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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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dass auf den Gesichtern der übrigen Glasmaler ein Lächeln erschien, bevor sie sich beherrschen konnten.
    Als erinnere sich der Mann jäh, dass er ein Gast in der Halle war, richtete er sich auf und strich mit den behandschuhten Fingern über die Vorderseite seiner Tunika. Er erweckte absolut den Anschein eines beschämten Menschen, eines Mannes, der es bedauerte, den würdevollen Ernst eines Ereignisses gestört zu haben. Parion sah finster drein, aber sein Zorn war nichts im Vergleich zu dem der Verräterin. Das Mädchen trat vor, wandte dem Gaukler bewusst den Rücken zu. »Ich bin einverstanden, Meister.«
    Nun. Das verlief erfolgreicher, als Parion gehofft hatte. Vielleicht hatte er sogar einen wahren Keil zwischen die Verräterin und ihren stärksten Unterstützer getrieben. Er musste sich den Kunstgriff merken.
    »Ein letztes Versprechen, dann sind wir hier fertig. Du musst zustimmen, dich mir in allen Dingen unterzuordnen. Ich bin der Meister der Gilde, in die du eintreten willst, und ich bin der letztendliche Richter über dein hiesiges Schicksal. Ich bin derjenige, der am Ende bestimmt, ob du in unsere Ränge aufgenommen wirst oder nicht. Ich bin derjenige, der sagt, was du tun musst und wann du es tun musst. Ich bin das Gesetz innerhalb der Mauern des Gildehauses. Stimmst du zu, dich mir unterzuordnen?«
    Er sah die Argumente auf ihrem Gesicht streiten. Er sah, dass sie Ausnahmen vom Absoluten herausschinden wollte. Sie wollte sich in einigen Punkten unterordnen und in anderen nicht. Sie wollte Unabhängigkeit beanspruchen. Sie wollte sich ihm auf eintausend komplizierte Arten überlegen erklären.
    Davon wollte er jedoch nichts wissen. Sie musste jetzt nachgeben, von Anfang an. Sie musste begreifen, dass sie hier im Gildehaus keine Rechte hätte. Sie würde keine Möglichkeit haben, die zerbrechliche Struktur zu zerstören, die er hier in Brianta aufgebaut hatte.
    »Ich darf mich Euch nicht unterordnen, wenn ich dadurch anderen Eiden abschwören müsste, die ich geleistet habe.«
    Parion wurde augenblicklich zornig – ein glühender Schürhaken, der sich jäh durch seine Eingeweide brannte. »Dann willst du dies nicht fortführen. Deine Anwesenheit hier war ein Spiel.«
    »Doch, Meister! Ich möchte es fortführen!« Ohne dazu aufgefordert worden zu sein, überbrückte sie die wenigen Schritte, die sie trennten und sank auf den Boden, missachtete den Schmutz zwischen den Ziegeln. »Bitte, Meister. Versteht, dass ich die Vergangenheit nicht ändern kann. Ich werde mich Euch zukünftig in allen Angelegenheiten unterordnen, aber ich kann die anderen Schwüre, die ich geleistet habe, nicht zurücknehmen.«
    Er begegnete ihrem Blick, den grün-blauen Augen, die so viel älter schienen als die junge Frau, die vor ihm kniete. Jene Augen hatten Tod bezeugt. Sie hatten Vernichtung bezeugt. Sie hatten Verrat und all seinen Preis bezeugt. Sie hatten den Kopf seiner geliebten Morada bezeugt, abgetrennt, auf einen Pfosten aufgepfählt und auf dem morenianischen Marktplatz herumgetragen.
    Die Verräterin begegnete seinem Blick standhaft. »Ich werde mich Euch unterordnen, Meister, aber nur von heute an. Nur bei unserem neuen Bestreben. Nur in der Zukunft.
    Mehr könnt Ihr nicht von mir verlangen – mehr Forderungen könnte kein Glasmaler zustimmen.«
    Er hörte das Flehen in ihrer Stimme, begriff die Verzweiflung, die ihre Worte nährte. Er erwog einen kurzen Augenblick abzulehnen, stellte sich ihre Verheerung vor, während alle ihre Hoffnungen zu seinen Füßen zerfielen.
    Bevor er sich dieser Vorstellung jedoch hingeben konnte, entstand in einer der schattigen Nischen Bewegung, ein Rascheln von Stoff, als sich die beobachtenden Gefolgsleute bemerkbar machten. Parion musste die Verräterin annehmen. Er musste sie in der Gilde willkommen heißen. Welche Gründe auch immer er haben mochte, sich zu wünschen, sie gehen zu sehen, sie vernichtet zu sehen, sie zutiefst zerstört zu sehen, wollte die Gefolgschaft mehr.
    Die Gefolgschaft des Jair kontrollierte ihn. Dies war immerhin Brianta, der Geburtsort des Ersten Pilgers. Die Verräterin mochte glauben, Parion hielte alle Fäden in der Hand. Er war sich jedoch bewusst, dass er von anderen, größeren Mächten manipuliert wurde.
    Er würde sie für den Moment annehmen. Aber er würde sie für all das bezahlen lassen, was sie getan hatte. Für all das, was sie ihn gekostet hatte, in der Vergangenheit, gegenwärtig und in der Zukunft. Er hatte den Verlauf seiner Rache

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