte nun leise, obwohl sie ihren Schmerz zu unterdrücken versuchte. Rani saß still, während Parkman die Falkenriemen festknotete, zuerst einen Fuß an den Steigbügel band und das Leder dann unter dem Bauch ihres Hengstes hindurchführte, um auch den anderen festzubinden. »Ihre Hände ebenfalls«, bellte Bashi, und der Soldat folgte dem Befehl mit einem weiteren Lederriemen.
Rani starrte Bashi verbittert an und konnte nur knapp eine Bemerkung unterdrücken, als der Prinz nickte und befahl, Mair loszulassen. Es fiel Bashi nicht schwer, das Unberührbaren-Mädchen fesseln und auf ihr eigenes Pferd binden zu lassen. Dann saßen Bashis Soldaten auf. Der Prinz sah sich nervös auf der Ebene um und ließ den Blick auf dem toten Falknermeister, dem ermordeten und dem verkrüppelten Soldaten verweilen. Der Käfig der Falken lag wie ein Skelett zerbrochen am Boden. Maradalian saß zwischen den Käfigstangen blind unter ihrer Haube und wusste offenbar nicht, was um sie herum geschehen war.
Bashi nickte Parkman zu und deutete mit dem Kinn auf den Soldaten mit der durchtrennten Kniesehne. »Entledigt Euch seiner, und dann lasst uns hier verschwinden. Wir können bis zum morgigen Sonnenuntergang zur Küste gelangen und ein Schiff nach Norden, nach Amanthia, finden. Mit etwas Glück wird Hal das hier bis dahin nicht gefunden haben. Wir können für die Mädchen Lösegeld verlangen, wenn wir in der Heimat meiner Mutter eintreffen.«
Bevor Rani protestieren konnte, tötete der Soldat seinen einstigen Waffenbruder, durchschnitt dem Mann mit einer gleichförmigen Bewegung die Kehle. Dann formierten sich die Wächter, wobei einer zu Ranis Linken und einer zu Mairs Rechten ritt. Zwei der bewaffneten Männer folgten hinter ihnen und flankierten den Prinzen. Als Rani zögerte, ihren Hengst anzutreiben, zog der Soldat neben ihr sein Schwert. Bevor Rani sich entscheiden konnte, ob sie Stellung beziehen sollte, schwankte Mair auf ihrem Sattel und stöhnte, als die Bewegung ihren verletzten Arm erschütterte.
»Ihr müsst ihr helfen!«, rief Rani Bashi zu. »Lasst mich ihren Arm wenigstens in eine Schlinge legen.«
»Wenn wir ein Stück geritten sind. Du kannst ihr helfen, nachdem wir den Yman überquert haben.«
»Der Fluss ist zwei Stunden von hier entfernt!«
»Dann wird ihr Arm erst in zwei Stunden gerichtet werden.«
Rani hörte die Entschlossenheit in seiner Stimme. Sie erinnerte sich blitzartig an den Bashi, dem sie im Palast zum ersten Mal begegnet war. Damals war der Prinz ein verzogener Junge, ein Adliger, der seine königliche Abstammung mit unziemlicher Anmaßung hinnahm. Er hatte Kinderfrauen und Wächter manipuliert und mit den Gefühlen seines Vaters gespielt. Nun hatte er diese vier Soldaten an sich gebunden, und nichts würde ihn dazu bewegen, Mitleid mit zwei Mädchen aus einer
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