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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Gauklern erzählt, darüber, wie Ihr Euer Glasmalerkönnen gelernt habt. Ich möchte dieselben Lektionen auf mich, auf meine Andacht anwenden.«
    »Mylady«, protestierte Rani. »Dies ist kaum der richtige Ort! Außerdem habe ich noch niemals jemanden bei der Kunst des Hypnotisierens geführt.«
    »Aber ihr wurdet selbst geführt, viele Male.«
    »Lasst mich nach Tovin Gaukler schicken, Mylady. Er ist weitaus erfahrener darin als ich.«
    »Und Ihr glaubt, die Wächter würden ihn passieren lassen? Ihr glaubt, er könnte mich besser führen als Ihr? Er ist ein Gaukler, Ranita Glasmalerin, ein Mann, der seinen Lebensunterhalt damit verdient, sich als etwas zu verkleiden, was er nicht ist. Er wurde im gottlosen Liantine aufgezogen. Er kennt mein Herz nicht. Er versteht meine Andacht nicht. Ihr schon. Ihr könnt mir helfen.«
    Rani wollte protestieren. Sie wollte erklären, dass sie die Prinzessin nicht verstand. Sie verstand das Feuer religiöser Leidenschaft nicht, das eindeutig hinter Berylinas fiebriger Stirn brannte. Außerdem hatte Rani nicht gelogen, als sie protestierte. Sie war nicht geübt in den Künsten der Gaukler und hatte niemals versucht, jemand anderen zu hypnotisieren.
    Dennoch, spottete ein stolzes Flüstern, wusste sie wirklich eine Menge über die Praxis. Tovin führte sie jetzt schon jahrelang, geleitete sie durch ihre Erinnerungen, half ihr, ihre Gedanken und ihren Glauben zu ergründen.
    Sie wandte sich an Pater Siritalanu. »Pater, wenn Ihr den Gang beobachten könntet, um sicherzustellen, dass wir nicht von den Wächtern unterbrochen werden.«
    »Ihr wollt diesen Wahnsinn doch nicht wirklich unterstützen, oder?«
    »Ich werde der Prinzessin helfen, Pater. Sie hat mit klarem Verstand und edlem Herzen darum gebeten. Ich werde sie anleiten, damit sie vielleicht den Göttern dienen kann.«
    »Die Tausend kümmert Euer Hypnotisieren nicht!«
    »Dann wird es nicht schaden, wenn wir es versuchen. Die Götter werden uns nur ignorieren.« Rani sah ein Lächeln sich um Berylinas Lippen ausbreiten, erkannte, dass der Prinzessin ihr Argument gefiel. »Bitte, Pater. Wir wissen nicht, wie viel Zeit uns bleibt, bevor die Wächter zurückkehren.«
    Pater Siritalanu tat einen zögernden Schritt auf seinen Schützling zu und schien ein weiteres Argument anbringen zu wollen. Stattdessen fing er sich wieder und vollführte eine religiöse Geste. »Möge der Erste Gott Ait über Euch wachen, und möge Jair selbst alle Eure Schritte leiten.«
    »Amen«, flüsterte Prinzessin Berylina, das Wort über ihre blau verfärbten Lippen gleitend.
    Rani wartete, bis Pater Siritalanu in den Gang getreten war, bevor sie sich neben die Prinzessin kniete. »Bitte, Mylady. Ich werde Euch hierbei führen, so gut ich kann. Aber zuerst müsst Ihr mein Gewand nehmen. Ihr müsst warm und bequem sein, wenn es funktionieren soll. Euer Geist muss von den Bedürfnissen Eures Körpers frei sein, wenn Ihr die Reise des Hypnotisierens antreten wollt.«
    Dieses Mal willigte Berylina ein. Sie erhob sich langsam von ihrer Steinbank, bewegte sich, als erwache sie aus einem sehr tiefen Schlaf. Sie kämpfte mit der an ihr klebenden Kleidung, und ihre Zähne begannen zu klappern, als sie die schweren Schichten abschälte. Zuerst ihr Umhang, dann ihr Gewand, dann die an ihr haftende Unterkleidung, mit all der naiven Sicherheit eines Kindes von ihrem Körper gestreift.
    Rani wandte den Blick ab, von dem nackten Körper vor ihr in Verlegenheit gebracht. Berylina war immerhin eine Prinzessin. Wie konnte Rani sie so ansehen? Rani zog an den Schnüren ihres eigenen Gewandes und legte ihren Umhang rasch ab. Sie hob ihr Kleid über den Kopf und reichte es der Prinzessin, sorgfältig darauf achtend, die kalten, königlichen Finger nicht zu berühren, sich nicht auf die blau verfärbten Glieder des Mädchens zu konzentrieren.
    Tatsächlich sah Rani Berylina erst wieder an, nachdem die Prinzessin ihr drahtiges Haar aus dem Halsausschnitt des Kleides gezogen und die Falten des Gewandes ihren Körper hinab glattgestrichen hatte. Der Stoff lag an den Rundungen der Prinzessin eng an, aber Rani dachte, dass der eng anliegende Stoff Berylina vielleicht rascher wärmen würde, einen Teil ihrer tödlichen Blässe vielleicht schnell beseitigen würde.
    »Gut«, sagte Berylina, und ihre Zähne hatten aufgehört zu klappern. »Ich bin auf Eure Forderungen eingegangen. Nun müsst Ihr auf meine eingehen.«
    Rani neigte in schweigender Akzeptanz ihres Handels den Kopf.

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