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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Mann lachte über den verwirrten Ausdruck auf Hals Gesicht. »Ich habe nie behauptet, dass es weise Worte seien, Sohn. Aber Euer Vater hat danach gelebt. Behandelt sie, als wären sie hetzende Jagdhunde.«
    Lamantarino lachte erneut, aber dieses Mal wurde seine Belustigung zu einem erstickenden Husten. Hal ergriff einen in der Nähe stehenden Pokal und eilte über die Steinfliesen des Raumes. Er hielt dem alten Mann das getriebene Silber an die Lippen und hob den Pokal langsam an, damit Lamantarino trinken konnte.
    Es dauerte einen Moment, aber der Freiherr konnte einen Schluck trinken und schob dann den Pokal mit verkrümmten Fingern fort. »Ihr seid ein guter Mann, König Halaravilli. Vergesst nicht, was Ihr gelernt habt, wenn Ihr dieses Schachspiel mit König Sin Hazar beginnt.«
    »Das werde ich nicht, ich werde nichts vergessen.«
    »Denkt einfach daran, gegen wen Ihr hier antretet. Und nicht nur Ihr messt Euch mit Sin Hazar. Eure eigenen Leute sind auch an dem Kampf beteiligt. Eure eigenen Leute, die Eure Züge verstehen können müssen.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass sie sie verstehen.« Sobald ich sie selbst verstehe, dachte Hal.
    »Sie müssen erfahren, warum Prinz Bashanorandi wichtig ist. Sie müssen die Sache mit den Mädchen verstehen.«
    »Es geht nicht um die Menschen, wisst Ihr. Es geht um meine gesamte Regentschaft. Es geht darum, ob Morenia mich als König akzeptieren wird.«
    »Oh, ich weiß, Sire. Ich weiß, was hier auf dem Spiel steht. Achtet einfach darauf, dass sie es tun.«
    Hal neigte den Kopf und vollführte über seiner Brust ein heiliges Zeichen. »Gesegnet sei Jair, der Erste Pilger. Möge er mir die rechtschaffene Art beibringen.«
    Der alte Mann schnaubte. »Jair hat hiermit wenig zu tun, Sohn! Ein Königreich zu regieren, erfordert gesunden Menschenverstand und eine feste Hand an den Zügeln. Der Pilger mag als Führer dienen, aber er wird nicht sehr hilfreich dabei sein, Euren Rat unter Kontrolle zu behalten.«
    Hal unterdrückte ein Lachen, denn er war erfreut, solch gutmütig-raue, aber herzliche Worte zu hören. Er bot dem alten Ratsherrn achselzuckend den Arm, und die beiden Adligen verließen den Raum. Während er dahinschritt, fragte sich Hal jedoch, ob er in der Lage wäre, den Übrigen verständlich zu machen, warum er einen Bastard-Prinzen, eine die Kasten wechselnde Händlerin und ein eigensinniges Unberührbaren-Mädchen retten musste. Und selbst wenn der König beim Rat Erfolg hätte, müsste er immer noch die Gefolgschaft des Jair überzeugen. Hal freute sich nicht auf diese Konfrontation.

4

    Es war töricht von ihr gewesen zu glauben, sie könnte Crestman in Sicherheit bringen. Sie hatte nichts über das Reisen durchs Land gewusst. Sie hatte in ihrem ganzen Leben erst eine Landkarte gesehen, an der Wand des Gasthofs in dem kleinen Dorf in der Nähe ihres Häuschens. Die Landkarte war von einem Reisenden gezeichnet worden, als Bezahlung für all das Ale, das er getrunken hatte. Alle im Dorf scherzten darüber, dass König Sin Hazars Straßen nicht so krumm verlaufen könnten, wie der Trinker sie gezeichnet hatte. Alle wussten, dass die Karte ein Scherz war, ein Spiel.
    Und nun vertraute Shea ihres und das Leben des Jungen diesem Spiel an. Sie wusste, dass sie südwärts ziehen mussten, fort von Sin Hazars Hauptstadt Amanth. Sie musste dem langen Arm des Königs entkommen, wenn sie neben einem seiner desertierten Soldaten zu gehen wagte, neben einem seiner geraubten Hauptleute.
    Solange Shea südwärts zog, wusste sie, dass sie auch ostwärts ziehen würde. Östlich aufs Meer zu, auf das Schwanenschloss zu. Sie musste diese wuchtige Festung sehen, musste den magischen Ort sehen, an den sie sich ihr ganzes Leben lang gewandt hatte, in Zeiten von Hader und Geheimnissen, in Zeiten der Not. Sie musste den Ort sehen, an dem die Adligen ihrer Provinz zuerst rebelliert hatten, wo der Aufstand begonnen hatte. Das Schwanenschloss hatte sie ihren Sohn gekostet, ihre Tochter, das friedvolle Leben, das sie gekannt und geliebt hatte.
    Shea hatte Angst vor dem Schwanenschloss und vor dem jenseits davon liegenden Meer. Sie hatte das bewegte, brodelnde Wasser noch nie gesehen, aber sie hatte Geschichten darüber gehört. Tatsächlich hatte sie Geschichten über so viele Dinge entlang des Weges gehört – über den dunklen Wald, durch den sie gerade ging, über die raubgierigen Reiterhorden des Königs. Shea hatte auch von wilden Bestien gehört, gefräßigen Tieren, die eine

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