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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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innehalten, um erneut zu Atem zu kommen, um weitere Worte zu bilden. »Ich war hier nicht allein.«
    »Euer Hoheit«, sagte Rani und schluckte den kupferartigen Geschmack der Angst angesichts Berylinas seltsamen Worte hinab. »Wir holen Euch morgen früh hier heraus. Wir werden in König Halaravillis Namen fordern, dass Ihr freigelassen werdet.«
    Berylina schüttelte schwach den Kopf und sah Rani schließlich mit einem schielenden Auge an. »Ich bin nicht als eine Frau des Königs hier. Ich bin eine Pilgerin.« Zum ersten Mal, seit Rani und Pater Siritalanu die Zelle betreten hatten, zeigte Berylina annähernd eine Empfindung: Ihre Unterlippe zitterte nicht nur vor Kälte, und Tränen traten in ihre Augen. »Ich bin eine Pilgerin, welche die Führung und den Segen all der Tausend Götter sucht.«
    »Ja, Mylady«, murmelte der Priester automatisch und bemühte sich noch immer, den Umhang fester um sie zu ziehen. Diese Aufgabe wurde durch seine offensichtliche Abneigung dagegen, sie zu berühren, noch erschwert.
    »Sie erheben Lügen gegen mich«, sagte Berylina, ihre Stimme voller kindlicher Überraschung.
    »Sie haben Angst«, sagte Pater Siritalanu.
    »Sie sind Narren«, fauchte Rani. »Wir werden diese Anklagen in der Dämmerung beilegen!«
    »Ich bin keine Hexe«, flüsterte Berylina. »Die Götter würden nicht zu mir sprechen, wenn ich eine Hexe wäre. Sie würden nicht zu mir kommen. Sie würden nicht zulassen, dass ich sie sehe. Sie höre. Sie schmecke…«
    »Ihr seid keine Hexe«, sagte Pater Siritalanu, aber er runzelte die Stirn. Er sprach weiter, aber seine Worte klangen so leise, dass Rani sie kaum hören konnte. »Mylady, Ihr solltet nicht darüber sprechen, dass die Götter zu Euch kommen. Nicht hier. Nicht jetzt.«
    »Ihr wisst, dass sie es tun, Pater.«
    »Ich weiß, dass Eure Gebete Kraft haben, Mylady.«
    Die Prinzessin lachte, und Rani bekam bei dem hohen, unheimlichen Klang eine Gänsehaut. Sie dachte an einen mitternächtlichen Sturm und den Wind, der das Stroh vom Dach zu heben versuchte. Sie dachte an die alte Glair, die Unberührbaren-Frau, welche die Gefolgschaft zu Hause in Moren führte und vorgab, wahnsinnig zu sein, wenn sie in eiskalten Eingängen kauerte.
    »Fürchtet mich nicht«, sagte Berylina, als sie wieder zu Atem kam, nachdem das Lachen verklungen war. Die Prinzessin blickte an Pater Siritalanu vorbei, wandte sich direkt an Rani. »Ich sehe die Götter wirklich und rieche sie auch. Ich schmecke und berühre und höre sie. Warum sollten sie sich vor allen meinen Sinnen verbergen? Sie sind allmächtig, oder? Sie können alles tun. Warum sollten sie darauf beschränkt sein, vor meinen Augen zu erscheinen?«
    »Mylady«, sagte Pater Siritalanu, »wir werden morgen darüber sprechen, wenn Ihr erst aus dieser Zelle herausgelangt seid. Dann werden wir Eure spirituellen Fragen erörtern. Im Moment solltet Ihr still bleiben…«
    »Still!«, keuchte Berylina. »Still! Bittet stattdessen besser darum, dass ich hier sitze, ohne nach Wasser zu stinken, ohne nach Mips Springbrunnen zu riechen. Bittet darum, dass ich nicht das Blut auf meinen Lippen schmecke! Bittet darum, dass ich nicht mein eigenes Herz gegen meine Lumpen schlagen höre!«
    »Bitte, Mylady!« Pater Siritalanu warf Rani einen verzweifelten Blick zu. »Bitte. Lasst uns Euch helfen. Lasst uns Euch in ein sauberes Gewand hüllen, in ein trockenes. Lasst Lady Ranita Euch zumindest darin dienlich sein.«
    Die Prinzessin warf den Kopf auf, als wäre sie ein Pferd, das gegen das Zaumzeug ankämpft. Dann hielt sie jedoch inne, wandte sich zu Pater Siritalanu um und hielt ihn mit einem glänzenden Auge fest. »Wenn Ranita mir dienlich sein wollte, gäbe es etwas, was sie tun könnte.«
    »Ja, Mylady?«, fragte Rani, die dem armen Wesen vor sich helfen wollte, auch wenn die Vehemenz der Prinzessin sie ängstigte.
    Berylina flüsterte: »Sprecht mit mir.«
    »Ich spreche bereits mit Euch.«
    »Nein! Hypnotisiert mich!«
    Rani erkannte die Absicht der Prinzessin in dem Moment, als Pater Siritalanu hörbar einatmete. »Mylady«, protestierte er laut genug, dass Rani befürchtete, der Wächter würde zurückkommen. Berylina ignorierte ihn jedoch, klammerte sich an Ranis Umhang wie an ein Seil, das ihr zugeworfen wurde, um sie vor dem Ertrinken zu retten.
    »Bitte, Ranita Glasmalerin. Ich möchte mich von Euch hypnotisieren lassen. Ich möchte die Tiefe meiner Andacht gegenüber den Tausend ausloten. Ihr habt mir Geschichten von den

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