Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin
Mareka und schritt über die Schwelle. Sie spürte die Aura des Octolarisnektars ihr in den Raum folgen und sich wie eine Wolke Weihrauch ausbreiten. Der König sah an ihr vorbei, und sie konnte sein offenes Verlangen erkennen, der Händlerin zu folgen.
Mareka wandte sich zur Tür um und nahm sich Zeit, sie sorgfältig zu schließen. Es kostete sie Mühe, die Eiche vollkommen in ihren Rahmen zu drücken, aber sie konnte den Eisenriegel senken, ohne dass es gezwungen wirkte. »Mylord!«, rief sie aus und wandte sich wieder dem König zu. »Ihr seht blass aus! Darf ich Euch ein Glas Wein eingießen?«
»Nein, Mylady, macht Euch keine Mühe.« Er weigerte sich, ihrem Blick zu begegnen, sah ihr Lächeln nicht, als sie den Raum durchquerte. Sie schwang ihre Röcke beim Gehen, spürte den Nektar an ihrer Haut, fühlte, wie er sich ausbreitete.
»Es ist keine Mühe, Mylord. Gewiss überhaupt keine Mühe.« Sie trat geschmeidig zu dem niedrigen Tisch und genoss das Summen des Nektars, als ihr Gewand über ihre Oberschenkel glitt. Sie konnte den Grünwein in seinem Krug riechen, bevor sie ihn in einen goldenen Becher goss. Etwas spritzte auf ihre Hand, und sie hob den hellen Tropfen an ihre Lippen, während sie Halaravilli den Rücken zuwandte. Die komplizierte Schärfe des Weins überschwemmte ihre Zunge, und sie hielt den Atem an. Als sie wieder sprechen konnte, wandte sie sich um und bot Hal den Becher dar. »Bitte, Mylord.«
Sie ließ ihn auf sich zugehen. Sie ließ ihn von dem Fleck forttreten, an dem er mit seinem Händlermädchen gestritten hatte. Sie hob den Becher zwischen ihnen an und lächelte, gerade als seine Finger über ihre strichen. Sie stellte sich den Nektar als anhaftenden Blütenstaub vor, der von ihrer Hand zu seiner schwebte.
»Ich danke Euch, Mylady«, sagte er, und sein Schlucken war im Raum hörbar. Als er den Becher zur Hälfte geleert hatte, wagte er es, ihren Blick zu erwidern. »Also, Mylady, seid Ihr anscheinend nicht die Prinzessin, für die ich Euch bei unserer ersten Begegnung gehalten habe.«
»Nein, Mylord.« Sie wollte lachen, entschied sich aber dann nur zu einem Lächeln. »Absolut keine Prinzessin.«
»Ihr habt mich bewusst in die Irre geführt.«
»Zuerst erkannte ich nicht, dass Ihr verwirrt wart, und dann fürchtete ich, Ihr würdet verlegen werden. Ich wollte nicht, dass Eure Ankunft in Liantine so hart würde. Ich versuchte, Eurer… Begleiterin die Dinge zu erklären, sobald es mir möglich war.« Eine Regung zuckte über sein Gesicht, als sie auf Rani Händlerin hinwies. Welcher Bund auch immer zwischen dem König und der Händlerin bestand – es war ein enger Bund. Ein schmerzlicher Bund. »Ich hoffe, Ihr könnt mir verzeihen, Mylord.«
Er seufzte. »Man hatte mir gesagt, was bei der Prinzessin zu erwarten wäre. Ich habe nur…« Er schüttelte den Kopf. »Ich wollte nur, dass sie anders sei. Es ist kein Geheimnis, Lady Mareka. Ich bin ein König, und mein Schicksal ist es, zum Nutzen meiner Krone zu heiraten. Meine Verpflichtung ist es, ganz Morenia zu dienen, und Prinzessin Berylina bietet die beste Möglichkeit, dies zu tun.«
»Tut sie das?« Mareka spürte die Erregung des Nektars, als Halaravillis Blick zu ihrem zuckte. Worte summten von ihrem Bauch herauf, Versprechen, den König näher an sich heranzuziehen. »Es gibt größere Reichtümer auf der Welt, als eine liantinische Prinzessin einbringen kann.«
Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, atmete langsam aus. Sie dachte ungebeten an die Octolaris-Männchen, die von ihren Weibchen angezogen wurden, wenn die Spinnen bereit waren, ihre Eier zu legen. Sie erinnerte sich an sternenklare Nächte, wenn Weibchen ihre Paarungsnetze woben, ihre stabilste Seide woben, um sich und ihre Geliebten sowie ihre kostbaren Eikugeln zu tragen. Mareka hatte die Spinnen beobachtet. Sie kannte ihre Art, auch wenn sie niemals selbst einen Mann gehabt hatte. Sie flüsterte: »Ihr glaubt, Ihr müsst Berylina haben, wenn Ihr Euer Königreich retten wollt?«
»Ich muss Gold haben«, flüsterte er, und sie spürte seine Worte wie die Berührung seiner Handflächen.
»Warum verschwendet Ihr Eure Zeit dann mit einer Prinzessin, Mylord? Wenn Ihr Gold wollt, warum verhandelt Ihr dann nicht mit der Spinnengilde? Wir haben Gold, Mylord. Wir haben alles, was Ihr braucht.«
Da berührte er sie. Er streckte eine zitternde Hand aus, eine Hand, die vor Verlangen schroff war. Er zog sie näher zu sich heran, wölbte seine Finger um ihren
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