Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin
lächelte schelmisch und strich sich das Haar hinter die Ohren.
Also tranken die Männer, und die Frauen klatschten – der liantinische Adel benahm sich genau so, wie Mareka es erwartet hatte. Aber sie waren nicht die Interessanten in diesem Raum. Interessant waren die Morenianer.
Mareka verrenkte sich den Hals, bemüht, nicht aufzufallen, während sie die Besucher aufspürte. Dort, neben dem Podest, stand der blasse Lord, der bei König Halaravilli gewesen war. Wie hieß er noch? Farsobalinti. Lord Farsobalinti.
Und er hatte offensichtlich keine adlige Gemahlin, denn die Hand des Mannes ruhte fürsorglich auf dem Arm des Unberührbaren-Mädchens. Was war ihre Geschichte? Nach allem, was Mareka jemals über die seltsamen morenianischen Kasten erfahren hatte, waren die Unberührbaren Diener, wenn es ihnen überhaupt erlaubt war, in Kontakt mit dem Adel zu kommen. Was hatte das Mädchen – Mair, war das ihr Name? –, was hatte sie getan, was sie für die Reise übers Meer berechtigte? Und wie hatte sie die Aufmerksamkeit des Lords errungen?
Die leichte Antwort, dass das Unberührbaren-Mädchen nur ein Zeitvertreib für einen reisenden Mann war, wurde durch Farsobalintis verzückte Aufmerksamkeit Lügen gestraft. Er versuchte eindeutig, von irgendeinem Streit abzulenken. Vielleicht beklagte sie sich immer noch darüber, dass sie zurückgelassen wurde, als die Männer auf die Frühlingsjagd ritten.
Mareka hatte von dem Aufstand gehört, den die morenianischen Frauen gemacht hatten. Bei den acht Hörnern der Hirschkuh, erkannten sie nicht, dass manche Dinge Männersache waren? Erkannten sie nicht, dass es Vorteile hatte, Männer ihre albernen Spiele spielen zu lassen?
Tatsächlich vermutete Mareka, dass nicht Mair die Entscheidung getroffen hatte, die Frühlingsjagd zu stören. Es schien wahrscheinlicher, dass Rani Händlerin dabei führend gewesen war. Mareka blickte über die Große Halle hinweg und fand die blonde Händlerin genau dort, wo es zu erwarten war – an Mairs Seite. Rani Händlerin sah sich unglücklich in der Halle um und suchte offensichtlich nach ihrem König.
Nun, Mareka suchte ebenfalls nach ihm. Sie könnte sich ebenso gut zu der Händlerin stellen – der morenianische Monarch würde sie so gewiss finden. Während Mareka sich erneut das Haar zurückstrich, schwebte sie durch den Raum und kam an einer Gruppe lärmender Adliger vorbei, als sie sich ihrer Rivalin näherte.
»Mylady«, sagte sie und machte einen raschen Hofknicks. Sie versagte sich ein Lächeln, als Rani Händlerin den auf ihrer Haut funkelnden Diamanten bemerkte.
»Mareka.« Ranis Tonfall war kalt, und sie gewährte der Gildefrau keinen Titel.
Mareka gab vor zu schmollen. »Mylady, ich fürchte, Ihr seid durch unser Missverständnis noch immer beunruhigt.«
»Missverständnis? Nein, es gab kein Missverständnis, Lady Mareka.« Das Händlermädchen stieß die letzten beiden Worte höhnisch hervor. »Ein Missverständnis wäre es gewesen, wenn eine von uns die Wahrheit behauptet und die andere diese Wahrheit falsch ausgelegt hätte. Heute Morgen habt Ihr eine Unwahrheit behauptet, die von mir vollkommen richtig ausgelegt wurde. Und von meinem Herrn, König Halaravilli.«
»Gibt es hier ein Problem?« Mareka erschrak bei der tiefen Stimme, und sie hob den Blick, um den Mann anzusehen, der hinter Rani stand. Sie hatte ihn von der anderen Seite der Halle aus nicht bemerkt, hatte seine einfache Soldatenkleidung nicht registriert. Er war groß und breitschultrig und bewegte sich wie ein Krieger. Das Heft eines gebogenen Schwertes ruhte leicht auf seiner Hüfte, und Mareka hätte gewettet, dass er auch noch andere Waffen bei sich trug.
Sie hob den Blick zu seinem Gesicht, sah den stetigen Blick, mit dem er Rani betrachtete, seine aufmerksame Haltung, während er auf die Antwort auf seine Frage wartete. Mareka war überrascht, eine Narbe auf seiner Wange zu sehen. Also ein Sklave? Ein amanthianischer Wächter für König Halaravillis Liebling?
»Nein, Crestman.« Rani behandelte den Mann mit größerer Höflichkeit, als es einem einfachen Diener gebührte. »Mareka Octolaris und ich führen nur eine frühere Unterhaltung zu Ende.«
»Mareka Octolaris.« Der Soldat – Crestman – wiederholte ihren Namen, während er seinen dunklen Blick auf sie richtete. Sie fühlte sich an die glatte Anmut eines Wiesels erinnert. »Ihr seid von der Spinnengilde.«
»Ja«, sagte sie, und dann musste sie sich räuspern. Warum sollte dieser
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