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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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»Ich wäre überaus geehrt, Mylord.«
    Diener brachten Wein und einen wuchtigen, goldenen Pokal heran, und Rani bot ihn zuerst Teheboth an. Der König bedeutete ihr jedoch, zu Hal zu treten, womit er anzeigte, dass der Gast vor dem Gastgeber geehrt werden sollte. Rani legte eine Hand auf Hals Steigbügel, während sie den Pokal in seine Hände gab. »Ich würde gerne mit Euch reiten, Sire.« Ihre Stimme war kaum hörbar.
    »Wir haben hierbei keine Wahl.«
    »Ihr habt mich hierher gebracht, um für Euch zu verhandeln, und doch gebt Ihr Euer erstes Gebot allein ab.«
    »Wir befinden uns im Haus des Händlers, Rani, und leben seinen Regeln gemäß. Was soll ich tun?«
    »Euch zumindest dies anhören. Das Mädchen, das uns in der Großen Halle begegnet ist…«
    »He da!«, rief Teheboth über den Hof hinweg. »Die Gehörnte Hirschkuh wartet!«
    Hal nahm den goldenen Pokal aus Ranis Hand entgegen und ärgerte sich darüber, dass er plötzlich dankbar war, als sie ihn ohne weiteres Aufsehen losließ. Natürlich hatte sie harte Worte für Prinzessin Berylina. Natürlich würde sie seine Werbung so schwierig wie irgend möglich machen. Wie hatte er jemals etwas anderes erwarten können?
    Der Wein schmeckte süß auf seinen Lippen, und er schluckte schwer, als wolle er einem Schwur Nachdruck verleihen. Er konnte König Teheboth allein gegenübertreten. Er konnte den Tagesritt zu seinem eigenen Nutzen gestalten, das Bieten auf Berylina und für die Rückkehr des Kleinen Heers eröffnen. Er brauchte Rani nicht ständig neben sich.
    Hal reichte den Pokal schweigend und mit zusammengepressten Lippen zurück, und jäher Zorn verdunkelte Ranis Augen. Sie wandte sich ohne ein weiteres Wort auf ihrem harten Lederabsatz um und trug den Pokal zu jedem der Reiter. Zu Farso, dann zu den beiden Gefolgsleuten König Teheboths und schließlich zu dem liantinischen König.
    Hal beobachtete, wie Rani eine Hand auf den Steigbügel des Riesen legte, beobachtete, wie sich in ihrer Kehle Worte bildeten. Sie schaute zu Hal herüber, und er konnte ihre Absicht deutlich erkennen. Hal schüttelte erneut nachdrücklich den Kopf wie ein strenger Vater. Er bildete sich ein, hören zu können, wie Rani rebellisch den Atem einsaugte, aber sie gehorchte. Sie hielt den goldenen Pokal hoch und neigte den Kopf, während Teheboth etwas sagte, woraufhin sie leicht errötete. Der König trank viel, schluckte einmal, zweimal, dreimal, viermal und reichte den leeren Pokal dann an Rani zurück. Sie beugte den Kopf und zog sich in eine schattige Ecke des Hofes zurück. Mair folgte ihr unauffällig.
    Hal schaute nicht zurück, als er hinter Teheboth Donnerspeer hinausritt.
    Sie galoppierten fast eine Stunde lang über die weite liantinische Ebene, folgten dem Verlauf des Flusses Liant landeinwärts. Das Flussdelta wies üppiges Land auf, und der Weg war eben, trotz großer Felsvorsprünge, die zu beiden Seiten auftauchten. Der Frühling war mit voller Macht über das Land gekommen, und Hals Augen weideten sich an den zahllosen Schattierungen von Grün. Die Pferde traten auf neu aufgeblühte Wildblumen, kleine weiße und rötliche Sterne. Die Jäger kamen zügig voran.
    Während Hal an Ranis schweigende Ergebenheit dachte, mied er das Thema, das seine Gedanken am stärksten beschäftigte – Prinzessin Berylina. Noch während er nach einem sicheren Thema suchte, nach irgendeiner angemessenen Eröffnungsdiskussion, verlangsamten die Reiter ihre Pferde und gaben den Tieren die Gelegenheit, sich auszuruhen. Ein Stallbursche ritt heran und bot König Teheboth eine gepunzte Lederfeldflasche dar. Der Liantiner nahm sie an und reichte sie Hal. »Branntwein«, sagte er. »Der wird Euer Herz erwärmen.«
    Hal nahm einen vorsichtigen Schluck und riss weit die Augen auf, als der Hitzestrom durch seine Brust strömte. Teheboth nahm das Kompliment mit einem breiten Grinsen an, und dann trank er selbst, während sich seine breite Kehle bei einem Schluck nach dem anderen anspannte. Erst nachdem er mit einer behaarten Hand über seine Lippen gefahren war, reichte er seinem Diener die Flasche zurück. Während der Junge wieder zurückwich, betrachtete Hal sein Gesicht und war erstaunt, eine fahle Narbe über dem Wangenknochen zu sehen.
    Ein Amanthianer. Ein früherer Soldat im Kleinen Heer, dessen Geburtstätowierung aus seinem Gesicht geschnitten worden war.
    Hal räusperte sich. Er hatte gewusst, dass er das Thema irgendwann ansprechen müsste, und es war, offen gesagt, das

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