Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin
Stimmen anderer, auf Berater, die niemals in den Ratsraum eingelassen würden, eingelassen werden könnten. Hal schluckte schwer und drängte auf Aufklärung. »Fahrt fort, Tasuntimanu. Sagt mir, warum wir nicht miteinander übereinstimmen.«
»Euer Hoheit.« Der Graf neigte respektvoll den Kopf, so dass der kahle Fleck in der Mitte seines dünner werdenden, schlammbraunen Haars sichtbar wurde. »Ihr müsst verstehen, dass die Tage kurz werden, der Herbst fast vorüber ist und der Winter bald da sein wird.«
»Natürlich ist mir die Jahreszeit bewusst.« Hal konnte seine Ungeduld nur mühsam zügeln.
»Und Ihr wisst, dass die meisten von uns zu unseren Pachtgütern zurückkehren müssen, um die letzte Ernte zu beaufsichtigen, damit unsere Leute vor dem herannahenden Winter gut versorgt sind.«
»Ja.«
»Dann versteht Ihr gewiss auch, dass es töricht von uns wäre, wenn wir diese Pläne, diese Notwendigkeiten, preisgeben würden, um hinter drei Gefangenen herzureiten, drei Kindern, die nicht einmal adligen Blutes sind.«
Hal hörte den eingesogenen Atem seiner übrigen Ratsherren. Tasuntimanus verachtungsvolle Worte trafen mitten ins Herz des einzigen Kampfes, den Hal ausgefochten hatte, seit er den Thron bestiegen hatte. Ebenso wie um die Anerkennung und Unterstützung seines Rates hatte er auch darum gerungen, die Menschen zu schützen, die bei der erbitterten Konfrontation, die ihn auf den Thron gebracht hatte, treu zu ihm gestanden hatten. Hal hatte darum gekämpft, Rani und Mair zu schützen, auch wenn sie keinen adligen Status hatten. Hal hatte sogar darum gekämpft, dass Bashi weiterhin wie ein Mitglied der königlichen Familie behandelt wurde, indem er den Rat ständig daran erinnert hatte, dass der alte König Shanoranvilli es befohlen hatte.
Tasuntimanus freimütige Haltung war für Hal jedoch umso beunruhigender, weil der Graf über andere Mitglieder der Gefolgschaft des Jair sprach. Rani und Mair waren beide der Gruppe verschworen. Sie waren Schwestern des Grafen, der gegen ihre Rettung plädierte. Sie waren Hals Schwestern.
Der König schluckte schwer und zwang seine Stimme zur Ruhe, zwang sich, daran zu denken, dass er derjenige war, der das goldene Stirnband Morenias trug. Was auch immer in dem verborgenen Versammlungshaus der Gefolgschaft zwischen ihm und Tasuntimanu vorgehen mochte, um wie vieles höher Tasuntimanu in dieser schattenhaften Hierarchie auch stehen mochte, so war in diesem Raum doch Hal der König. Und als König sprach Hal die Worte in seinem Ratszimmer, und die kalte Angst, die sein Herz umschloss, ließ seine Worte eisig klingen. »Ihr vergesst Euch.«
»Tue ich das, Euer Hoheit? Mit allem Respekt, mein Lehnsherr, ich vergesse nichts. Seht Ihr, ich erinnere mich, dass Bashanorandi nicht einmal Eurer Ansicht nach ein Prinz ist. Ich erinnere mich, dass Rani Händlerin eine Händlerin ist – und nicht einmal das. Sie hat dieses Geburtsrecht verkauft, um einer Gilde beizutreten, die sich so gegen Eure Krone auflehnte, dass sie physisch, Stein um Stein, demontiert werden musste. Ich erinnere mich, dass Mair ein Unberührbaren-Balg ist, von wer weiß wo, unter dem Zeichen wer weiß welchen Gottes geboren. Im Namen Jairs, Euer Hoheit, glaubt Ihr, dass ich irgendetwas vergesse?«
Im Namen Jairs. Da. Tasuntimanu drohte nicht nur. Er berief Hal in einen wahren Kampf, brachte die Macht der Gefolgschaft ins Spiel, die Schwüre, die Halaravilli geleistet hatte, als er noch ein Prinz war, als er der ausgestoßene, jüngere Sohn eines Königs war, der ihm weder Gunst noch Respekt entgegenbrachte. Tasuntimanu berief sich auf Hals Bande zur Gefolgschaft des Jair.
»Ich habe Verständnis für Eure Besorgnis, Tasuntimanu, und für jeglichen Rat, den Ihr mir anbieten würdet.« Hal hoffte, dass seine Worte sicher genug klangen, dass der Graf die Doppelbedeutung erfasste. Es wäre nach der Ratssitzung Zeit genug herauszufinden, warum Tasuntimanu bereit war, Rani und Mair zu opfern. Zeit genug, nachdem Hal seine eigenen Pläne gefestigt hatte. Er räusperte sich. »Dennoch, Mylords, ist dies eine Angelegenheit, die wir schon früher in Augenschein genommen haben. Ich sagte euch, ich sagte meinem ganzen Volk, dass Prinz Bashanorandi in Morenia geehrt werden solle. Mein Vater, König Shanoranvilli, erkannte den Prinzen als seinen Sohn an und erwies Bashanorandi von seinem Totenbett aus Ehre. Ich möchte meinem Vater nicht abschwören, gesegnet sei er von all den Tausend Göttern.«
Hal hielt
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