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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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brachte.
    Aber wer wusste, wie der Geist von Larinda Glasmalerin arbeitete? Wer wusste, welche Gedanken hinter ihren Augen kursierten, während sie die neue Handprothese betrachtete? Sie biss sich auf die Zungenspitze. Sie drehte ihre Handgelenke, als ermesse sie die beste Annäherung. Sie war ein General, der den besten Standort der Truppen plante. Sie bereitete den Kampf gegen ein neues und unerprobtes Heer vor.
    Erst als sie das Gebilde aus jedem möglichen Winkel genau betrachtet hatte, nickte sie ihm kurz zu. »Also gut. Sehen wir, wie dies funktioniert.«
    Und sie streckte eine Hand nach der Handprothese aus. Parion wusste, dass er ihr nicht helfen durfte. Er wusste, dass er die Dinge nur verschlimmern würde, wenn er die Prothese festhielt, wenn er anbot, eines der Bänder zu befestigen. Sie würde die Schnallen auf ihre Art handhaben müssen, das Gerät mit eigener Findigkeit befestigen müssen.
    Und, natürlich, gelang es ihr. Ihr Einfallsreichtum hätte ihn nicht überraschen sollen. Er hatte sie immerhin an jedem Tag ihres briantanischen Lebens schwierigere Probleme lösen sehen. Dennoch bewunderte er die Art, wie sie die Verwirrung über die neue Handprothese durchbrach, die Art, wie sie sie umwandte, sie handhabte, sie sich aneignete.
    Ah, Morada, dachte Parion. Wenn du nur hier sein könntest, um sie auszubilden, wenn du dein Wissen und deine Weisheit jemandem hättest vermitteln können, der es so sehr verdient hätte wie sie… Aber Morada war natürlich tot. Wegen der Verräterin hingerichtet.
    Die Verräterin, welche die Gefolgschaft nun rufen wollte.
    Parion schüttelte den Kopf, scheute vor dem Brief zurück, den zu schreiben er sich verpflichtet hatte. Er sprach, um das unbeholfene Schweigen zu erfüllen, um sich von dem gequälten Ausdruck auf Larindas Gesicht abzulenken, während sie die Seidenbänder handhabte, während sie darum rang, in dem Gebilde, das ihr Leben wäre, eine neue Ausgewogenheit zu finden. »Welche Neuigkeiten gibt es noch, Larinda? Was geschieht an diesem Sommermorgen, außerhalb unseres Gildehauses, im schönen Brianta?«
    »Die Priester bereiten ihr Fest der Geburt des Pilgers vor.« Sie antwortete prompt, klang aber abgelenkt. Sie legte ihr Handgelenk auf das Seidenpolster, streckte die Finger ihrer linken Hand aus, um die Manschette glatt zu streichen. »Wir Gesellen werden Euch am Mittag unsere Glasentwürfe zeigen können.«
    Parion war überrascht. Er hatte erwartet, die Zeichnungen erst in einer Woche zu sehen. Er nickte jedoch, während Larinda zwei der Bänder festzog. Die Metallbacken schnellten auseinander. »Und haben wir entschieden, welchen Zyklus wir erzählen werden?« Er bemühte sich, die Frage beiläufig klingen zu lassen, bemühte sich, den Eindruck zu erwecken, er würde nicht jede ihrer Bewegungen mit der neuen Handprothese genau verfolgen.
    Er hatte den stundenlangen Debatten unter den Glasmalern über den neuen Auftrag zugehört. Einige meinten, die Gilde solle Arbeiten gestalten, die das Leben Jairs in Brianta darstellten – sechs Paneele, eines für jede der Kasten und eines für den heiligen, alles überspannenden Status des Pilgers. Andere fanden jedoch, dass die Glasmaler ihrem Zweck besser dienen könnten, indem sie in größerem Umfang dächten. Ein Geselle hatte sich beredt dafür eingesetzt, dass die sechs Fenster die fünf großen Königreiche darstellen sollten, vorrangig natürlich Brianta, als Geburtsland Jairs.
    Larinda schaute von dem Mechanismus auf und blinzelte, während sie sich auf Parions Frage konzentrierte. »Ich sollte es Euch nicht sagen, Meister. Ihr solltet die Entwürfe selbst sehen.«
    »Ja, und das werde ich. Aber du kannst mir die Richtung nennen, die diese Diskussionen genommen haben.«
    Larinda fühlte sich anscheinend unbehaglich, und sie blickte wieder auf die Handprothese. Sie beugte ihr Handgelenk, um die Backen zu schließen, und wölbte dann ihre Handfläche, um den Eisenreif bequemer an ihre Haut anzupassen. Sie wählte ihre Worte sorgfältig, während sie bei der Prothese eine bessere Ausgewogenheit fand. »Einer der Gesellen kam auf eine Lösung, Meister. Eine Kombination aus den verschiedenen Plänen, die diskutiert wurden.«
    »Und?«, fragte er prompt, als sie in Schweigen verfiel.
    »Jairs Leben soll dargestellt werden – jede der Kasten. Aber er soll bei jeder der Stationen mit einem Königreich in Verbindung gebracht werden. Was Brianta betrifft, so werden wir uns auf sein Leben unter den

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