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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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oben in ihrem Sammelkorb, entschlossen, ihre verbotene Morgenmahlzeit zu retten. Sie erkannte schnell, dass der Eindringling Jerusha war, die wütend auf das Sklavenmädchen einschalt.
    »Ich habe dir gesagt, du sollst sie beobachten! Bist du zu dumm, um das zu verstehen?«
    »Das habe ich getan, Spinnenherrin!«, jammerte das Sklavenmädchen.
    »Beobachten bedeutet, dass du sie siehst. Nicht dass sie dich sieht! Warum stehst du hier vor ihr, du Dummkopf!«
    »Sie hat mich bei den Lehrlingsquartieren bemerkt, Spinnenherrin. Sie befahl mir, ihr einen Kuchen zu holen.«
    »Kuchen!« Jerusha wirbelte zu Mareka herum. »Kuchen! Du weißt, dass wir fasten sollen, bis die Meister unsere Beförderung erwägen.«
    Natürlich wusste Mareka das. Und sie zweifelte nicht daran, dass Jerusha den Verstoß gegen sie verwenden und sie vor alle Meister zitieren würde. Mareka gab Verachtung vor und spöttelte über das Sklavenmädchen. »Und du willst einem Kind glauben? Einer amanthianischen Sklavin?«
    Die Sklavin sah Mareka entrüstet an und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. »Ihr habt um den Kuchen gebeten! Und ich habe ihn Euch gebracht! Mit Erdbeeren!«
    Mareka zuckte die Achseln und schaute zu Jerusha. »Erdbeeren! Willst du das glauben? Du hast einen Fehler begangen, als du diese Sklavin für deine Spioniererei erwählt hast. Sie ist zu jung, um etwas über die Spinnengilde zu wissen.«
    »Sie wird es lernen«, zischte Jerusha. »Sie wird lernen, wie wir Sklaven behandeln, die einfachen, unmittelbaren Befehlen nicht gehorchen. Komm mit mir, Sklavin.«
    »W-wohin?« Das törichte Mädchen rang in ihrer kurzen Tunika die Hände, wollte eindeutig keine weiteren Befehle von einem Lehrling der Spinnengilde annehmen. Nun, das hätte sie sich überlegen sollen, bevor sie sich in die Sklaverei verkaufen ließ, dachte Mareka und verdrängte kurzzeitiges Mitleid. Das dumme Kind hatte sich immerhin nur allzu leicht auf Marekas Seite ziehen lassen. Und sie hatte die Beeren gebracht, obwohl sie sie selbst hätte essen können. Jeder Sklave, der seinen Kaufpreis wert war, hätte die Geistesgegenwart besessen, die Beeren zu stehlen. Ein Einfaltspinsel, das war dieses Kind.
    Außerdem, welch ein Mädchen würde verkauft? Ihre eigene Familie musste sie für zu dumm erachtet haben, um sie zu behalten. Oder zu böse. Vielleicht war sie in ihrem Zuhause unverbesserlich gewesen, hatte ein kleines Geschwisterkind terrorisiert. Umso mehr Grund für Mareka, dabei zu helfen, die Regeln geltend zu machen.
    Es gelang ihr, die letzte Beere in den Mund zu stecken, ohne dass Jerusha es bemerkte.
    »Komm mit, Sklavin«, sagte Jerusha drohend. »Wir gehen zu den Octolaris.«
    »Zu den Spinnen?« Mareka hatte diesen Ausdruck der Angst schon früher gesehen – auf älteren Gesichtern als dem des Sklavenmädchens. Die Wangen des Kindes wurden bleich, so dass ihre schimmernde Tätowierung wie Schuppen hervorstach.
    »Sklaven stellen keine Fragen«, sagte Jerusha. »Ich weiß nicht, was dein Herr dich in Liantine gelehrt hat, aber hier wirst du die wahren Regeln lernen. Du wirst lernen, was es wirklich bedeutet, der Spinnengilde zu dienen.«
    Mareka war so sehr darauf konzentriert, das Sklavenmädchen zu beobachten, dass sie vergaß, gegen Jerushas anmaßende Führung anzugehen. Sie ließ es zu, dass der andere Lehrling sie aus den Kanälen herausführte, am Riberryhain vorbei und über den weiten Hof des Gildehauses.
    Jetzt waren auch andere Gildeleute dort. Gesellen beaufsichtigten ein Trio junger Lehrlinge, die lernten, wie man Rollen Spinnenseide auf einem Rollwagen balancierte. Mareka konnte die kunstvolle Stickerei an den Armbändern der Gesellen ausmachen. Ihre Handarbeit wäre noch besser, noch feiner und mit noch bunteren Fäden gestaltet.
    Zwei Meister sprachen auf der Treppe des Gildehauses miteinander und hatten die Köpfe zusammengesteckt, während sie über irgendein düsteres Thema berieten. Natürlich trugen auch sie Armbänder, aber sie trugen auch den Kragen ihres Berufes – bunte Halsbinden aus gewobener und bestickter Spinnenseide, die ihre Kehlen vom Kinn bis zur Brust bedeckten. Marekas Finger zuckten, als sie über die Mulde in ihrer Kehle kratzte. Eines Tages… Eines Tages würde auch sie die Halsbinde einer Meisterin tragen.
    Mareka folgte Jerusha und dem Sklavenmädchen an einer Gruppe Gesellen vorbei, die gutmütige Spötteleien riefen. Die Gesellen wären Mareka bald gleichgestellt, würden sie bald in ihr Haus mit seinen

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