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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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haben, dass Rani gegen die Vision der Prinzessin angehen würde. Wenn er es gewollt hätte, dann hätte er ihr diese beunruhigende öffentliche Zurschaustellung ersparen können. »Sire?«
    »Rani.« Er überbrückte erneut den Abstand zwischen ihnen, kam nahe genug, dass er eine Hand auf ihre Schulter legen konnte. »Ranita. Wir haben alle Verpflichtungen.«
    »Ja, Sire. Und meine Zeit ist verplant!«
    »Du wirst die Zeit finden. Du wirst nach Brianta reisen, um so gut auf Berylina aufzupassen, wie ich es selbst täte, wenn ich gehen könnte.«
    »Sire…«, begann sie erneut, aber dann brach sie ab. Durfte sie Hals Ausgewogenheit gefährden? Sollte sie die Macht brechen, die er ausübte, den Erfolg, den er letztendlich genoss? Er war immerhin ihr König. Sie war seine Vasallin.
    Sie beugte den Kopf. »Ja, Sire. Ich werde mit Berylina nach Brianta gehen.«
    Tovin trat neben sie, während sie sprach, kehrte vom Einbringen seiner neuen Aufträge zurück. Sie spürte die Wärme seines Körpers durch ihr karmesinrotes Gewand.
    »Ich werde mit dir reisen, Ranita«, sagte Tovin so leichthin, als unterhielten sie sich bei einem Nachmittagsausflug außerhalb der Stadtmauern.
    Hal sagte: »Gaukler, es ist nicht erforderlich, dass Ihr Ranita Glasmalerin bei dieser Aufgabe begleitet.«
    »Dennoch spüre ich den Ruf«, erwiderte Tovin augenblicklich und vollführte ein flüchtiges, heiliges Zeichen über seiner Brust. Hätte Rani nicht vom Können des Gauklers gewusst, hätte sie geglaubt, er sei von plötzlicher, religiöser Inbrunst vereinnahmt worden, mit verblüffendem Verständnis für die Tausend Götter und alles, was sie in den Leben der Menschen bewirken wollten. Tovin drängte voran: »Euer Majestät, die Gaukler kamen nach Morenia, um Euch zu dienen. Hemmt unsere Arbeit nicht. Befehlt mir nicht, dass ich von der Seite unserer Schutzherrin weichen soll.«
    »Verkauft!« erklang die Stimme des Seidenmeisters, der seinen Amtsstab auf das hölzerne Podium krachen ließ. Ein weiterer Posten Spinnenseide. Weiteres Gold für die königlichen Schatzkammern.
    Rani beobachtete, wie Hal zu einem Entschluss kam. Sie sah ihn Tovin zunicken, die unausgesprochenen Versprechen des Gauklers aufnehmen. Sie sah ihn zu Berylina schauen, das geflüsterte Dankgebet der Prinzessin an Lor bemerken, Dankbarkeit für einen weiteren Posten erfolgreich versteigerter Seide. Sie sah, wie Hal sich ihr zuwandte, sich Rani zuwandte, sie maß, um herausfinden zu können, was sie begehrte.
    Natürlich wollte Rani Tovins Gesellschaft. Sie wollte den Gaukler neben sich wissen, mit ihm teilen, sich von ihm belehren lassen. Sie wollte seine Hingabe. Seinen trockenen Humor. Sein Glasmalerwissen. Wenn sie nach Brianta reisen sollte, dann besser mit Tovin als ohne. Sie nickte, beugte kaum wahrnehmbar zustimmend das Kinn.
    »Dann ist es abgemacht. Tovin Gaukler, Ihr sollt gehen.« Hal wollte nach Tovins Hand greifen, den Handel mit einem königlichen Händedruck besiegeln, aber bevor er sich regen konnte, wurde die Tür zur Seidenhalle krachend aufgestoßen. Sonnenlicht strömte in das Gebäude, ergoss sich über den Boden wie goldene Milch.
    Der Seidenmeister hielt im Bieten inne, unterbrach seinen Vortrag über die Vorzüge der jetzt auf dem Podest gezeigten kobaltblauen Seide. Aller Augen wandten sich zum Eingang, dem hektischen Palastboten zu, der in die Halle lief.
    »Euer Majestät!« keuchte der Junge. »Kommt schnell! Königin Mareka ist gestürzt! Die Hebammen stehen bereit – Euer Kind wird geboren!«

2
     
     
    Parion Glasmaler beugte vor dem Altar in der Ecke seines Arbeitszimmers den Kopf, bat die Tausend Götter mit einem leisen Gebet automatisch um Vergebung. Um Vergebung für all die Fehler, die er in seinem Leben gemacht hatte, für all die falschen Worte, die er geäußert, und diejenigen, die er nicht geäußert hatte…
    Warum konnte er sich an die unausgesprochenen Worte am deutlichsten erinnern? Warum war sein Schweigen das, was ihn am häufigsten quälte? Nicht sein Zorn, nicht sein Toben. Eher die Zeiten, in denen er etwas hätte sagen können, etwas hätte tun können, um die Welt um sich herum zu ändern, wo er aber zu lange gewartet hatte.
    Die Jahre waren nur allmählich vergangen, aber nun war Parion bereit zu handeln. Er war bereit, sein Gewissen zu erforschen, sein Schicksal sowie das Schicksal aller morenianischen Glasmaler unter seiner Kontrolle zu meistern. Parion legte seine Finger auf das Glasmedaillon, das in der Mitte

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