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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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leichteste Thema, das er mit nach Liantine gebracht hatte. »Dienen viele meiner Leute an Eurem Hof?«
    »Eure Leute?« Ein kurzes Zucken an Teheboths Wange zeigte, dass er die Frage verstanden hatte.
    »Amanthianer.«
    Teheboth heuchelte einen Moment Verwirrung, dann gab er vor, Hals Anspielung allmählich zu begreifen. »Ihr meint den Jungen! Ich kann kaum erkennen, dass er Amanthianer ist. Er scheint sich in Liantine recht gut eingelebt zu haben.«
    »Dennoch sind die Amanthianer nur allzu leicht zu erkennen.« Hal strich sich mit einer Hand über seine eigene Wange, deutete eine nicht vorhandene Narbe an.
    »Sie dienen in Liantine wie jeder andere ihrer Kaste.« Teheboth zuckte die Achseln.
    Hal widerstand dem Drang zu seufzen. Er war sich nicht sicher, warum der liantinische König vorgab, ihn missverstanden zu haben, aber er erkannte, dass es unklug wäre, die Angelegenheit zu beschleunigen. Nur ein Narr würde einen König unmittelbar herausfordern, während er auf dem Pferd des Mannes säße und auf seine Jagd ritte, und vor allem bevor er eine unendlich viel heiklere Staatsangelegenheit angesprochen hätte.
    Hal half vorsichtig nach, deutete mit dem Kopf auf den Diener mit der Feldflasche, der in einer Gruppe von Stallburschen stand. »Dieser Junge scheint sich an Eurem Hof gut zurechtzufinden. Wie lange steht er schon in Euren Diensten?«
    Teheboth lachte, wobei das explosive Geräusch tief aus seinem Bauch aufstieg. Sein geflochtener Bart tanzte, als er sagte: »Glaubt Ihr wirklich, das wüsste ich? Könntet Ihr mir sagen, wann jeder Eurer Diener an Euren Hof kam? Die Jungen gießen an meinem Tisch Wein ein, Mylord. Ich habe noch nie zuvor auf ihn geachtet. Und ich werde es wohl auch nicht wieder tun, es sei denn, um ihn gründlich dafür zu bestrafen, dass er meinen Gast von der Jagd abgelenkt hat. Immerhin seid Ihr doch deshalb mit uns gekommen, oder nicht?«
    Hal hörte die Warnung, aber er wollte die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen, da er wusste, wie schwierig es wäre, das Thema erneut anzuschneiden, wenn er nachgäbe. »Ich frage mich«, sann er, als wäre ihm der Gedanke gerade erst gekommen, »ich frage mich, welcher Kaste er angehörte, bevor ihm die Tätowierung aus dem Gesicht geschnitten wurde.«
    »Welchen Unterschied macht das?« Teheboth hatte sich zu Hal umgewandt und sah ihn an.
    »Keinen großen.« Hal ritt eine Weile weiter, bereit, seine Worte in der Mittagssonne ruhen zu lassen. Nach mehreren friedlichen Minuten räusperte er sich jedoch, um erneut zu sprechen. »Mylord, ich möchte ehrlich zu Euch sein.« Teheboth wölbte eine Augenbraue, zügelte sein Pferd und blieb hinter der rauen Gruppe von Jägern zurück. Hal passte sich dem Tempo des Liantiners an, bis die beiden Männer außer Hörweite der anderen waren. Hal sah, dass Farso es bemerkte und sein Pferd ebenfalls zügeln wollte. Er schüttelte den Kopf und vollführte mit einer Hand eine beruhigende Geste. Farso zuckte die Achseln und ritt der liantinischen Eskorte nach.
    Hal bot seine offenen Handflächen dar, als trüge er ein Geschenk für Teheboth. »Es ist nicht nötig, dass wir hier einen Strauß ausfechten, denn Ihr seid älter und klüger als ich.« Hal zügelte seinen geborgten Wallach vollends und versagte sich angesichts Teheboths schlecht verhüllter Verärgerung nur knapp ein Lächeln. »Ich muss mit Neuigkeiten zu meinem Volk zurückkehren, Mylord. Ich muss ihnen über das Schicksal ihres Kleinen Heers berichten.«
    »Es gibt in Liantine kein Kleines Heer.«
    »Das wird nicht genügen. Tausende von Kindern wurden nach Liantine herübergeschickt. Tausende von Jungen und eine Hand voll Mädchen. Ihre Eltern träumen noch immer von ihrer sicheren Heimkehr. Was soll ich meinen Leuten erzählen?«
    »Erzählt ihnen, dass ihre Kinder von ihrem früheren Herrscher auf dem Markt verkauft wurden.«
    »Für welches Geld?«
    Teheboth sah Hal tief in die Augen, und die Hände des älteren Mannes umklammerten die Zügel, als wollte er sein Pferd jäh wenden und in die liantinische Hauptstadt zurückreiten. Aber Teheboth war kein Feigling. Er versuchte nicht, Hals Fragen zu entfliehen. Der liantinische König war eher bemüht, sein Temperament zu zügeln, einen sehr unzivilisierten Zorn im Zaum zu halten.
    »Mylord Halaravilli, ich kann Euch versichern, dass dies kein Kampf ist, den Ihr ausfechten wollt – nicht bei allem Übrigen, was zwischen uns steht.« Teheboth senkte die Stimme. Hal war gezwungen, sich

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