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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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sinken und tauchte sie in Dunkelheit. Rani blinzelte, und sie konnte sehen, dass ein wenig Licht durch die schweren Wände drang. Eine kleine Kohlenpfanne glühte in der Mitte des Bodens und sandte Rauchringe empor, die nach Kiefernbäumen und Waldregen rochen. Große Polster lagen verstreut, schimmerten unter der Üppigkeit der Spinnenseide-Bezüge. Die Förderung durch die Spinnengilde nützte diesen Gauklern sehr. Das und das Einsammeln von Münzen von naiven Morenianern, die zustimmten, sich hypnotisieren zu lassen.
    Rani blinzelte erneut und konnte im Dämmerlicht dann noch mehr ausmachen. Truhen, deren Messingbeschläge im Dunkel schimmerten, waren an der gegenüberliegenden Wand aufgestapelt. Sie waren so groß, dass sie die Glaspaneele enthalten könnten. Glas, in weichste Spinnenseide gehüllt, in tiefsten, dunkelsten Samt…
    »Seid willkommen, Erzählerin, die hypnotisiert werden will.«
    Rani erschrak bei der Stimme. Sie trat einen Schritt zurück und umklammerte den Vorhang, den Pollino hinter ihr geschlossen hatte. Als sie blinzelte, konnte sie auf der anderen Seite der Kohlenpfanne die Gestalt einer Frau ausmachen, einer Frau, die sich nun zu Rani umwandte. Sie nahm dunkelblauen Stoff von ihrem glänzenden Haar, Haar, das so hell war wie Ranis. Während die Frau ihre Kapuze zurückzog, beugte sie sich über die Kohlenpfanne und nahm einen duftenden Räucherstab hoch. Das Ende des nach Kiefern duftenden Stabes glühte rot, während sie es auf eine dicke Bienenwachskerze zubewegte, die neben der Kohlenpfanne stand.
    Es dauerte mehrere Herzschläge, bis der Docht brannte, aber dann flammte er hoch auf. Rani konnte erkennen, dass die Frau älter war, als es zunächst den Anschein hatte, alt genug, um Ranis Mutter zu sein. Sie hatte am Vorabend nicht mitgespielt. »Bitte, Erzählerin«, sagte die Frau. »Tritt ein und sei friedvoll.«
    Rani trat einen einzelnen Schritt vor. Schließlich fand sie ihre Stimme wieder: »Mylady…«
    Die Frau lachte leise. »Ich bin keine Lady. Man nennt mich Flarissa. Sei in meinem Zelt willkommen. Komm und lass dich von mir hypnotisieren.«
    »Bitte, Frau Flarissa. Ich bin nicht gekommen, um hypnotisiert zu werden.«
    »Nein?« Leichte Besorgnis überzog die Stirn der Frau, nur um von einem freundlichen Lächeln vertrieben zu werden. »Warum bist du dann zu uns gekommen?«
    »Ich möchte das Glas sehen!«
    »Das Glas?«
    »Ich möchte die Paneele sehen!« Nun, wo Rani den hängenden Glasplatten nahe war, konnte sie aufgrund der Erinnerung an ihre Ehrfurcht des Vorabends kaum atmen. Faszination durchströmte sie erneut, das jähe Verlangen, das sie empfunden hatte, als Pollino zu Anfang das Paneel des Prinzen auf dem Podest aufgehängt hatte. »Euer Jackhand stellte sie auf Eisenständer, bevor Ihr Euer Stück begannt. Bitte! Ich war Glasmalerin, ich war ein Lehrling, der lernte, Glas zu bearbeiten. Ich lernte, wie man es gießt, wie man es schneidet. Ich lernte, wie man Stücke zusammenfügt. Ich lernte…«
    Plötzlich klangen Ranis Worte unbeholfen und verzweifelt. Sie wollte, dass Flarissa verstand. Sie wollte, dass die Frau erkannte, warum die Paneele so wichtig waren, warum Rani sie studieren musste. Sie wollte die Gauklerin erkennen lassen, dass Rani es wert war, dass sie es verdiente.
    Flarissa nickte. »Dann komm, und lass dich von mir hypnotisieren. Erzähl mir, warum du aufgehört hast zu lernen.«
    »Bitte, Mylady.« Rani war selbst überrascht, Tränen in ihren Augen zu spüren. »Bitte lasst mich das Glas sehen!«
    »Alles zu seiner Zeit. Lass dich zuerst hypnotisieren. Dann werde ich dir das Glas zeigen. Das verspreche ich.«
    Rani wollte nicht mehr handeln. Flarissa hatte es versprochen. Das musste genügen.
    Rani trat zur Kohlenpfanne hinüber und stellte sich vor die Gauklerin.
    »Bist du schon jemals zuvor hypnotisiert worden?« Flarissas Stimme klang ruhig, tröstlich.
    »Nein.«
    »Nun, dann setz dich. Setz dich hin. Mach es dir bequem.« Rani zwang sich, der Aufforderung zu folgen. Ihre Finger verkrampften sich zu Fäusten, als sie zu den Truhen auf der anderen Seite des Zeltes blickte, aber sie zwang ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Kohlenpfanne. Wieder auf den kieferduftenden Rauch. Wieder zu den üppigen Spinnenseide-Polstern. Wieder zu Flarissa. »Sehr gut«, sagte die Frau, und ihre Worte zeugten von einer mühelosen Anmut. »Warum beginnen wir nicht damit, dass du mir deinen Namen verrätst.«
    Rani starrte sie an, als hätte es ihr die Sprache

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