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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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hinkend näherte, als weigere sich sein linkes Bein, den Befehlen seines restlichen Körpers zu gehorchen. Wie konnte die Gefolgschaft in Liantine existieren?, fragte sie sich. Das Land war vom Glauben an den Ersten Pilger Jair abgefallen, vom Glauben an all die Tausend Götter. Liantine war fast vollständig der Gehörnten Hirschkuh überantwortet worden. Und doch waren die Worte der Frau vollkommen deutlich gewesen – sie hatte gesagt, dass der liantinische Zweig der Geheimorganisation der neueste war.
    Rani verstand, sobald sie den Boten sprechen hörte. »Grüße aus dem fernen Liantine, wo es zweiundvierzig Gefolgsleute im ganzen Land gibt.«
    Crestman.
    Seine Stimme klang abgehackt, auf eine Weise atemlos, die vermittelte, dass er durch großen Schmerz hindurch sprach. Rani war so überrascht, dass sich ihre Kehle verengte. Sie stieß unwillkürlich einen Laut aus, wie eine von einem plötzlichen Krampf überraschte Frau, wie ein von einem stechenden Insekt bedrängtes Kind. Tovin sah sie wachsam an, und sie schluckte schwer, versuchte, keine weiteren Empfindungen zu verraten. Die übrigen Gefolgsleute schlossen sich um sie herum, als erwarteten sie, dass sie gegen den liantinischen Boten vorginge.
    Aber die Frau, welche die Versammlung führte, fuhr fort, als hätte es keine Unterbrechung gegeben. »Ich grüße dich, Liantine. Wir zählen euch zweiundvierzig dankbar zu den sechsundzwanzig, die wir bereits vermerkt haben. Wie ergeht es der Gefolgschaft in deinem Land?«
    »Wir kämpfen«, sagte Crestman, seine Stimme kaum mehr als ein sich über den Kies ausbreitendes Flüstern. »Meine Gefolgsleute und ich setzen uns von außerhalb der Kasten Liantines zusammen, von außerhalb des königlichen Haushalts, des Händlerviertels. Der Gildehäuser.«
    Rani hörte hinter diesen Worten eine vollständige Geschichte. Als sie Crestman das letzte Mal gesehen hatte, war er in den gewundenen Gängen der Spinnengilde als ein Sklave davongeführt worden. Er hatte geglaubt, sie hätte ihn im Stich gelassen, sie hätte ihn und sein Kleines Heer für kostbare Riberrybäume aufgegeben. Noch während sie gehört hatte, wie er seine bitteren Anklagen durch eine schattige Halle schrie, hatte sie sich danach gesehnt, ihm ihren letztendlichen Plan zu erzählen, sich danach gesehnt, ihm zu versichern, dass sie seine Sache nicht vergessen hatte.
    Sie hatte jedoch keine Chance dazu gehabt. Er hatte allen Glauben verloren. Er war mit der bitteren Überzeugung in die Sklaverei gegangen, dass er allein auf der Welt war, dass sie ihn und sein Heer Kinder für eine Handvoll Bäume eingetauscht hatte.
    Rani wollte in dem Raum des Gildehauses vortreten, aber sie wurde von Mairs Hand um ihr Handgelenk aufgehalten. Sie wollte ihren Arm entwinden, aber das Unberührbaren-Mädchen festigte seinen Griff nur noch. Begriff Mair nicht? Erkannte sie nicht, dass man Crestman helfen musste?
    Als wollte er Ranis Gedanken bestätigen, sagte der verwundete Soldat: »Ich habe meine Leute in einer Reihe von Höhlen am Rande des liantinischen Hochlands versammelt. Jeder von uns hat einen Grund, seine Geburtskaste zu verlassen. Wir sind erst seit dem Winter zusammen, und wir haben noch keinen Weg ermessen, in Liantine wahre Macht zu erlangen. Ich bin zu diesem Geheimtreffen gekommen, damit Ihr von meiner Treue gegenüber Eurer Sache erfahrt, aber ich kann noch von keinem großen Erfolg berichten.«
    Treue. Konnten die Gefolgsleute den bitteren Sarkasmus hinter diesen Worten nicht hören? Erkannten sie nicht, dass Crestman sich nicht vor ihnen beugen würde? Crestman hatte ein Ziel, hatte immer ein Ziel gehabt – die Kinder auszulösen, die mit ihm in Amanthias verfluchtem Kleinen Heer gedient hatten.
    Rani erinnerte sich an das erste Mal, das sie jemals mit dem Jungen-Soldaten gesprochen hatte, als er selbst noch in dieser verfluchten Streitmacht focht. Selbst damals hatte er sich gegen Autorität aufgelehnt. Er war gegen von seinen vermeintlichen Vorgesetzten erteilte Kampfbefehle angegangen. Seine Stimme war jünger und kräftiger gewesen, aber sie hatte denselben Zug von Bitterkeit enthalten.
    Die Frau auf dem Podest schien sich der Gefahr in dem Mann, der vor ihr stand, nicht bewusst. Stattdessen beugte sie sich näher zu ihm, während er sprach. Rani spürte einen alten Zorn in sich aufsteigen. Sie schluckte einen metallischen Geschmack an der Rückseite ihrer Kehle hinunter, während Crestman seinen Bericht abschloss.
    »Ich werde von diesem

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