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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Nacken, wandte ihr Gesicht zu seinem um. Sie spürte das Raunen seines Atems, und sie hörte einen Schrei in seiner Kehle anschwellen und ersterben. Seine Lippen pressten sich auf ihre, und sie trank den Grünwein aus seinem Mund, schmeckte die süße Verzweiflung eines Mannes, der sein Königreich retten musste, der sich selbst retten musste. Ihre bestickten Armbänder brannten heiß, als sie die Augen schloss und König Halaravillis Leidenschaft nährte.

10

    Rani beobachtete, wie Mair an der Tunika zog, die sie sich von einer der jungen Gauklerinnen geborgt hatte, einer umherziehenden Unterhaltungskünstlerin, die erst an diesem Morgen zum Frühjahrstreffen eingetroffen war. Das Unberührbaren-Mädchen wirkte, als wäre sie wieder im Moren ihrer Jugend und führte ihre Schar zerlumpter Kinder, als nutzte sie die Reichtümer einer Stadt, die grenzenlosen Reichtum kannte. Rani schluckte einen bitteren Geschmack hinab, als sie erneut erkannte, dass das vertraute Moren für immer verloren war.
    Mair verweilte jedoch nicht bei Feuer oder Krankheit oder der gefährlichen Lage der Unberührbaren-Kinder. Stattdessen prahlte sie vor den Gauklern: »Ich kann leicht drei handhaben – es liegt nur am richtigen Zeitpunkt eures Einsatzes.«
    Um ihre Behauptung zu beweisen, wich sie zurück und tat fünf große Schritte. »Jetzt. Fangt an, die Seile zu drehen. Langsam.«
    Zwei der Gaukler hielten ein Seil zwischen sich, ein Stück Kammgarn-Spinnenseide so dick wie Ranis Daumen. Sie begannen, das Seil zu drehen, und es schlug rhythmisch auf dem Boden auf, in einem Takt, der stetig war wie ein Trommelschlag. Mair nickte und deutete auf zwei weitere Gaukler. »Jetzt kommt ihr dazu. Stellt euch neben sie. Dreht das Seil. Jetzt.«
    Während Rani hinsah, wurde ein zweites Spinnenseideseil dem ersten beigegeben. »Und los«, rief Mair. »Noch eins. Stellt euch neben die anderen. Fangt nach der nächsten Drehung an, jetzt.« Drei Seidenseile, die sich alle gleichförmig drehten.
    Mair beobachtete sie, nickte leicht mit dem Kopf, während sie deren Bögen verfolgte. »Haltet sie jetzt stetig. Lasst sie sich in der gleichen Geschwindigkeit weiterdrehen. Werdet nicht langsamer, wenn ihr seht, dass ich mich bewege – ich werde mich den Seilen anpassen. Dann auf drei. Eins. Zwei. Drei.«
    Das Unberührbaren-Mädchen lief zwischen die Spinnenseide, passte den perfekten Zeitpunkt für ihr Eintreten ab. Sie hielt inne, als ein Seil auf dem Boden auftraf, und sprang dann gerade hoch genug, dass es unter ihren Füßen hindurchpasste. Noch einmal und noch einmal, während die Gaukler weiterhin die Seile drehten. Als Mair ein Dutzend Mal gesprungen war, hüpfte sie aus den Seilen heraus und kam auf der näher gelegenen Seite hervor, während der stetige Rhythmus weiterging.
    »Nicht aufhören«, rief sie. »Ihr könnt auch einfach hineinlaufen. Dazwischen springen.« Um ihre Behauptung zu verdeutlichen, hielt sie inne, um den Rhythmus zu zählen, und nickte erneut mit dem Kopf. »Da. Auf drei. Eins. Zwei. Drei.«
    Mair sprang, als existierten die Seile nicht, zog den Kopf ein und sprang vorwärts, nur um – wundersamerweise – auf beiden Füßen zu landen. Die Gaukler stießen kollektiv einen überraschten Ruf aus, und Mair verbeugte sich spöttisch. »Es ist alles nur eine Sache des richtigen Zeitpunkts.« Sie grinste und trat zum Ende eines der Seile, damit ein Gaukler ihren Kniff versuchen konnte.
    »Der richtige Zeitpunkt und törichtes Vertrauen in andere«, grollte Crestman, und Rani zuckte zusammen, denn sie hatte den Amanthianer nicht herankommen hören.
    »Nicht so töricht«, sagte sie. »Wenn es funktioniert, wirkt sie so gewandt wie eine Katze. Wenn es misslingt, wird sie von einem Seil getroffen.«
    »Oder sie fällt auf die Kehrseite. Hart.« Crestman zuckte zusammen, als ein Gaukler hinfiel. Der junge Mann stand sofort wieder auf und rief seinen Gefährten zu, es ihn noch einmal versuchen zu lassen.
    »Nichts Schlimmes passiert«, sagte Rani.
    Crestman runzelte die Stirn. »Aber auch nichts Gutes. Diese Gaukler verschwenden ihre Zeit mit Kinderspielen.«
    »Glaubt Ihr das wirklich? Dann seht Ihr nicht genau hin. Die Gaukler arbeiten härter als manche anderen Leute, die ich gesehen habe.« Sie sah die Skepsis in seinen Augen. »Wirklich! Die Spinnengilde ist kein leichter Herr. Diese Gaukler bezahlen für ihre Förderung – sie liefern der Gilde Geschichten, Geschichten von der Welt und all ihrem Wirken. Die Gaukler wissen mehr

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