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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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niedrigen Kaste zu haben.
    Rani berührte mit den Sporen seufzend die Flanken ihres Hengstes. Mair stöhnte durch Lippen, die im Dämmerlicht grau wirkten, aber sie trieb ihr Pferd ebenfalls an. Während die Reiter ostwärts in die sich ausbreitende Nacht ritten, kam Wind auf und blies von den fernen Stadtmauern heran. Rani konnte gerade noch den rhythmischen Klang der Pilgerglocke ausmachen, die Gläubige in die Sicherheit Morens rief, an König Halaravillis sicheren Zufluchtsort, in die verlorene Behaglichkeit von Heim und Herd.

2

    Shea hatte zu viel Salz in die Suppe gegeben. Sie hatte gedacht, es wären noch drei Kartoffeln übrig, die das zusätzliche Salz aufnehmen würden. Erst als sie in den feuchten Kartoffelkeller hinabstieg, merkte sie, dass sie sich geirrt hatte. Es waren keine Knollen mehr da. Und es war zu viel Salz in der Suppe.
    Sie wurde alt. Zu alt, um sich zu erinnern, ob sie noch Kartoffeln hatte.
    Als Shea die Waisen an den langen Tisch rief, erwartete sie Beschwerden. Ihre Kinder lernten immerhin noch, dem ihnen von den Himmelszeichen bestimmten Kurs zu folgen. Sie strebten noch danach, den Sternen gemäß zu leben, die bei ihrer Geburt über ihnen geschienen hatten. Ihre Himmelskinder waren nicht perfekt.
    Die fünf Löwenkinder hoben ihre Schalen mit salzigem Wasser jedoch stoisch an ihre aufgesprungenen Lippen. Sie tranken wie gute kleine Soldaten. Fünf Tätowierungen sahen Shea über ihre Holzschalen hinweg an, löwenbraune Sternenkonstellationen, die sich unter jedem linken Auge wölbten.
    Den neun Sonnenkindern gelang es ebenso gut. Sie seufzten zwar unzufrieden, tranken ihre Suppe aber. Nur einige wenige verdrehten die Augen, und die sich strahlenförmig ausbreitenden Tätowierungen hoch oben auf ihren Wangen, das Symbol der Sonne, die bei ihrer Geburt geschienen hatte, verzogen sich.
    Die Schar der vier Eulenkinder nutzte die Gelegenheit, um die Logik der Situation zu diskutieren. Hätte Shea erwarten sollen, dass noch mehr Kartoffeln da gewesen wären? Wenn nicht – hatte sie dann richtig gehandelt, als sie die Suppe vorbereitet hatte? Die Eulen schwatzten immer weiter, wobei die Tätowierungen auf ihren Wangen schwarz glänzten.
    Shea beobachtete sie nur, hörte zu und dachte an ihre eigenen Kinder, die sie so spät im Leben bekommen hatte. Ihr toter Löwensohn, ihre verlorene Tochter. Ihr verlorenes Schwanenmädchen. Wie Serena.
    Das gerade erst sechs Jahre alte verwaiste Schwanenmädchen Serena sorgte während dieses Abendessens für Probleme. Sie saß am Kopfende des Tisches und rümpfte über ihrer Schale lauwarme Salzlake die Nase. Eines der Sonnenkinder versuchte, einem Wutanfall zuvorzukommen, indem es Serena seine Portion Eichelbrot überließ. Das Schwanenmädchen warf einen Blick auf die trockene Kruste, und eine kristallklare Träne rann an den unter ihrem linken Auge eintätowierten Silberschwingen vorüber.
    Diese Träne veranlasste Tain, das älteste Sonnenmädchen, hinüberzueilen, um das Schwanenkind zu trösten. Während Tain beruhigende Worte murmelte, sah der Löwenhauptmann Hartley die anderen Kinder finster an. Er wischte mit seinem eigenen bitteren Stück Brot demonstrativ den salzigen Bodensatz aus seiner Schale. Die anderen Kinder folgten seinem Beispiel. Sheas Herz flog ihren ältesten Waisen, Tain und Hartley, zu, die fast bereit waren, ihre Plätze in der feindlichen, barbarischen Welt einzunehmen.
    Während Tain die leeren Schalen vom Tisch räumte, legte Shea eine Hand auf Hartleys Arm. Sie sagte unbeholfen: »Ich danke dir.«
    »Ich habe nur meine Arbeit getan«, grollte der Löwenjunge. Es überraschte Shea noch immer, dass er mit der tiefen Stimme eines Mannes sprach. Er war bereits fünfzehn Jahre alt. Fünfzehn Jahre im Schatten von König Sin Hazars Kriegen, im Bann des Aufstands und der Schlachten.
    »Du machst deine Arbeit gut. Es ist tröstlich zu wissen, dass ich dir vertrauen kann.«
    Das Lob freute den Jungen offensichtlich, aber bevor er antworten konnte, kam Tain heran. »Ich werde die Kinder zu Bett bringen. Wir sollten die Sonnen morgen sehr früh wecken, wenn wir auf der nördlichen Lichtung nach Nahrung suchen wollen.«
    »Ja«, stimmte Shea ihr zu. »Es ist ein langer Weg.«
    »Ich glaube immer noch nicht, dass es sicher ist«, protestierte Hartley. Er hatte jeden Morgen, seit Shea die Wanderung in den fernen Teil des Waldes vorgeschlagen hatte, dagegen gesprochen. »Meine Löwen können uns so weit von zu Hause nicht alle

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