Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin
Sonnenfrau mit zwei Happen verschlingen würden.
Crestman hatte anscheinend keine Angst. Er lief wie jeder mürrische Jugendliche neben ihr her, wie ihr eigener Sohn es getan hatte, bevor er in den Kampf gezogen war. Sie schätzte ihn auf fünfzehn Jahre. Ein schwieriges Alter. Ein eigensinniges Alter.
»Achte darauf, dass du genug Holz sammelst«, mahnte Shea Crestman, als sie sich für den Abend niederlassen wollten. »Es wird heute Nacht kalt werden.« Ihr Kopf schmerzte, als sie sich auf einen umgestürzten Baumstamm setzte. Es war ein langer Tag gewesen, und jeder Muskel ihres Körpers protestierte gegen das endlose Laufen unter dem Baldachin des Waldes. Die Herbstkälte kroch ihr in die Knochen. Es schien bereits eine Ewigkeit her, dass sie ihre Kleinen zur Ernte der letzten Herbstbeeren geführt hatte, und Jahrhunderte, seit sie im warmen Sonnenlicht auf der Lichtung in der Nähe ihres kleinen Hauses träge eingeschlafen war.
»Ich arbeite, so schnell ich kann«, brummte Crestman, der durch den vermodernden Staub uralten Laubes schlurfte.
»Nein, das tust du nicht. Es wird bald dunkel sein.«
»Ich bin kein Sonnenjunge, den Ihr herumkommandieren könnt!«
»Nein, das bist du nicht«, sagte Shea, in deren indirekter Zustimmung Missfallen mitschwang. »Wenn du es wärst, würdest du darauf hören, was ich zu sagen habe.« Shea stellte sich verstimmt auf ihre geschwollenen Füße. Sie suchte in den Schatten seitlich des Weges umher, beugte sich tief herab, um lose Zweige aufzuheben, die neben der Straße herabgefallen waren. Sie befanden sich unmittelbar am Rand des Waldes. Dies wäre die letzte Nacht, die sie unter seinen schützenden Zweigen verbringen konnten.
Es dauerte nur wenige Momente, bis Crestman ihr beschämt half. Zunächst weigerte sie sich, den Jungen das Holz tragen zu lassen, das sie gesammelt hatte. Sie schleppte es zum Waldrand zurück, zu der Stelle, an der sie die Nacht verbringen würden. Sie gab jedoch nach, als sie einen scharfen Schmerz im Rücken verspürte. Sie musste mehrere Male tief durchatmen, bevor sie wieder deutlich sehen konnte, und selbst dann war es schwierig, eine bequeme Sitzposition zu finden, schwierig, in der kalten, dunklen Nacht eine Schlafhaltung zu finden. Sie war zu alt für dieses Abenteuer.
Sie war zu alt, zu ängstlich und zu unwissend. Sie sollte die Kinder ihrer Kinder auf ihren Knien schaukeln, vor einem warmen Feuer sitzen. Aber sie hatte keine Wahl. Sie musste unterwegs sein, mit ihrem neuesten Schützling. Mit Crestman.
Am nächsten Tag wurden sie zweimal beinahe von Soldaten erwischt. Vielleicht hatten die Männer den Rauch ihres Feuers am Horizont gesehen, aber was auch immer der Grund war – es waren viele Reiter auf den Straßen unterwegs. Crestman war verantwortlich dafür, auf Reiter zu achten. Er sollte einen Warnruf ausstoßen, und sie würden die Straße verlassen und durch überwucherte Felder streifen, bis sie sich in Gestrüpp ducken konnten. Hätte Shea erkannt, wie nahe die Soldaten waren, bevor sie diese törichte Reise begonnen hatte… Hätte sie die Gefahr erkannt, in der sie sich befand, mit ihren Himmelskindern, mit all ihren kostbaren Löwen und Sonnen und Eulen, mit ihrem einen kleinen Schwan…
Als der letzte Soldat davonritt und die Sonne unterzugehen begann, beschloss Shea umzukehren. Sie sollte zu ihrem kleinen Haus und ihren Kindern zurückkehren. Wer sagte, dass Hartley und Tain die Kinder schützen könnten? Vielleicht hatten sie gerade jetzt alle Hunger und froren. Vielleicht brauchten sie sie.
Sie wandte sich halb um, erkannte aber dann, dass sie die Kinder vielleicht in noch größere Gefahr brachte, wenn sie zurückging. Wer wusste, ob die Soldaten ihnen nicht in diesem Moment folgten, mit ihr spielten wie eine Katze mit ihrer Beute, auf die Nacht warteten, auf den nächsten Tag, um sie gefangen zu nehmen? Wer wusste, ob Shea König Sin Hazar nicht unmittelbar zu ihren Kindern führen würde, wenn sie umkehrte, um sie zu retten?
Also besser vorangehen. Besser weiter in Richtung Schwanenschloss eilen.
Schließlich schien Crestman unter ihrer Fürsorge ein wenig ruhiger zu werden. Er schrie natürlich immer noch im Schlaf auf – was sie nicht verhindern konnte. Wenn Shea ihn aus einem Albtraum weckte, griff er beim Aufwachen nach seinem Messer. Er scheute auch zurück, wenn man sein Gesicht berühren wollte – Shea hatte diese Lektion unabsichtlich gelernt, als sie die Hand ausstreckte, um einen Fleck Beerensaft
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