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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Ehrfurcht breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie straffte die Bänder, drehte sie so, dass sie in die richtige Stellung verfielen. Sie manipulierte mit zwei Fingern die Metallbacken und unterdrückte ein Keuchen in ihrer Kehle, als sie die weiche Bewegung bemerkte, als sie die zunehmende Greifkraft bemerkte.
    »Meister, das ist erstaunlich!«
    »Wir werden innerhalb von vierzehn Tagen vierzig davon bekommen. Linke und rechte – sie sind gerade auf dem Weg nach Brianta.«
    »Aller Dank gebührt dem Pilger«, sagte Larinda. Parion unterdrückte eine Grimasse. Aller Dank gebührte nicht dem Pilger. Tatsächlich sollte ihm etwas Dank gebühren, Parion.
    Er war immerhin derjenige, der mit der Gefolgschaft verhandelt hatte. Er war derjenige, der Larinda den Schatz jetzt betrachten ließ, der sie die Reichtümer erkennen ließ, die sie bald zur Verfügung hätte. Dennoch überraschte es ihn nicht, dass der erste Impuls der Gesellin darin bestand, dem Pilger zu huldigen. Besser im Strom Briantas mitschwimmen, als… Er brach das alte Sprichwort im Geiste ab.
    »Darf ich, Meister?« Das Sehnen war deutlich auf ihrem Gesicht erkennbar, und sie deutete mit dem Kopf zunächst auf ihre verkrüppelte Hand und dann auf die wundersame neue Prothese.
    »Ja, Gesellin. Ich würde gerne sehen, wie sie funktioniert. Lass mich dir damit helfen.« Er streckte die Hand aus, um die schwere Metallhandprothese zu lösen, die sich bereits um ihr Handgelenk schloss.
    Larinda betrachtete ihn nur stumm anklagend. Natürlich brauchte sie mit ihrer vorhandenen Handprothese keine Hilfe. Sie hatte sie acht Jahre lang beherrschen gelernt. Könnte sie die Bänder und Schnallen nicht selbst bändigen, dann könnte sie kaum von deren Benutzung profitieren.
    Parion trat zurück, vollführte mit seinen flinken Fingern rasch eine entschuldigende Geste, bot seinen Fehler all den Tausend Göttern dar. Er zuckte zusammen, als Larinda die kostbare neue Prothese beiseitelegte und die traditionelle Geste der Annahme der Entschuldigung vollführte. Sie führte die Bewegung aus, ohne anscheinend zu erkennen, wie unbeholfen sie wirkte, ohne sich anscheinend bewusst zu sein, dass bei dieser Geste beide Daumen nötig wären, um die Antwort traditionell zu gestalten.
    Er schüttelte den Kopf, wohl wissend, dass er gegen die briantanischen, strikten Regeln rebellierte, damit er nicht auf Larindas Handeln achten musste. Das Mädchen nahm ihre alten Handprothesen ab und legte die schweren Gebilde auf den Tisch. Während Parion ihr mühsames Vorankommen beobachtete, erinnerte er sich daran, dass sie im alten Gildehaus als erster Lehrling verstümmelt wurde. Das Messer eines Soldaten war aufgeblitzt und hatte sie ohne Daumen zurückgelassen, hatte ihre rechte Hand plötzlich zu lang scheinen lassen, zu dünn. Das verstümmelte Glied hätte auf unheimliche Art anmutig gewirkt, wäre nicht Blut aus der Wunde pulsiert.
    Auch andere hatten gelitten, nachdem die Lehrlinge in die Kerker des Königs getrieben wurden. Dort verloren weitere Lehrlinge zunächst einen Daumen, dann den anderen. Er konnte sich noch immer daran erinnern, wie Soldaten Larinda im grauen Licht vor einer Winterdämmerung geholt hatten, sie geholt hatten, um auch ihre andere Hand zu verstümmeln. Sie hatten sie aus der schmutzigen Gefängniszelle auf den Hof gezerrt. Sie hatte wie eine Wildkatze gekämpft, sich gedreht und gewendet und die Soldaten gebissen, die sie überwältigen wollten. Vier Männer hatten das hysterische Kind schließlich auf den Boden gezwungen, und ein fünfter hatte seine verhängnisvolle Klinge angehoben. Ein einziges Aufblitzen, das Parion aus dem mit einem Gitter versehenen Kerkerfenster beobachtet hatte, und dann war Larinda wieder in ihre Zelle geworfen worden, zitternd, wimmernd, unfähig, den Atem gegen den Schmerz und den Schock und das Blut anzuhalten. So viel Blut.
    Wenn Larinda die Tatsache verübelte, dass ihr die zweite Amputation beinahe erspart geblieben wäre, sprach sie nie darüber. Sie bedauerte die grausame Wendung nach außen hin nie, die sie an dem Tag ihren linken Daumen gekostet hatte, als der alte König die verzweifelten Gildeleute freiließ. Aber Parion war sich bewusst, dass er diesen Zufall gehasst hätte. Er hätte sich wie ein glühender Stein in seinem Bauch eingenistet, und er hätte noch mehr gegen die Welt gewütet, als er es ohnehin schon tat – er hätte die Verräterin mit hitzigerer Leidenschaft verachtet, als ein Glasbrennofen zustande

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