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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Verlauf der Dinge erwarten wir mehrere Jahre lang keine weitere Zugangsmöglichkeit zum Rat des Königs. Wir raten gegenwärtig nicht dazu, irgendeine Veränderung vorzunehmen, denn es gibt dieses Mal keine Politik, die wir durchsetzen müssten, die adlige Beteiligung brauchte.«
    Irgendeine Veränderung.
    Zwei kurze Worte, zwei gewöhnliche Worte, Worte, die jedermann bei jeder Ansprache benutzen könnte. Und doch stockte Rani der Atem, als sie deren Tragweite erkannte. Der Zarithianer sprach davon, ein Mitglied des Rates des Königs zu entfernen, den unmittelbaren Kern der Adligenkaste in seinem Heimatland zu manipulieren. Solche Manipulation könnte bestenfalls dadurch erreicht werden, dass man Lügen und Unterstellungen verbreitete. Schlimmstenfalls sprach der Mann von Mord.
    Rani hob ruckartig den Kopf, und sie suchte die Blicke ihrer Gefährten, fand Mairs zuerst. Die Unberührbaren-Frau schien zu demselben Schluss gekommen zu sein wie Rani, denn sie presste fest die Lippen zusammen. Sie erwiderte Ranis Blick unbewegt, aber sie schluckte schwer. Rani schaute auch zu Tovin, aber die Aufmerksamkeit des Gauklers war einzig auf das Podest gerichtet. Er schien die Worte des Sprechers in sich einzusaugen, sie seinem unmittelbaren Sein einzuverleiben.
    Rani hatte diese Intensität schon früher erlebt – als die Gaukler eine neue Vorstellung gestalteten, als sie neue Rollen beherrschen lernten. Sie hatte beobachtet, wie sich die Männer und Frauen der Truppe so intensiv konzentrierten, dass sie nicht einmal gehört hätten, wenn ein Gebäude um sie herum eingestürzt wäre. Und sie hatte die Schöpfungen gesehen, die solche Furcht einflößende Konzentration hervorbrachte.
    Ihr Herz schlug schneller, und sie befahl sich, sich auf das zu konzentrieren, was Tovin dem Bericht entnehmen musste.
    Der stämmige Mann kam zum Schluss: »Und so beendet Zarithia seinen Bericht. Unsere sechsundzwanzig Mitglieder ordnen sich der Gefolgschaft unter, bringen ihre Leben im Dienst für unsere Sache dar.«
    Die Frau nickte und trat neben den Riesen. »Danke für deinen Bericht, Zarithia, und dafür, dass ihr der Gefolgschaft euren Dienst darbringt.« Sie wies, deutete auf seinen Kopf. »Im Dienste am Norden« – sie deutete auf seine Füße – »und am Süden« – sie bewegte ihre Hand zu seiner Rechten und führte sie dann zu seiner Linken – »am Osten und am Westen, lieferst du deinen Bericht zur Unterstützung der Gefolgschaft. Mögen der Erste Pilger Jair und all die Tausend Götter über euch wachen, während ihr unsere Pläne voranbringt!«
    Die Frau kreuzte die Arme vor der Brust und verneigte sich, und der Mann ahmte ihre Geste nach. Dann trat er vom Podest herab und entschwand in die Menge.
    Ranis Gedanken rasten von allem, dessen sie Zeuge wurde. Die Gefolgschaft war weitaus stärker, als sie sich vorgestellt hatte, als Hal sich jemals hätte träumen lassen. Was hatte Glair für die Zukunft des Königreichs geplant, daheim in Moren? Was würde ihr Abgesandter diesem Rat berichten? Wer lauerte in Morenia auf unerwartete Positionen der Macht? Rani sah sich in dem Raum um und fragte sich, wer aus ihrem Heimatland berichten würde.
    Sie fühlte sich ohne eine Seidenmaske seltsam ungeschützt, wo nur die Kapuze sie vor ihren Gefolgsleuten verbarg. Gleichzeitig ärgerte sie sich über die mit Masken versehenen Gewänder, die Unsichtbarkeit ihrer Gefolgsleute. Wenn sie nur einen Morenianer in der Menge finden könnte, würde sie vielleicht erkennen, ob Hal in einer unmittelbaren Gefahr war. War dies der Grund, warum Dartulamino sie gewarnt hatte? War dies der Grund, warum der Heilige Vater ihr gesagt hatte, sie müsse eine Wahl treffen? Und wie passte der Königliche Pilger in all dies?
    Selbst wenn sie hier eine Bedrohung erkennen würde, befürchtete sie, dass sie Schwierigkeiten hätte, darüber Bericht zu erstatten. Sie hatte Meister Parion geschworen, dass sie nicht mit ihrem Lehnsherrn in Verbindung treten würde. Sie konnte nicht einmal Mair oder Tovin einen Brief diktieren. Sie konnte sich auf keine Weise mit Hal verständigen. Sie biss sich frustriert auf die Unterlippe. Bevor sie Mairs Blick erhaschen konnte, wurde eine weitere Gestalt auf das Podest gerufen.
    »Als Nächstes kommt bei der Aufrechnung unser neuestes Mitglied. Tritt vor, Liantine, und berichte über deine Erkenntnisse.«
    Die Menge regte sich erneut, und jemand anderer wurde zum Podest gelassen. Rani sah, dass sich dieser Gefolgsmann erheblich

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