Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin
Unberührbaren konzentrieren. Bei Liantine auf seine Zeit als Händler, auf die Waren, die er in diesem Land gehandelt hat. Bei Sarmonia werden wir ihn in der Webergilde zeigen. Bei Amanthia wird er ein Soldat sein und bei Morenia ein Adliger, ein Priester. Das letzte Fenster wird ihn in seiner wahren Gestalt zeigen, in seiner alles überspannenden Erscheinungsform, als Ersten Pilger.«
Parion hörte den Stolz in Larindas Stimme und erkannte, dass sie den Plan ersonnen haben musste. »Also glaubt ihr, dass alle erfreut sein werden, wenn wir diesem Pfad folgen.«
»Natürlich nicht. Wir werden niemals einen Entwurf finden, der alle erfreut.« Ihre Verachtung war spürbar. »Ich halte dies jedoch für einen guten Plan.«
Parion nickte. »Also gut. Ich werde mir die Entwürfe anschauen. Wir werden sehen, was möglich ist.«
»Die Aufmerksamkeit des Meisters ehrt die Gilde.«
»Also zu Mittag? Ich werde ins Gildehaus kommen und mir die Zeichnungen ansehen.«
»Zu Mittag, Meister.« Sie nickte und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Handprothese zu. Dieses Mal ließ sie ihre Finger jedoch aus den Seidenbändern herausschlüpfen. Sie wand ihr Handgelenk durch den tuchumwickelten Reif und legte den Schatz wieder auf Parions Werktisch. »Das ist eine gute Handprothese, Meister. Ein großartiges Gebilde für Eure bescheidenen Glasmaler.«
Er hörte das Sehnen in ihrer Stimme. Verflucht sei die Verräterin! Warum sollte eine so gute und treue Glasmalerin wie Larinda darauf beschränkt sein, sich nach einem verdrehten Stapel Seide und Eisen zu sehnen?
»Zwei Wochen, Larinda«, sagte er. »Zwei Wochen, und es gehört dir.«
»Möge Clain auf uns herablächeln, Meister.«
»Ja. Möge Clain auf uns herablächeln.«
Er wartete darauf, dass Larinda gehen würde, ihn an seine Arbeit zurückkehren lassen würde. Sie machte jedoch keinerlei Anstalten dazu und sprach auch keines der üblichen Gebete, um die Unterhaltung zu beenden. »Ist noch etwas, Larinda?«
»Eines noch. Wir haben unsere Übersicht über die Stationen der Pilgerrolle abgeschlossen.«
Die Stationen der Pilgerrolle. Inmitten all seiner anderen Pläne hatte Parion die Grundlage für die bevorstehenden Glasmalerprüfungen beinahe vergessen, für den Aufstieg der Gesellen innerhalb der Gilde.
Die Stationen lagen in der gesamten Hauptstadt Briantas verstreut – eintausend davon. Jede war einem anderen Gott geweiht und bildete den Anfang für Pilgerreisen. Ein Priester war an jeder Station postiert, der eine Pergamentrolle und ein reich verziertes Wachssiegel darbot. Pilger planten sorgfältig, bevor sie ihre Reisen begannen, entwarfen eine Route durch Brianta, so dass eine persönliche Reihe von Göttern über ihre Reise wachen konnte.
Die glücklichen Pilger, diejenigen, die sowohl Geld als auch Zeit hatten, würden Brianta dann verlassen. Sie würden zu fernen Heiligtümern reisen, die ihre erwählten Götter weihten, oder zu Orten, die dem Ersten Pilger heilig waren. Sie würden der Pilgerrolle auf jeder Station ihrer Reise etwas hinzufügen, der Schriftrolle, die ihre Huldigung festhielt.
Die treuesten Pilger würden bis nach Morenia ziehen, Jairs eigenen Weg nachgehen. Jair hatte die letzten Jahrzehnte seines Lebens in Moren verbracht und war in jener Stadt gestorben. Jedes Jahr richteten Hunderte von Pilgern es so ein, dass sie zur jährlichen Neuschöpfung der Ankunft Jairs in der Stadt in Moren waren, zur Präsentation des Ersten Pilgers.
»Also ist die Übersicht abgeschlossen«, wiederholte Parion.
»Ja, Meister. Ich habe einen der jüngeren Gesellen angewiesen, die Zahlen zu kopieren. Ich werde sie Euch vor Tagesende aushändigen.«
»Und was sagen sie uns?«
»Weitgehend das, was wir erwartet haben. Es gibt nur dreiundvierzig Stationen auf den Pilgerrollen, die sich voll besetzter Kirchen rühmen können.«
Dreiundvierzig. Damit blieben Hunderte von Gelegenheiten. Parion preschte bei seinen Plänen bewusst nicht zu weit voran. »Und gibt es in jeder dieser Kirchen Fenster?«
»Gewiss. Einige davon sind in der Tat recht gut. Wir brauchen ihnen eine Weile keine Aufmerksamkeit zu widmen.«
»Und die Stationen, die keine Kirchen sind?«
»Es gibt vierhundertundzweiundzwanzig Bauten. Meist Einzelzimmer, in Priesterhäusern oder in Läden, die einem bestimmten Gott geweiht sind.«
»Fenster?«
»Eine Handvoll. Nicht viele. Die Besitzer der Räume wären wahrscheinlich für alles dankbar, was wir anböten.«
»Und die anderen? Was ist mit
Weitere Kostenlose Bücher