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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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inne, um ein heiliges Zeichen über seiner Brust auszuführen, das der übrige Rat nachahmte. Als Hal seinen götterfürchtig abgewandten Blick wieder hob, bemerkte er, welche Ratsmitglieder sich Zeit ließen. Drei Männer brauchten merklich länger, Hals Geste zu folgen, drei und Tasuntimanu. Also gut. Zumindest hatte Hal noch die Mehrheit des Rates inne. Zumindest glaubten fünf Männer noch an das göttliche Recht des Königtums. Zumindest heute.
    »Außerdem«, fuhr Hal mit Nachdruck fort, während er beschloss, dass es keine bessere Zeit als die jetzige gab, seine Sache voranzutreiben. »Außerdem herrscht das Haus Jair nicht nur zum Schutz der Adligen. Wir haben seit Jahrzehnten ganz Morenia beschützt, seit Jahrhunderten über ganz Morenia gewacht! Wir tragen die Verantwortung für alle unsere Untertanen, für Händler und Gildeleute und sogar die Unberührbaren. Wir können wohl kaum dastehen und zusehen, wie ein Stoßtrupp unsere treuen Untertanen entführt, ohne etwas zu unternehmen!«
    Hal maß die Reaktion auf seine glühende Rede und unterdrückte ein innerliches Zusammenzucken. Gewiss begriff der Adel des Landes, dass er den Tausend Göttern gegenüber eine Verpflichtung hatte, eine Bestimmung, Morenia in Sicherheit und Treue zu den Göttern zu bewahren. Dennoch hatte sich kein König jemals die Mühe gemacht, ein paar Angehörige niedriger Kasten zu beschützen. Niemand hatte für ein Unberührbaren-Mädchen und jemanden, der die Kasten wechselte, einen Krieg geführt.
    Nun, bisher war nicht Hal der König gewesen.
    Außerdem war er nicht bereit, einen Krieg zu führen. Noch nicht.
    Hal besänftigte seine Stimme, ließ sie einschmeichelnd und verschwörerisch klingen. »Mylords, ich schlage nicht vor, Amanth zu stürmen. Ich erkläre lediglich, dass wir ein Schreiben senden sollten mit einem Abgesandten, der eine Erklärung dafür fordert, nach welchem Recht Sin Hazar glaubt, bewaffnete Männer in unser Land schicken zu können! Nach welchem Recht er glaubt, er müsse sich unseren Stadtmauern bis auf einen Tagesritt annähern! Meine Ratsherren, ich will Sin Hazar nicht bekämpfen. Ich will ihn nur befragen – für Morenia. Nicht für einen entehrten Prinzen. Nicht für ein Händlermädchen. Nicht für ein Unberührbaren-Mädchen. Für Morenia. Für die Krone. Für mich.«
    Hals Stimme wurde lauter, während er sprach, gewann beim Rhythmus der Worte an Überzeugungskraft. Er hätte vielleicht für einen kurzen Moment seine Singsang-Botschaften der Vergangenheit nutzbar machen können, er hätte vielleicht die Kraft und die Macht seiner alten mentalen Spiele heraufbeschwören können. Er richtete sich auf, während er sprach, und straffte die Schultern. Bei den beiden letzten Worten seiner Litanei schlug er mit der Faust auf den Tisch, traf die dunkle Eiche mit ausreichender Wucht, so dass das Holz einen langen Moment erbebte.
    Hal blickte den Ratstisch hinab, hielt reihum die Blicke seiner Berater fest. Einige sahen ihn offen erstaunt an; sie waren von dem Kind-Prinzen, der jahrelang als Schwachsinniger gegolten hatte, eindeutig überrascht. Andere erwiderten seinen Blick mit vorsichtiger Zustimmung aus verengten Augen und taxierten ihn scharfsinnig. Sie alle waren jedoch ausschließlich auf ihren König konzentriert.
    Während Hal jedem einzelnen Mann nacheinander in die Augen sah, sagte er: »Möge jeder von euch, der bei uns ist, nun an unserer Seite stehen. Und wenn ihr gegen die Krone Morenias seid, lasst es uns jetzt wissen, damit wir die Verräter in unserer Mitte zählen können.«
    Einen Moment herrschte Schweigen im Raum. Hals Herz pochte so laut in seinen Ohren, dass er sich fragte, ob die übrigen Ratsherren es hören könnten. Er zwang sich zu atmen, einen langen Atemzug, dann noch einen und noch einen.
    Gerade als Hal sich fragte, ob er den größten Fehler seines Lebens begangen hatte, hörte er, wie ein Stuhl zurückgeschoben wurde, wie Holz auf Stein schabte. Das schroffe Poltern hallte unendlich wider, und dann standen alle Ratsherren auf, pochten mit den Knöcheln auf den Eichentisch und erklärten dem guten König Halaravilli ihre Treue. Hal schluckte schwer und hielt nur mühsam die jäh aufwallenden heißen Tränen zurück.
    »Dann, Mylords«, fuhr er kurz darauf fort, »ist es entschieden. Wir werden einen Gesandten zu Sin Hazar schicken und den Drachen daran erinnern, dass der Löwe von Morenia aus seinem Schlummer erwacht ist.«
    Hal nahm seinen Platz am Kopfende des Tisches

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