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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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greifbarer.
    »Aber dann?«, drängte er. »Jerusha?«
    »Jerusha hat mich in meinem Zimmer vorgefunden. Ich zahlte gerade meine gemusterten Raupen, um zu sehen, wie viele mir zur Fütterung der Spinnen noch blieben.« Mareka deutete auf den Topf. »Sie fand mich. Sie erfuhr von den Spinnen. Und jetzt wird sie es der Spinnengilde erzählen, und sie werden befehlen, dass alle Octolaris vernichtet werden. Dieses Mal werde ich sie nicht retten können. Nicht eine. Die brütenden Weibchen, die Eisäcke. Alle diese Jungspinnen, tot. Weil ich zugelassen habe, dass Jerusha mich entdeckte.«
    »Es sei denn…« Hal brach ab, hoffte, dass Mareka seinen Gedanken vollenden würde.
    »Es sei denn was? Die Gilde wird sie niemals am Leben lassen. Nicht wenn sie sie schon einmal verdammt hat.«
    »Außer sie sind für die Gilde nicht greifbar.«
    »Sie werden sie nur allzu bald bekommen. Jerusha ist jetzt eine Prinzessin im Hause Donnerspeers. König Teheboth kann meinen Raum jederzeit betreten. Die Gilde wird einen Meister schicken, und der König wird ihm Zugang zu meinen Spinnenkäfigen verschaffen.«
    »Teheboth Donnerspeer kann nicht alle Räume in diesem Haus betreten.«
    »Seid Ihr wahnsinnig? Er ist der König!«
    »Er ist der König von Liantine. Aber ich bin der König von Morenia, und auch von Amanthia. Ich kann Diplomatenrecht beanspruchen, und niemand aus dem Hause Donnerspeer darf einen Fuß in diese Räume setzen.«
    Das Diplomatenrecht bestand schon lange und wurde seit Generationen geehrt. Der König von Liantine hatte Hal diese Räume zugewiesen, als er aus eigenem freiem Willen nach Osten gereist war. Nun diente der Raum innerhalb dieser Mauern als Außenposten Morenias. Was auch immer hier geschah, geschah getrennt, unabhängig von Liantine.
    Hal wartete darauf, dass Mareka seinen Plan durchschauen würde. Sie könnte die Spinnen sofort herbringen, bevor Jerusha daran dachte, einen Wächter vor Marekas Zimmer zu postieren. Sie vor der sicheren Vernichtung retten.
    Und, sagte Hal sich, wenn sich die Octolaris erst tatsächlich in seinem Besitz befänden, könnte er sie für sich nehmen. Es wäre kein Diebstahl, dachte er rasch. Es wäre die Rettung. Die Gilde wollte sie nicht. Sie wollten sie töten. Er könnte die Spinnen retten. Er könnte sie nach Morenia schaffen. Er könnte sie an seine Adligen verkaufen, den Orden der Octolaris gründen und hätte damit sein Gold.
    Die ersten Octolaris außerhalb der Enklave der Spinnengilde seit Generationen, und sie würden innerhalb weniger Minuten ihm gehören…
    »Das ist unmöglich, Mylord.«
    »Was?« Er war erstaunt.
    Ihr Gesicht war schmerzverzerrt, aber sie ließ ihre Stimme fest klingen. »Ich darf das Monopol der Spinnengilde nicht brechen. Ich muss ihnen gehorchen.« Ihre Stimme zitterte. »Ich bin ihr Lehrling.«
    »Wie lange wirst du diesen Rang noch behalten, wenn sie erst erfahren, dass du die Octolaris gestohlen hast?«
    »Wenn ich die Spinnen zurückgebe. Wenn ich das Monopol der Gilde sichere.« Sie sprach die Worte wie ein Gebet, wie einen kindlichen Singsang gegen Geister. Er erkannte, dass sie nicht vollkommen glaubte, was sie sagte. Sie war sich nicht sicher, dass ihre Gilde sie behalten würde. Sie hatte Angst. »Selbst wenn ich Euch die Spinnen überließe, würden sie verhungern. Meine Raupen werden nicht ewig reichen.«
    »Ich werde ihnen Nahrung besorgen.«
    »Unmöglich. Ihr müsst sie mit gemusterten Raupen füttern. Von Riberrybäumen. Und die wachsen nur in der Enklave.«
    Die Enklave. Hals Herz schlug rascher. Rani war gerade auf dem Weg in die Enklave. Sie führte ihren Angriff, plante für ihn, arbeitete für seinen entstehenden Orden. »Ich werde Euch Riberrybäume besorgen.«
    Sie lachte bitter auf. Hoffnungslos. »Niemals. Ich muss die Spinnen zurückgeben, Mylord. Ich muss vor meinen Spinnenmeistern zu Kreuze kriechen und hoffen, dass sie mir Gnade erweisen.«
    Ihre Resignation erzürnte ihn. Sie wollte die Hoffnungen seines Königreichs für ihre unbegründeten Träume wegwerfen. »Wie wirst du die Spinnen töten, Mareka Octolaris? Wie wirst du sie hinrichten, sobald du wieder bei deiner Gilde bist?« Sie zuckte zusammen, und er trat näher. »Wirst du sie vergiften, ihnen eine Dosis ihres eigenen Gifts verabreichen? Nein? Dann durch Feuer.«
    »Durch Feuer«, flüsterte sie.
    »Bist du bereit, das zu tun? Bist du bereit, neben den Flammen zu stehen und jede einzelne Spinne darin zu opfern?«
    »Ich werde tun, was getan werden

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