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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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hatte, hob die Frau auf dem Podest ihren Bissen an. »Mit diesem Festessen verbinden wir uns. Wir erklären unsere Liebe und Ehre und den Respekt für unsere Gefolgsleute, unsere Hingabe an den Dienst an unserer Sache, mit der Inbrunst, mit der Jair zuerst den Tausend Göttern diente. Im Namen Jairs, so soll es sein.«
    »Im Namen Jairs, so soll es sein«, wiederholte Rani den Schwur zusammen mit den mit Kapuzen versehenen Gestalten um sie herum.
    Etwas an dem feierlichen Schwur rief ihr ein anderes Ritual in Erinnerung, und Rani forschte im Geiste nach der Verbindung. Brot. Im Namen der Kirche geteilt.
    Ihr Magen verkrampfte sich, als sie erkannte, dass sie sich an den Begräbnisgottesdienst erinnerte. Sie blinzelte, und sie konnte sich die kleinen Laibe vorstellen, die Hal und Mareka geteilt hatten, als sie ihre verlorenen Söhne ehrten.
    Zitternd betastete sie ihr Brot eher, als dass sie es aß. Dadurch musste sie den frisch gebackenen Bissen vor ihrem Gesicht entlangführen, und ihr Magen verkrampfte sich bei dem schmackhaften Duft. Dennoch, Versprechen waren Versprechen. Sie steckte die Hände in ihre Ärmel und tat so, als wische sie Krümel von der Vorderseite ihres Gewandes. Sie nutzte die raschen Gesten, um das Stück Brot in einer Tasche ihres Gewandes zu verbergen, und sprach lautlos ein Gebet an den Ersten Pilger, damit er ihr ihre Doppelzüngigkeit vergäbe.
    »Gut«, sagte die Frau, als alle Gefolgsleute schluckten. »Das Wort der Tausend Götter wurde weit verbreitet, selbst über jene Pfade hinaus, die der Erste Pilger Jair beschritten hat. Unsere Gefolgschaft erstreckt sich nach Norden und nach Süden, nach Osten und nach Westen. Unsere Brüder und Schwestern aus fernen Ländern kommen zu uns, um über ihre Erfolge zu berichten, um ihre Fehler festzuhalten. Heute beginnen wir die Zeit des Aufrechnens.«
    Das Aufrechnen. Rani wusste nicht, was der Gefolgsmann meinte, aber die Ankündigung war offensichtlich wichtig. Gefolgsleute rund um sie herum beugten sich vor. Die Anspannung im Raum nahm noch ein wenig zu. Die Frau sagte: »Lasst uns zuerst von unserem frisch aus Zarithia eingetroffenen Gefolgsmann hören.«
    Die Menge regte sich, und eine Gestalt in einem Umhang trat auf das Podest zu. Rani wusste, bevor der Gefolgsmann sprach, dass er männlich sein musste. Keine Frau konnte sich solcher Größe, solchen Körperumfangs rühmen. Dennoch war Rani überrascht über die tiefe Stimme des Mannes. Seine Stimme polterte wie Donner über ein Tal.
    »Grüße aus dem fernen Zarithia, wo es sechsundzwanzig Gefolgsleute im ganzen Land gibt. Obwohl wir der kleinste Außenposten der Gefolgschaft sind, freuen wir uns, über unseren Fortschritt berichten zu können. Wir sahen im vergangenen Jahr, wie ein drittes Mitglied in den Händlerrat erhoben wurde, so dass wir noch größeren Einfluss auf diese Körperschaft haben. Wir haben einen Teil dieser Macht dazu benutzt, die Pläne unserer Stadt, alle Händlerverkäufe im Großen Hauptbuch einzutragen, zu verhindern, denn wir vermuteten, dass es sich für verborgene Gefolgsleute als gefährlich erweisen könnte und für uns von keinerlei Nutzen wäre, wenn Verschiffungen nachzuvollziehen wären. Laut den eigenen Regeln des Rates darf die Angelegenheit weitere zwei Jahre lang nicht mehr zur Sprache kommen.«
    Anerkennendes Murmeln erklang von der Menge, noch während Rani den Atem anhielt. Sie war mit dem Händlerrat in Moren vertraut. Sie wusste sogar, dass die Gefolgschaft ihn in der Vergangenheit manipuliert hatte, zu ihrem eigenen Nutzen, sich ausdachte, Rani auf selbst erfundene Botengänge zu schicken, um sie vor dem dunklen Geheimbund zu schützen, der sie auf dem Marktplatz hingerichtet sehen wollte.
    Dennoch widerstrebte ihrem kastengeborenen Blut die Vorstellung von Gefolgsleuten außerhalb, die einen Händlerrat kontrollierten. Händler hatten es schwer genug, zwischen den Gildeleuten und den Adligen ihr Leben zu fristen. Sie sollten nicht gegen verborgene Einflüsse wie die Gefolgschaft ankämpfen müssen. Nicht ohne einige Entschädigung. Nicht ohne geschickte Verhandlungen.
    Der stämmige Mann fuhr mit seinem Bericht fort. »Leider waren unsere Versuche, die Adligen zu kontrollieren, nicht ebenso erfolgreich. Wir hatten geglaubt, dass eines unserer adligen Mitglieder nach dem Ableben des alten Lord Semblay vielleicht in den Rat des Königs benannt werden könnte, aber der König gewährte diese Ehre stattdessen einem seiner Grenzlords. Beim normalen

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