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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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grün-schwarzen Schwingen des Gottes des Todes in der hinter Siritalanu aufflammenden Hochsommersonne deutlich sehen. Rani war sich so sicher, wie sich die Prinzessin sicher gewesen war, wie Berylina es während der Zeit ihrer Glaubensbezeugung verkündet hatte.
    Während Rani zuhörte, führte sie tiefes Atmen an den Ort der Hypnose, in die tiefsten Höhlen ihres Geistes. Sie war in den vergangenen zwei Wochen immer häufiger dorthin entglitten, während sie und Hal bis lange in die Nacht Ränke schmiedeten, planten und ausarbeiteten, wie sie ihr Leben von der Gefolgschaft zurückbekommen könnten. Sie glaubte, dass sie sich wohl auf die Kraft der Hypnose verließ, weil ihr Körper so müde war, von ihren Prüfungen in Brianta so erschöpft.
    Aber vielleicht erinnerte sie der Frieden der Hypnose auch an Tovin. Sie sehnte sich danach, von dem Gaukler zu hören, und sei es nur, um zu wissen, dass er sicher in Sarmonia angekommen war. Immerhin war sie sich bewusst, dass sie diejenige war, die ihn verletzt hatte, dass sie diejenige war, die ihn mit ihrem harten Urteil vertrieben hatte.
    Sie schluckte schwer, versuchte, den metallischen Geschmack zu ignorieren, während sie das Kinn anhob und sich auf den religiösen Dienst konzentrierte. Tovin hatte erwählt zu gehen. Sein Stolz hatte ihm diktiert, dass er nicht bei ihr bleiben konnte. Er hatte gehandelt, und es gab nichts, was sie tun konnte. Um die Wahrheit zu sagen, hatte sie den Mann nie kontrollieren können.
    Das war ein Teil seiner Anziehung gewesen.
    Das war der Grund, warum sie nun besser daran war. Hier. Allein in Morenia. Allein bis auf Halaravilli, Mair und Farso und alle Übrigen des Hofes, die sie während der vergangenen elf Jahre kennengelernt hatte.
    Rani zwang ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Begräbnisriten. Pater Siritalanu hob die Hände über das umbundene Gebetspult und sagte: »Heil Vir, Gott der Märtyrer, Führer Jairs des Pilgers. Betrachte diese Pilgerin mit Gnade in deinem Herzen und Gerechtigkeit in deiner Seele. Führe die Füße dieser Pilgerin auf den rechten Weg der Ehre, damit alles getan werde, um dich und deinesgleichen unter den Tausend Göttern zu ehren. Diese Pilgerin bittet um die Gnade deines Segens, Gott der Märtyrer.«
    Es war eine mutige Wahl, die Zeremonie Vir zu weihen. Rani schmeckte das komplexe Brennen von Zimt auf ihrer Zunge, das kurzzeitig sogar den Metallgeschmack überlagerte, an den sie sich inzwischen gewöhnt hatte. Das Gewürz überraschte sie mit seiner Intensität, und ihr traten Tränen in die Augen, als sie nach Atem rang.
    Während sie schluckte, stellte Rani sich Torio vor, den fetten Priester, der die briantanische Kurie geleitet hatte. Die Vision sandte ein Schaudern durch ihren Körper, ein mächtigeres Schaudern als jegliches Zittern, an das sie sich bei ihrem bedrängten Körper inzwischen gewöhnt hatte. Der Mann hatte in seinem Bestreben, seine Kirche vor Visionen, wie Rani sie gerade erfahren hatte, zu schützen, einen Mord begangen. Was würde geschehen, wenn er erführe, dass auch sie die Götter schmecken konnte? Wie weit würde er gehen, um die Kirche zu läutern? Könnte er sich vom heiligen Brianta aus ausstrecken, um sie hier zu bestrafen?
    Rani hob in einer raschen religiösen Geste die Hand, vollführte das Zeichen über ihrer Brust. Sie sah sich um, ob ihre Bewegung bemerkt worden war, hörte aber nur Siritalanu intonieren: »Diese Pilgerin bittet um die Gnade deines Segens, Tarn, Gott des Todes.« Das Zucken grün-schwarzer Schwingen war so vertraut, dass Rani fast vergaß, sich zu sorgen.
    Und dann war die schwere Aufgabe getan. Siritalanu warf eine Fackel in das ölgetränkte Holz am Fuß des Scheiterhaufens. Die Flammen stiegen rasch auf, fraßen sich ihren Weg in den Nachmittagshimmel. Trotz ihrer Hitze blieben sie vor dem ersterbenden Sommerlicht fast unsichtbar.
    Rani beugte den Kopf zurück, um besser sehen zu können, wie der Scheiterhaufen die Tore zu den Himmlischen Gefilden öffnete. Die Bewegung verursachte ihr Schwindel. Sie war weitaus unsicherer auf den Beinen, als sie hätte sein sollen. Schwarze Schatten näherten sich von den Rändern ihres Sichtfeldes, und ein Meerestosen erfüllte ihre Ohren, als würde sie in Gezeitensand begraben. Zimt wogte erneut über ihre Zunge.
    Sie spürte, wie Mair ihren Arm ergriff, und sie lehnte sich an ihre Freundin und murmelte: »Es geht gleich wieder. Gib mir einen Moment Zeit.« Sie schluckte schwer, füllte ihre Lungen mit Luft.

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