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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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zogen sich von der Mitte des Raumes aus und forderten Besucher auf einzutreten, es sich im Heim der Gauklerin gemütlich zu machen.
    »Ranita!« Flarissas Begrüßung war unbeschwert, fröhlich. Sie legte einen Lederriemen beiseite, den sie gerade im Licht vor dem Fenster ausbesserte, eine Sandale für ein Gauklerkostüm. »Ich hoffte, dass du mich heute besuchen würdest.«
    Rani sonnte sich in der herzlichen Begrüßung der Gauklerin. Flarissa erinnerte sie an das Gefühl eines Federbetts – weich und warm und bequem. Rani dachte einen kurzen Moment an ihre Mutter, Deela, die sich im lange verlorenen Händler-Zuhause über ihr Bett beugte und sie mit einem Wiegenlied und einem Lächeln in den Schlaf sang.
    »Guten Morgen, Flarissa«, sagte sie und schluckte die Erinnerung wie etwas Körperliches hinunter.
    »Du hast endlich deinen Freund mitgebracht.«
    »Ja«, sagte Rani vielleicht ein wenig zu eifrig. »Flarissa, dies ist Crestman. Er ist ein großer Soldat aus Amanthia.«
    Crestman runzelte die Stirn, während er sich steif und unbehaglich vor der Gauklerin verbeugte. »Amanthia hat keine großen Soldaten mehr. Wir haben unsere Waffen Morenia angeboten.«
    Flarissa sah den Jugendlichen direkt an, und sie zitierte womöglich ein Stück, als sie sagte: »Die Gefolgschaftstreue eines Soldaten ist keine einfache Sache.«
    »Ich bin König Halaravilli treu ergeben!«
    »Dessen bin ich mir sicher. Aber das bedeutet nicht, dass dein Weg einfach war. Deine Entscheidungen wurden nicht leichthin getroffen.«
    Flarissas Worte zerstreuten einen Teil von Crestmans Anspannung, und Rani trat vor, bestrebt, mehr zu tun. »Ich habe Crestman vom Hypnotisieren erzählt, davon, wie ihr Gaukler Geschichten erlangt. Er sucht nach Informationen über das Kleine Heer.«
    »Die amanthianischen Kinder.« Flarissas Worte waren keine Frage. Sie klangen ruhig ergeben. Sie warf Crestman einen Blick zu. »Was warst du vor dem Krieg deines Landes? Ein Löwenjunge?«
    »Ich war Hauptmann in Sin Hazars Heer.«
    Rani wartete darauf, dass Crestman näher erklären würde, wie es dazu gekommen war, dass er diente, aber Flarissa schien seine Widerspenstigkeit nicht zu überraschen. Stattdessen nickte sie und sagte: »Wir Gaukler handeln um Geschichten. Menschen bezahlen uns, dann hypnotisieren wir sie.«
    »Welche Art Bezahlung?«
    »Normalerweise ein einzelner Sovereign. Für dich könnten wir jedoch eine andere Vergütung aushandeln.«
    »Was?« Crestmans Wachsamkeit war wie die eines wilden Tieres, das am Rande einer Schlucht steht. Er war ebenso bereit, hinunterzuklettern, wie sich zurückzuziehen.
    »Zeige unseren Gauklern, wie du dein gebogenes amanthianisches Schwert führst. Lehre sie, die Waffe zu gebrauchen, damit sie dies in Stücke einarbeiten können.«
    »Und dafür?«
    »Werde ich dich hypnotisieren. Ich werde deine Geschichte aufnehmen.«
    »Ihr bekommt meine Mühe und meine Geschichte.«
    »Und du bekommst den Frieden des Erzählens.«
    Rani kauerte sich hin und wartete. Plötzlich war es für sie ungeheuer wichtig, dass Crestman zustimmte. Rani konnte nicht erklären, warum. Sie konnte keine Worte dafür finden, ebenso wenig wie für den Kobaltsee, der sich unterhalb ihrer Gedanken ausbreitete. Crestman musste Flarissas Bedingungen zustimmen. Er musste der Gauklerin entgegenkommen, ihrem Handel, der Heilung, die sie bieten konnte.
    »Also gut«, sagte Crestman schließlich. »Ich werde Eure Gaukler lehren.« Rani atmete erleichtert aus. »Aber…«, fuhr er fort, bevor Flarissa antworten konnte. »Ihr müsst mir noch etwas anderes geben. Ihr müsst mir sagen, was Ihr über das Kleine Heer wisst, über meine Soldaten, die über ganz Liantine verstreut sind.«
    »Crestman«, sagte Rani, »du kannst nicht handeln.«
    »Er kann«, widersprach Flarissa. »Du hast gehandelt, um das Glas zu sehen.« Rani errötete, während sich Flarissa wieder an Crestman wandte. »Also gut. Lass dich hypnotisieren, und ich werde dir sagen, was ich über das Kleine Heer weiß. Ranita, wenn du uns jetzt allein lässt…«
    »Sie kann bleiben«, unterbrach Crestman sie.
    Flarissa sah ihn einen langen Moment an. »Du wirst hier sicher sein. Hier besteht keine Gefahr.«
    »Ich habe keine Angst vor Eurem Hypnotisieren. Aber Rani kann bleiben und zuhören.«
    Rani glaubte zuerst, Flarissa würde widersprechen, würde sie aus der Hütte verweisen. Die Gauklerin betrachtete Crestmans Gesicht, studierte die Hand, die sich noch immer um das Heft seines Schwertes

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