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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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experimentierte. Mareka kannte diese speziellen Spinnen nicht. Als sie in den nächststehenden Käfig blickte, sah sie einen dicken Teppich Seide sich über die Riedgras-Plattform ausbreiten.
    »Jerusha!«, sagte sie. »Du solltest die Seide jeden Tag einsammeln! Du willst doch nicht, dass deine Spinnen aufhören zu spinnen.«
    Der andere Lehrling wandte sich mit hämischem Grinsen zu ihr um. »Ich sammele die Seide täglich ein. Dies sind die neuen Spinnen, die Meister Amrida und ich gezüchtet haben. Sie spinnen mehr als die doppelte Menge Seide als die anderen Tiere.«
    Mareka schluckte schwer und spürte Eifersucht in sich aufsteigen. Meister Amrida hatte Jerusha stets bevorzugt. Er war mit Jerushas Eltern befreundet, hatte vor Jahrzehnten als Lehrling bei ihnen gedient. Er ließ Jerusha stets an besonderen Projekten arbeiten. Es war nicht fair. Meister sollten alle Lehrlinge gleich behandeln.
    »Es gibt nur ein Problem«, sagte Jerusha gerade, und Mareka zwang sich zur Aufmerksamkeit. »Diese Spinnen brauchen vier Mal am Tag gemusterte Raupen.«
    »Vier Mal!« Keine andere Spinne fraß mehr als zwei Mal am Tag.
    »Ja, vier Mal. Und ich werde zu beschäftigt sein, um sie zu füttern, wenn ich heute Nachmittag zur Gesellin ernannt werde.« Jerusha ergriff den Arm des Sklavenmädchens. »Und das ist der Grund, warum du lernen wirst, wie man Octolaris füttert.«
    »Jerusha, das kannst du nicht tun!«, protestierte Mareka. »Du kannst keinen dummen Sklaven Spinnen füttern lassen. Du weißt, dass die Octolaris besonderer Aufmerksamkeit bedürfen.«
    »Meister Amrida wird es nie erfahren, es sei denn, du erzählst es ihm. Soweit es ihn betrifft, werde ich weiterhin Lehrlingspflichten erfüllen, zumindest in Bezug auf diese Spinnen.«
    Mareka sah ihren Mitlehrling an. Mareka mochte Jerusha zwar nicht und sie stand mit ihr im Wettbewerb. Aber Lehrlinge waren immerhin Lehrlinge. Es gab einen Kodex. Mareka würde nichts verraten. Kurz darauf nickte Jerusha und sagte: »Hier. Gib mir deinen Raupenkorb.«
    »Sammele deine eigenen Raupen!«
    »Vier Mal am Tag«, sagte Jerusha. »Und wenn sie nicht fressen, werden sie sterben. Du würdest doch nicht für den Tod einer Octolaris verantwortlich sein wollen, oder?«
    Was war das für eine Frage? Bei den acht Hörnern der Hirschkuh, Mareka durfte nicht für den Tod eines Octolaris verantwortlich sein! Allein der Gedanke bereitete ihr Übelkeit. Sie reichte Jerusha den Korb.
    Jerusha griff hinein und riss die Hand dann wieder heraus, als wäre sie gebissen worden. »Was ist das!«
    Mareka erinnerte sich errötend des Kümmelkuchens, den sie in dem Behälter versteckt hatte. Bevor sie eine Ausrede ersinnen konnte, wirbelte Jerusha zu dem Sklavenmädchen herum. »Also hast du Mareka Octolaris Kuchen gebracht, obwohl ich dir befohlen habe, ihr nachzuspionieren? Du bist dümmer, als ich dachte.«
    »Sie hat es mir befohlen, Spinnenherrin. Ich hatte keine Wahl!« Das Schwanenmädchen schien unter der brennenden Sonne dahinzuschwinden. Ihr Gesicht war verzogen, als wollte sie weinen.
    »Wer hat dir zuerst einen Befehl erteilt, Sklavin?« Jerusha warf den Kuchen auf den Boden und zog das Mädchen an den Haaren, riss fest genug daran, dass der Hals des Mädchens unter der Wucht verdreht wurde. »Wenn du der Spinnengilde dienen willst, wirst du Gehorsam lernen.«
    »J-ja, Spinnenherrin.«
    »Und du kannst damit beginnen, diesen Gehorsam zu zeigen, indem du die Spinnen fütterst. Jetzt. Eine Raupe in jeden Käfig. Es sind vierundzwanzig. Nimm den Korb, Mädchen.«
    Die Sklavin hob den Korb mit beiden Händen hoch, während ihr Schluchzen ihre Arme so sehr zittern ließ, dass die Raupen gequetscht wurden.
    »Jerusha, lass sie zumindest ihre Ärmel hochbinden.«
    Jerusha seufzte, riss den Korb mit den Raupen wieder an sich und stellte ihn auf den Boden. Sie packte die Ärmel des Sklavenmädchens, wickelte sie dicht um ihre jämmerlichen Handgelenke und sicherte sie mit den Seidenbändern der Lehrlinge, die sie aus einer Tasche an ihrer Taille zog. »So«, fauchte sie das Sklavenmädchen an. »Tritt zum Käfig. Direkt vor mich, so dass du das Sonnenlicht ausschließt.«
    Nun zitterte der ganze Körper des Mädchens, als wäre sie bereits von den Octolaris gebissen worden. »B-bitte«, sagte sie. »Ich kann nicht! Ich weiß nicht, wie man mit den Spinnen umgeht! Mein Herr sagt, ich darf sie nicht anrühren!«
    »Nun, ich bin im Moment deine Herrin. Lehrling Mareka und ich. Du bist an die ganze

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