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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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wandten sich die Gaukler um und legten die Handflächen an den Eisenkäfig, um ihn in Bewegung zu versetzen. Sie verließen die Halle, während die Gäste aufstanden und nach mehr verlangten.
    Die Spinnengilde wäre stolz.
    Mareka lehnte sich auf der Bank zurück, leerte ihren Becher Grünwein und ermahnte sich zu atmen. Ihre Gilde hatte dieses Schauspiel möglich gemacht. Ihre Gilde hatte die Weisheit und Voraussicht besessen, solch eine hervorragende Darbietung zu fördern.
    Die Gaukler waren jedoch noch lange nicht fertig. Während die Frauen die Aufmerksamkeit jedes Einzelnen in der Halle auf sich zogen, hatten andere Mitglieder der Truppe leise die Bühne für eine traditionellere Darbietung bereitet. Ein Jackhand, der Diener der vielseitigen Gaukler, trat zur Vorderseite des Podests, das die Länge der Großen Halle einnahm.
    Mit lautloser Tüchtigkeit entzündete er die Reihe Laternen am Fuß des Podests. Das Licht wurde augenblicklich von den sorgfältig positionierten Spiegeln eingefangen, die das Leuchten in Richtung Bühne zurückwarfen.
    Die Laternen lenkten die Aufmerksamkeit auf sechs metallene Krummstäbe, die über das Podest verteilt standen. Die Gaukler mussten sie angebracht haben, während sich alle anderen auf die nachgeahmte Jagd konzentrierten. Jeder Metallstab stand in einem Teich von den Spiegeln erzeugten Lichts. Jeder trug einen Glasrahmen, ein Buntglaspaneel, das einen Charakter der Aufführung zeigte, die gleich beginnen sollte.
    Mareka erkannte sofort den Prinzen. Natürlich hatte Prinz Olric eine führende Rolle in dem Stück inne – die kürzliche Heirat würde monatelang gefeiert werden. Da zwei Wochen seit der Hochzeit vergangen waren, hatten die Gaukler genug Zeit gehabt, mit Olric zu sprechen und ihre Darbietung vorzubereiten. Wie um die Aufmerksamkeit der Menge auf sich zu ziehen, stürzte der Jackhand auf das kunstvolle Glaspaneel zu und drehte es leicht an seinem Eisenhaken, so dass jeder Anwesende das traditionelle Muster des hellblauen Umhangs des Prinzen, sein in Blei eingefasstes Schwert und das glänzende Band um seinen Kopf erkennen konnte.
    Der Jackhand trat zurück, nahm eine bestimmte Haltung ein und neigte den Kopf in Richtung des Paneels. Das Publikum applaudierte anerkennend, aber der Jackhand täuschte Taubheit vor. Da riefen die versammelten Höflinge, priesen die gekonnte Arbeit, und schließlich schien der Jackhand zufrieden. Er klatschte ein Mal, zwei Mal, drei Mal in die Hände, und beim vierten Klatschen sprang ein Gaukler hinter den Spinnenseide-Vorhängen der Bühne hervor. Der gewandte, junge Mann führte eine Reihe von Kampfhaltungen vor und hielt dann neben dem Glaspaneel inne, in der Position erstarrt, während er eine Hand auf sein Schwert legte, das Kinn anhob und die Menge erhaben betrachtete.
    Das Publikum tobte, und Prinz Olric brachte seine Anerkennung zum Ausdruck.
    Dann wiederholte der Jackhand den Vorgang, richtete die übrigen Glasrahmen aus und rief die anderen Gaukler herbei, insgesamt sechs: Prinz und Prinzessin, eine Katze, ein Priester, ein Kindermädchen und der Mond. Mareka hatte das Kostüm der Katze noch nie zuvor gesehen und überraschte sich selbst mit ihrem Lachen über den geschmeidig gewölbten Rücken der Gauklerin sowie über ihren zuckenden, schwarzen Schwanz.
    Der Jackhand betrachtete das Bild, das er geschaffen hatte, und nahm dann bei den Laternen und Spiegeln zwei kleine Korrekturen vor. Dann sank er mit einem vergnügten Winken seiner Hand auf dem Podest nieder, legte das Kinn auf die Brust und rollte kopfüber davon. Bevor das Publikum zu Ende gelacht hatte, begann der Mond zu sprechen.
    »Willkommen, erlauchte, gute Leute, zu unserem kleinen Spiel. Wir hoffen, euer Essen hat euch gemundet, und wir hoffen, dass ihr bleiben werdet. Wir sind gekommen, um euch die Geschichte eines edlen Prinzen zu erzählen, der eine Katze rettete und eine Ehefrau gewann, die seitdem glücklich zusammenleben.«
    Das Stück war eine Komödie. Mareka zog die Dramen der Gaukler bei weitem vor. Komödien wurden schnell ermüdend, mit ihren Reimen und Rhythmen, ihren endlosen, langweiligen Mustern. Sie fielen den Gauklern jedoch leichter. Sie konnten raschen Zugang zu den Menschen finden, die sie darstellten. Sie konnten deren Geschichten mühelos gestalten. Komödien besaßen keine Tiefgründigkeit.
    Dramen andererseits…
    Mareka hatte sich für ein Drama in ihrem Leben hypnotisieren lassen, an dem Tag, an dem sie in den achten Grad der

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